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Der geheime Vortrupp – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Inspektor-Appleby-Serie (German Edition)

Der geheime Vortrupp – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Inspektor-Appleby-Serie (German Edition)

Titel: Der geheime Vortrupp – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Inspektor-Appleby-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Innes
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Er rührte sich nicht.
    »Gut.« Appleby zog sich Jacke und Hose des falschen Orchard über. Sheilas Blick wanderte zu der Öllampe; unauffällig war in die Kette, an der sie hing, ein elektrischer Draht geflochten. Ein Mikrofon oder etwas in dieser Art.
    Appleby schrieb am Tisch etwas auf ein Blatt Papier. Alle drängten sich um ihn und lasen. Hinter mir her, so schnell Sie können , schrieb er, sobald ich ein Dutzend Schritte vom Haus fort bin . Dann sprach er wieder. »Wir gehen jetzt in den Keller, Mackintosh. Stampfen Sie mit dem Fuß auf den Boden, wenn unser Freund ein Dutzend Schritte vom Haus fort ist – weiter lassen Sie ihn nicht gehen –, dann machen wir unseren Sprint auf der Rückseite.« Er nahm eine Tweedkappe, setzte sie sich schief auf den Kopf und gab ihnen Zeichen, sie sollten sich an der Haustür versammeln. »Gehen Sie zwölf Schritt in Ihrer üblichen Art«, sagte er, »dann kommen Sie zurück.« Er wartete etwa eine halbe Minute lang. Dann öffnete er die Tür und spazierte hinaus. Von irgendwo vor der Hütte kam ein Vogelruf.
    Sie warteten. Durch den Türspalt beobachtete Sheila, wie Appleby voranschlenderte, den Kopf gebeugt, die Hand nachdenklich ans Kinn gelegt. Die Situation war so plötzlich unübersichtlich geworden, daß sie nicht ganz sicher war, ob sie noch alles verstand. Er spielte den falschen Orchard, der vorgeblich eine Flucht durch den Garten deckte. Das hieß, der Feind würde sich auf die Rückseite des Hauses konzentrieren. In Wirklichkeit würden sie aber durch die Haustür fliehen, direkt hinter ihm her. Das war es. Ein Dutzend Schritte …
    Mackintosh faßte sie am Ellbogen. »Los!« rief er. Vor sich sahen sie Appleby, der einen Haken schlug und hinter einem Felsen in Deckung ging, den Revolver in der Hand.
    Schon waren sie auf seiner Höhe. »Den Hügel hinauf und über den Kamm«, rief er. »Dann folgen Sie auf der anderen Seite dem Höhenzug.« Er hielt das Cottage im Auge; eine Stimme rief aus dem Garten, eine zweite antwortete von weiter fort; dann krachte ein Schuß. Sie erklommen die andere Höhe des kleinen Tals. Mackintosh, der neben ihr lief, ließ sich plötzlich in die Heide fallen, und Sheila dachte, er sei getroffen. Doch auch er hatte seinen Revolver gezückt; sie blickte zurück und sah Appleby laufen; Mackintosh hatte übernommen und deckte seinen Rückzug. An beiden Seiten des Häuschens züngelten häßliche Flammen. Schon wieder unter Beschuß. Aber nun waren sie und Hetherton über den Hügelkamm, Appleby holte sie ein. »Lauft!« rief er, obwohl sie ja längst liefen. Und sie liefen.
    Die Schüsse, die aus zunehmender Ferne, aber noch deutlich zu hören gewesen waren, hörten auf. Appleby legte noch weiter an Tempo zu, und Sheila vermutete, daß es um mehr ging als nur Flucht. Sie hatten ein Ziel. Eine halbe Meile zu ihrer Rechten fiel ihr ein Gebäude auf, eine Scheune. Sie wies darauf. Appleby nickte. »Ihre Operationsbasis vermutlich. Aber was wir suchen, liegt eine Meile gen Morgen … Da ist der Teich.«
    Sheila hob den Kopf. Sie waren tatsächlich fast wieder am letzten einsamen Born; sie erkannte die Stelle wieder, an der einige Stunden zuvor der falsche Orchard auf sie gewartet hatte. Vor ihnen lief das Tal schmal und gerade weiter, und die Chancen standen gut, daß sie das Versteck des echten in dieser Richtung fanden.
    Schritte wurden hinter ihnen hörbar, und Sheila sah sich um und erblickte Mackintosh, der sie mit der Leichtigkeit des Langstreckenläufers ein- und dann überholte. »Sie haben die Verfolgung eingestellt«, keuchte er, »und laufen zu der Scheune. Wahrscheinlich haben sie da etwas, womit sie selbst auf Umwegen schneller sind als wir. Bis nachher.« Er zog an ihnen vobei, und bald hatte er sie auf dem Pfad am Teichufer weit hinter sich gelassen.
    Sheila mußte an das sinistre sechsrädrige Fahrzeug vom vorangegangenen Morgen denken. Ihre Lage, sagte sie sich, war aussichtslos – es sei denn, Appleby hatte Verstärkung in nächster Nähe. Und als sie das überlegte, sprach er auch schon. »Hetherton, kommen Sie noch mit? Ich habe noch eine zweite Waffe hier, da wäre es gut, wenn wir zusammenblieben. Vielleicht nur noch eine halbe Meile. Und wir sind ganz auf uns gestellt. Mackintosh und ich sind gefahren wie der Teufel. Es wird Stunden dauern, bis die anderen uns einholen.«
    Das war das. Sie war also wieder auf der Flucht. Diesmal in Begleitung eines Gelehrten, dem zusehends die Puste ausging, und eines zu allem

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