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Der geheime Vortrupp – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Inspektor-Appleby-Serie (German Edition)

Der geheime Vortrupp – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Inspektor-Appleby-Serie (German Edition)

Titel: Der geheime Vortrupp – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Inspektor-Appleby-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Innes
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hieß gut zwanzig Meilen von Castle Troy. Die Hälfte mußte sie schon hinter sich haben. Und sie würde weiterfahren. Wenn sie ein Zeichen menschlicher Behausung fand, würde sie nachforschen. Aber wenn diese Einsamkeit anhielt, würde sie weiterfahren und versuchen, das Rätsel zu lösen. Vielleicht fand sie ja sogar an jenem Ort die so schwer zu findende Polizei. Vielleicht hatten sie den Hinweis gefunden, den sie in dem gestrandeten Bahnwaggon hinterlassen hatte, und wußten genug, daß sie ihn befolgen konnten.
    Immerhin würde sie den Mond zum Begleiter haben. Kurz nach Einbruch der Dunkelheit ging er auf – aber bis dahin wäre sie ohnehin längst am oberen Ende des Loch. Eine ganze Reihe von Lochs in Schottland waren an die zwanzig Meilen lang, aber abgesehen von Loch Ness und Loch Lomond war kaum einer länger. Höchstens noch zwanzig Minuten, wenn das Benzin reichte und sie keinen Fehler mit dieser fremdartigen Maschine machte, dann hatte das Boot sie so weit gebracht, wie man per Boot kommen konnte. Und dann …
    Abrupt wurde Sheila aus ihren Gedanken gerissen. Ein wenig vor ihr, nach links hin, war aus der Abenddämmerung ein einzelnes Licht aufgetaucht. Als das Boot näherkam, nahm das Licht eine goldgelbe Färbung an, und als sie noch näher herankam, dazu einen Umriß – die längliche Gestalt eines vorhanglosen Fensters. Sie stellte den Motor ab, und es war, als ob sie die Stille, die wie ein Vakuum zurückblieb, wo noch im Moment zuvor ohrenbetäubender Lärm geherrscht hatte, an ihrem Körper spürte. Dann vernahm sie ein leises Plätschern der Wellen am Bootsrumpf. Und dann eine Stimme.
    Sie ließ das Boot in Richtung Ufer gleiten und sah, wie ein zweites, größeres längliches Lichtfeld erschien. Eine Tür. Und in dieser Tür die Silhouette eines Mannes. Er sprach. Seine Worte kamen deutlich über das Wasser, und Sheila horchte angestrengt. Eine fremde Sprache.
    Inzwischen war das Boot auf etwa dreißig Meter an die einsame Gestalt herangeglitten. Sheila hatte schon die Hand ausgestreckt, um den Motor wieder zu starten, da hörte sie:
    »Dainonioi, muthous men huperphialous aleasthe pantas homos …«
    Eine fremde Sprache, aber eine, die beruhigender war, als alles Englisch je hätte sein können. Feindliche Agenten stehen nicht bei Sonnenuntergang an einem Seeufer in den Highlands und deklamieren altgriechische Verse. Immer noch hatte das Boot ein wenig Schwung, und Sheila ließ es auf etwa zehn Schritt herangleiten. Dann rief sie: »Ahoi! Wer da?«
    Der Mann stand in der Tür eines Häuschens, das offenbar direkt am Ufer lag. Auf Sheilas Ruf verstummte er, und einen Moment lang herrschte Stille. Dann sagte eine kultivierte Stimme: »Ich muß um Verzeihung bitten. Ich hoffe nur, ich habe Sie nicht erschreckt.«
    Wenn man bedachte, daß ihn gerade der Höllenlärm eines Motorboots aus seiner Ruhe gerissen und daß ihn jemand recht unvermittelt angesprochen hatte, war die Höflichkeit schon beinahe absurd. Sheila kam sich dumm vor, und entsprechend fiel ihre nächste Frage aus. »Sind Sie«, wollte sie wissen, »Brite?«
    »Brite?« Es schien, als müsse der Angesprochene die Frage erwägen. »Im heutigen Sinne des Wortes, Madam – ja. Ich bin Engländer.« Wieder trat Schweigen ein, und die Stimme fand wohl eine weitere Entschuldigung angebracht. »Vielleicht haben meine Worte Sie verwirrt. Ich rezitierte Homer – ich tue es oft, und wenn möglich im Freien, wenn ich bekümmert bin oder Neuigkeiten erfahre, die mich bedrücken.«
    »Neuigkeiten?« Zu dem Haus gehörte ein kleiner Steg, und Sheila legte an. »Es gibt schlechte Neuigkeiten?« Krieg, dachte Sheila. Womöglich haben sie die Forth-Brücke in die Luft gejagt. Und ich hätte es verhindern können.
    »Ja. Es kam gerade in den Nachrichten. Ein Unwetter in Dabdab. Eine Sintflut geradezu. Das ist das Ende der Expedition.«
    »Oh.«
    Wieder folgte eine Pause. Und dann sprach die Stimme weiter, als sei ihr aufgegangen, daß ein gewisses Informationsdefizit auszugleichen sei. »Sie müssen wissen, ich bin Archäologe, und ein solches Unglück wiegt für mich schwer. Mein Name ist Hetherton – Ambrose Hetherton.« Eine weitere Pause. »Ich glaube«, sagte Mr.   Hetherton, »es mird ein milder Abend.«
    Sheila lachte, ein wenig unsicher. »Würden Sie gestatten, daß ich an Land komme?« fragte sie. »Und – und ins Haus?«
    Mr.   Hetherton eilte ihr entgegen. »Bitte verzeihen Sie mir, daß ich nicht gastfreundlicher bin. Aber ich bin

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