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Der geheime Vortrupp – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Inspektor-Appleby-Serie (German Edition)

Der geheime Vortrupp – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Inspektor-Appleby-Serie (German Edition)

Titel: Der geheime Vortrupp – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Inspektor-Appleby-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Innes
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in Gedanken noch ganz in Dabdab. Meine Hütte ist eher bescheiden, aber ich habe ein schönes Kaminfeuer brennen. Stolpern Sie nicht über den Baumstamm. Vorsicht, Stufe.« Sie traten in einen niedrigen, von Lampenlicht erhellten Raum voller Bücher und Angelgerät. »Wie schrecklich unordentlich es hier ist! Die Hütte gehört einem Freund, und ich darf wohl sagen, daß ich zumindest nicht allein für ihren Zustand verantwortlich bin. Dieser Sessel – warten Sie, ich nehme die Eier fort – ist recht bequem. Irgendwo« – er sah sich zweifelnd im Raum um – »habe ich auch Zigaretten. Leider nur Virginia, fürchte ich. Und vielleicht nehmen Sie ein Glas Wein? Oder sogar einen kleinen Whisky? Und ich hoffe, Sie werden es mir nicht als Impertinenz auslegen, wenn ich sage, daß ich den Eindruck habe« – und hier drehte Mr.   Hetherton, der auf der Suche nach etwas durchs Zimmer geisterte, sich zu Sheila um und blickte sie aufmerksam forschend an –, »daß Sie in Schwierigkeiten sind.«
    »Das bin ich. Mein Name ist Sheila Grant. Ich …«
    »Meine liebe Miss Grant, was freue ich mich, Sie wohlbehalten zu sehen. Im Rundspruch« – er wies in die Ecke, und Sheila sah, daß er auf ein Radio wies –, »hieß es, es werde verzweifelt nach Ihnen gesucht. Ich frage mich …« Mr.   Hetherton verstummte, als frage er sich nun, ob er denn ein Recht hatte, sich zu fragen.
    »Ich wurde entführt und konnte entkommen. Haben Sie ein Telefon? Einen Wagen?«
    »Keins von beiden. Es führt nur ein Feldweg her, und ein Pferdewagen kommt mich in einigen Tagen abholen.« Mr.   Hetherton musterte Sheila mit einem weiteren nachdenklichen Blick, dann ging er zu einem Schrank und begann energisch den Tisch zu decken. Dann sagte er mit Bestimmtheit: »Miss Grant, Sie sollten mir erzählen, was geschehen ist. Und zwar jetzt gleich.«
    »Ja.« Sheila war ein wenig schwindelig – vielleicht der Rauch des Torffeuers, der im Zimmer hing. »Alles fing damit an, daß ich mit anhörte, wie jemand in einem Zugabteil ein Gedicht rezitierte, ein Gedicht über einen Garten.«
    Die Augen, die Mr.   Hetherton zusammengekniffen hatte, als er sich der Frage widmete, welche von zwei alternativen Flaschen Sherry er nehmen sollte, rundeten sich ein wenig. »Zwei Gedichte über einen Garten; ein Mann namens Obstgarten geht verloren, ein anderer wird erschossen, ein Mädchen wird entführt. Ich habe einen Freund namens Appleby, der könnte Ihnen besser erklären, was das alles zu bedeuten hat.«
    »Ich muß sagen, das habe ich nicht …«
    »Mögen Sie Sardinen? Die Auswahl ist nicht groß, fürchte ich. Immerhin kommen sie tatsächlich aus Sardinien und nicht vom Nordkap.« Er zögerte. »Miss Grant, ich habe den Eindruck, Sie sind eine Frau mit starken Nerven. Ich sollte Ihnen nicht verschweigen, daß der letzte, der ein Gedicht über einen Garten mit anhörte – und es kann gut in einem Zugabteil gewesen sein –, erschossen wurde. Ermordet.«
    »Mich haben sie nur eingesperrt. Und ja, ich nehme gern Sardinen. Später gab es allerdings auch Maschinengewehrsalven. Das war, als ich mit dem Motorboot von Castle Troy floh. Die Burg ist ein Agentennest.«
    Mr.   Hetherton, der sich dem Öffnen der Sardinendose gewidmet hatte, blickte versonnen von dieser Aufgabe auf und horchte. Dann legte er den Dosenöffner ab, seine Hand ging zur niedrigen Decke, zum Schalter an der Lampenfassung, und sogleich war es stockfinster. »Verdunkelung, wie sie es nennen«, sagte er. »Ich fürchte, damit werden bald alle ihre Erfahrungen machen. Hinter Ihnen liegen zwei Decken. Nehmen Sie die. Ich habe den Sherry und die Sardinen, und hier ist ein Laib Brot. Warten Sie – eine Taschenlampe. Wir gehen zum Boot. Es gibt keine Straße um den See. Und auch keine, die auch nur in die Nähe des oberen Endes führen würde. Aber es gibt, wie gesagt, einen Weg zu diesem Cottage hier, und es kann gut sein, daß der Feind hier auftaucht. Vorsicht, Stufe. Hätte ich doch nur mehr Geistesgegenwart – einen Verstand, der rasche Entscheidungen fällt! Stolpern Sie nicht über den Baumstamm.«
    Sie standen vor der Tür der Hütte im Dunkeln. Und hörten von irgendwoher das Geräusch eines Motors, einen Wagen, der sich in hohem Tempo näherte.
    »Miss Grant« – Hethertons Stimme kam energisch und doch milde aus der Nacht –, »sie sind noch etwa eine Meile weit fort. Uns bleibt Zeit genug, sofern Sie das Boot in Gang bekommen. Das überlasse ich Ihnen. Ich habe noch etwas

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