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Der geheime Vortrupp – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Inspektor-Appleby-Serie (German Edition)

Der geheime Vortrupp – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Inspektor-Appleby-Serie (German Edition)

Titel: Der geheime Vortrupp – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Inspektor-Appleby-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Innes
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würde.«
    »Kein Feuer ohne Rauch – jedenfalls bestimmt nicht in der Heide. Meinen Sie, wenn wir hinter der Hecke dort bleiben, können wir die Fässer unbemerkt nach oben rollen? Ziemlich zerzaust, aber vielleicht ist sie doch Deckung genug. Gepriesen sei der Kunstfreund, der aus dieser Einöde einen Garten machen wollte – wenn auch einen verlassenen … Miss Grant, Sie halten den Horizont im Auge.«
    Er ging mit Mackintosh nach draußen. Hinter sich hörte Sheila, wie Hetherton das Feuer schürte und einen Torfziegel nachlegte. »Es ist wirklich bemerkenswert«, sagte er, »wie schnell einem all das in Fleisch und Blut übergeht. Aber ich frage mich, würde das Interesse über einen längeren Zeitraum halten? Ganz unvermittelt bricht eine romantische, gefährliche Episode in ein Leben, man ist erregt, erhitzt, man spürt Furcht und Wut – alle erdenklichen Emotionen, die man sonst selten erlebt. Aber wissen Sie was? Wenn es immer so weiterginge, würde es mich irgendwann langweilen.«
    »Ich glaube, da können Sie ganz beruhigt sein.« Sheila lachte – obwohl sie es nicht wollte, denn Hetherton machte ganz den Eindruck eines Mannes, der sich das Geständnis einer schweren Verfehlung abrang. Gewiß war das Britische Museum der Mittelpunkt seiner Welt, mit Dabdab als exotischem Hintergrund, und nun mußte er feststellen, daß nicht einmal ein romantisches Abenteuer ihn so sehr locken konnte wie das. »Es kann nur noch eine Frage von Stunden sein. Wir fliehen hinunter zum Wasser, etwa eine Meile von hier. Oben auf dem Hügel – wir hoffen jedenfalls, daß alle oben auf dem Hügel sind – sitzt eine unbekannte Zahl von Männern mit Gewehren, die alles tun werden, um uns daran zu hindern. Ich glaube, groß ist die Gefahr nicht, daß es dabei langweilig wird.«
    Hetherton seufzte. »Meine Gedanken sind beschämend konventionell. Zum Beispiel kommt mir immer wieder in den Sinn, daß dies alles kein Abenteuer für ein Mädchen ist. Obwohl man sagen muß« – er lachte –, »daß Sie mit Sicherheit genau das Mädchen für dieses Abenteuer sind … Wie weit sind sie draußen?«
    Sheila, die den Blick nicht von den Anhöhen oberhalb des Gartens gewandt hatte, musterte nun kurz das Geschehen weiter unten. Appleby und Mackintosh hatten im Schutz der verwilderten Hecke, die den Gartenpfad säumte, zwei mittelgroße Fässer nach oben gerollt; nun kehrten sie auf allen vieren zurück. »Fast fertig.« Etwas kam ihr in den Sinn. »Was geschieht mit den Zeichnungen, Mr.   Hetherton? Wenn wir umkommen oder gefangengenommen werden und sie sie bei uns finden, wäre das das Ende der Formel. Aber wenn wir sie hier lassen, wo vielleicht das Feuer …«
    Ein leichtes Scheppern hinter ihr unterbrach sie. Es war Appleby mit einem leeren Benzinkanister. »Rollen Sie sie eng zusammen, Hetherton, dann müßten sie alle hier hereinpassen. Dann schrauben Sie den Deckel drauf. Am unteren Ende des Gartens ist ein Abfallhaufen mit nicht viel Brennbarem drumherum. Da werfen wir den Kanister hin. Und wenn auch nur einer von uns durchkommt …«
    »Appleby« – Hetherton unterbrach ihn, nun mit äußerst besorgter Stimme –, »sind Sie wirklich sicher, daß wir das Richtige tun? Wenn wir hierbleiben, besteht immerhin die Aussicht, daß diese Leute, die ja nichts von den Zeichnungen wissen, einfach abziehen, wenn die Flucht ihrer Freunde geglückt ist. Wäre das nicht verantwortungsvoller, selbst wenn es vielleicht bedeutet, daß wir die zwei Männer in ihrer Gewalt opfern?«
    »Nein.« Appleby schüttelte heftig den Kopf. »Nicht einmal wenn wir wüßten, daß wir uns auf Evans’ Geniestreich verlassen könnten – wenn wir sicher sein könnten, daß die Formel, wie sie dort steht, für andere verständlich ist, wäre das richtig. Orchard, Evans, Castle Troy sind unsere Ziele. Wir greifen an.«
    Schon war er wieder draußen. Hetherton widmete sich den Zeichnungen. Sheila hielt weiter den Hügel im Blick. Gras, Heide, einige Felsbrocken: der mittlere dieser Hügel stand über dem Kamm wie eine wehrhafte kleine Festung. Zwei-, dreimal war ihr, als rege sich etwas; einmal sah sie es – eine kurze Unterbrechung der Horizontlinie: ein Mann, der gebückt dort oben lief. Sie waren also tatsächlich da. Und da – ja – an dem großen Felsen ein metallenes Blitzen: sie legten ihre Waffen an. Die freie Sicht von oben blieb ihr großer Vorteil, selbst wenn Applebys Plan gelang, und es war nur natürlich, daß der Feind an diesem Ort seine

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