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Der geheime Vortrupp – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Inspektor-Appleby-Serie (German Edition)

Der geheime Vortrupp – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Inspektor-Appleby-Serie (German Edition)

Titel: Der geheime Vortrupp – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Inspektor-Appleby-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Innes
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sollen.«
    Nerven hat er, dachte Sheila – Nerven wie Stahl. Wenn es wahr wäre – und im Augenblick scheint er mir zu glauben –, bedeutete das womöglich, daß er Hals über Kopf seine gesamte Organisation auflösen müßte. Wie wird er jetzt reagieren?
    Lässig blickte er auf die Uhr. »Lady Hern vielleicht?« fragte er.
    Das konnte eine Falle sein. Aber Sheila sah eine Chance, die das Risiko wert war. »Ja natürlich«, antwortete sie, »so hieß sie. Ich hatte den Wagen erkannt. Lady Herns Leichenwagen, sagt Mutter immer. Sie wissen ja, sie erlaubt nicht, daß er schneller als fünfzehn Meilen die Stunde fährt.« Sheila steckte die Beine unter den Sessel und nahm sich noch ein Stück Pfannkuchen.
    »Tatsächlich? Das hatte ich noch nie gehört.« Belamy Mannering erhob sich. »Ich glaube, wir holen Alaster noch einmal hinzu – wenn Sie nichts dagegen haben.«
    »Ich finde, Mr.   Mackintosh ist ein charmanter Mann.«
    Er ging nach draußen – in unverhohlener Eile. Und Sheila sprang auf. Lady Hern hatte ihren Zweck erfüllt: Der falsche Alaster würde ihm sofort sagen, daß er die Gefangene nicht aus den Augen gelassen hatte. Was bedeutete, daß ihr ungefähr zwei Minuten blieben. Sie griff zum Telefon.
    Und das Telefon war stumm. Natürlich. Alles gespielt … die Leitung war schon vorher irgendwo im Haus unterbrochen worden. Der erste Stich ging an den Gegner. Aber irgendwo in der Burg oder im Innenhof waren vielleicht noch Gäste. Sie lief zur Tür.
    Abgeschlossen. Er war auf Nummer Sicher gegangen. Mehr als eine halbe Minute blieb ihr nicht. Sheila lief zum Fenster, öffnete es und war auf der Terrasse. Noch immer keine Chance: an jedem Ende stand eine Wache, und im Augenblick, in dem sie hinaustrat, kamen sie gelaufen. Nur eine einzige Möglichkeit blieb: Sheila lief zur Balustrade und sprang.
    Darunter lag eine weitere Terrasse, und es war tief genug, daß sie recht unsanft landete. Aber sie war unverletzt. Vor ihr führten die breiten Steinstufen hinunter zum See. Von hinten kamen Rufe. Immer kamen von hinten Rufe: anscheinend gehörte das jetzt zu ihrem Leben dazu. Sie lief die Treppe hinunter und sprang in das Motorboot.
    Das wäre die Stelle, dachte sie, an der die Folge enden sollte. Wird die Heldin noch einmal davonkommen? Seien Sie nächste Woche wieder dabei. Sie hatte an Knöpfen gedreht und an Hebeln gezogen – es schienen die gleichen zu sein wie bei einem Automobil. Sie hatte sogar daran gedacht, die Leine zu lösen. Alles ohne Schwierigkeiten. Und jetzt – ja, jetzt ist der Heldin die Flucht gelungen – allerdings hält sie mit beträchtlichem Tempo direkt auf das Seeufer zu. Das Ruder herumgeworfen. Winken nicht vergessen.
    Sheila winkte.
    Rundum begann das Wasser zu kochen.
    Ein Maschinengewehr, dachte sie.

Kapitel 17
    Appleby sieht es von beiden Seiten
    »Nicht gekoppelt?« sagte Appleby. »Dann scheint es mir eindeutig genug.« Er wandte sich an einen der Männer, die in der Abenddämmerung zusammenstanden. »Meinen Sie nicht auch, Mackintosh?«
    Alaster Mackintosh nickte finster. »Unbedingt, kein Zweifel. Hier sind wir richtig.«
    »Selbst daß nur einer von beiden von sich aus ins Rollen kommt, ist so gut wie unmöglich«, sagte der Bahningenieur. »Aber daß einer losrollt und dann, unabhängig davon, der andere ebenfalls, das kommt vielleicht einmal« – er machte ein Gesicht, als rechne er es nach – »in zwei Millionen Jahren vor.«
    »So ist es«, sagte Appleby. Er war in den vorderen Wagen geklettert und sah sich mit einer Taschenlampe um. »Die Waggons sind von Menschenhand ins Rollen gebracht worden, und zwar einer nach dem anderen. Mit einem gewissen Abstand.«
    »Das lesen Sie hier aus dem Zustand der Wagen?« fragte Mackintosh.
    »Genau. Der erste Waggon kam ohne größeren Schaden zum Stehen. Das liegt daran, daß dieses Gleis, am Ende eines langen Gefälles, mit kräftigen Puffern ausgestattet ist, für den Fall des Falles. Es sind pneumatische Puffer; die Luft entweicht, wenn sie einen Stoß auffangen. Das Ventil ist geplatzt, deswegen haben sie sämtliche Luft verloren – ich habe mich vergewissert. Aber so etwas geht nicht auf einen Schlag. Es dauert ein paar Minuten. Daß der Aufprall des zweiten – der mindestens zwei Minuten nach dem ersten kam – solchen Schaden angerichtet hat, liegt daran, daß die Puffer inzwischen nicht mehr funktionstüchtig waren.«
    »Aber hätten nicht die Wagen« – der Einwand kam von Applebys eigener innerer Stimme –,

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