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Der geheime Vortrupp – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Inspektor-Appleby-Serie (German Edition)

Der geheime Vortrupp – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Inspektor-Appleby-Serie (German Edition)

Titel: Der geheime Vortrupp – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Inspektor-Appleby-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Innes
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alles über eine Kleinigkeit, aber nicht mehr die sprichwörtliche Kleinigkeit über alles. Er ist Wissenschaftler, glaube ich. Orchard – ein Obstgarten. Er verschwindet, und Sie und mein Freund Appleby stoßen in einem Vers auf einen geheimnisvollen Garten. Ich denke mir, dieser Garten, das ist er. Er ist irgendwo hier in der Gegend, vermutlich nördlich von uns, und wir müssen annehmen, daß er in Gefahr ist … Sie sagen, sie haben mit dem Maschinengewehr auf Sie geschossen? Unglaublich ist das.«
    »Ach, ich weiß nicht.« Sheila angelte in der kleinen Dose und bekam eine Sardine am Schwanz zu fassen. »Man kann es verstehen. Es ist eine große Organisation, die sie in Troy haben, und es hieß entweder sie oder ich.«
    Hetherton brauchte einen Augenblick, um diesen saloppen Ausdruck zu deuten. »Und jetzt heißt es entweder sie oder wir.« Er hielt inne. »Ich bin so froh, daß Sie hier sind.«
    Sheila kaute ihre Sardine.
    »So ein Abenteuer habe ich mir immer gewünscht.« Die Gelehrtenstimme im Dunkel klang plötzlich wie die eines kleinen Jungen. »Aber natürlich hatte ich nie den Mut, es wirklich zu suchen. Es ist ein Geschenk des Schicksals, daß es jetzt kommt und mich sucht. Aber solche Reden« – die Sherryflasche wurde abgestellt, und die Stimme nahm einen leise und freundlich ironischen Ton an – »lassen sich gar zu sehr auf die romantische Stimmung dieser Nacht ein. Wir haben Arbeit zu tun.«
    »Wir gehen zum einsamen Born?«
    »Nein, das nicht. Wir müssen unsere Informationen weitergeben, und zwar an einem Ort, an dem man mehr als ein Maschinengewehr bräuchte, um es zu verhindern. Und das bedeutet Fortmoil, etwa zehn Meilen nördlich von hier. Was allerdings auch die Richtung ist, in der Ihr Born liegt, nehme ich an. Sofern Ihre Kräfte es erlauben, sollten wir jetzt aufbrechen und den Rest der Nacht nutzen. Denn wenn es, wie Sie sagen, eine große Organisation ist, dann werden sie auch eine beträchtliche Zahl von Männern aufbieten können, die nach uns suchen.«
    »Können sie hier herüberkommen?«
    »Die Straße nach Fortmoil kommt von Nordosten, das heißt, sie müssen einen großen Umweg fahren. Und auf unserem Weg haben wir fast durchweg Deckung: durch die Wälder hier ans obere Ende des Sees, die Ostflanke des Windvogels hinauf, über eine Art Paß, und dann kommen weitere Wälder bis fast zur Stadt.«
    »Dann sollten wir gehen.«
    »Ganz meine Meinung. Der Wald reicht bis ans Wasser, und der Grund ist steinig. Aber es gibt wenig Unterholz, und der Mond, wenn er uns noch eine Weile gewogen bleibt, scheint durch die Bäume … Die letzte Sardine ist für Sie.«
    »Wirklich?« Hetherton, fand Sheila, war angenehm präzise für die Art von weltfremdem Gelehrten, die er anscheinend war; in dieser knappen Zuweisung des letzten Bissens hatte die Präzision sogar Oberhand gegenüber seiner Höflichkeit gewonnen. »Aber ich darf auf keinen Fall noch mehr Sherry trinken.«
    »Für pede libero pulsanda tellus ist es wohl kaum der Zeitpunkt. Pedetemptim wäre das passendere Wort.« Hetherton gluckste glücklich, daß ihm dieser horazische Scherz gelungen war. »Die Lampe lassen wir besser aus. Achten Sie auf den Bootshaken. Vorsicht, hier ist Fels.« Er half Sheila an Land.
    Es war eine mühsame Kletterei, und die meiste Pfadfinderarbeit leistete Hetherton. Die frühen Morgenstunden waren kühl und still; der Mond ging unter, und sie tasteten sich voran. Der falsche Alaster, Belamy Mannering, Castle Troy: Sheila stellte fest, daß diese drei immer fordernder zwischen sie und die Dunkelheit traten. Sie versuchte sich vorzustellen, was kommen würde: Polizisten, Telefone, Automobile in Fortmoil; Orchard in seiner Klause, das Netz, das sich immer dichter um ihn zog; ihr eigenes Schicksal in den Händen eines Feindes, der überall lauern konnte. Aber immer wieder kamen Castle Troy und Belamy Mannering und der falsche Alaster zurück; sie spürte die Leidenschaft, die Disziplin, die all das ins Werk gesetzt hatte – die gelassene Perfektion, mit der alles ausgeklügelt war bis aufs Wort. Spionage war ein zu altmodischer Name dafür. Diese Leute waren etwas anderes, sie waren mehr. Sie waren ein Vortrupp, ein geheimer Vortrupp. Aber Vortrupp von was? Und laut fragte sie: »Aber von was?«
    »Bitte um Verzeihung?«
    Sheila erklärte es ihm.
    »Ja, ich verstehe, was Sie meinen. Zumindest in seinen Ausmaßen ist es neu. Ein geheimer Vortrupp, das beschreibt es gut.«
    »Es könnte die Moral im ganzen

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