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Der geheime Vortrupp – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Inspektor-Appleby-Serie (German Edition)

Der geheime Vortrupp – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Inspektor-Appleby-Serie (German Edition)

Titel: Der geheime Vortrupp – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Inspektor-Appleby-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Innes
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selbst im Motorlärm noch deutlich zu hörenden Knall, war etwas eingeschlagen. Alle gingen in Deckung. Ein zweiter Schlag. »Schüsse«, sagte Mackintosh.
    »Nein.« Appleby steuerte das Boot landwärts. »Kein Blei. Das sind Steine. Der junge David … da .«
    Alle sahen zum Ufer. Tatsächlich kam zwischen den Bäumen, die bis fast hinunter ans Wasser reichten, ein großer junger Mann in Khakishorts hervor; Sheila stieß einen freudigen Ruf aus, und im gleichen Moment drehte er sich im Laufen um und schoß. Dick und seine Steinschleuder. Wieder lief er, und wieder drehte er sich um und zielte: einen Sekundenbruchteil lang sah sie die ganze Komposition wie ein Gemälde, eine üppige Leinwand, seltsam schön. Dann wurde es grotesk, absurd. Jemand war hinter Dick her. Und zwar eine alte Frau in Haube und langen Röcken. Wieder drehte er sich um. Und die alte Frau war stehengeblieben, hob den Arm … Mackintosh stieß einen Fluch aus; direkt vor Sheilas Nase zuckte ein Blitz, dann kam ein Knall, ein beißender Geruch; sie sah, wie Dick ins Wasser sprang und schwamm, und das, was wie eine alte Frau aussah, suchte hastig Schutz hinter einem Baumstamm … Keiner, sagte sie zu sich, muß der sein, als der er sich gibt; kein einziger. – Das Boot machte eine so heftige Wendung, daß es bis zur Reling ins Wasser tauchte, und setzte sich zwischen den Schwimmenden und das Ufer.
    »Alle hier auf diese Seite – ducken Sie sich.« Appleby, den Bootshaken in der Hand, lehnte sich weit über die Reling; alle taten es ihm nach, und das Boot hob sich auf der anderen Seite wie eine Brustwehr. Und sie holten Dick an Bord. Sheila bekam ein Bein zu fassen. Er lag neben ihr, japsend, durchnäßt. Es war verblüffend. Sie ließ los. Schließlich kannte sie ihn doch kaum. Dick.
    Er drehte sich zu ihr um. »Sheila, wieso sind Sie immer noch hier? Was ist passiert? Ich dachte, ich hätte das gut eingefädelt, daß Sie aus der Sache rauskommen.« Aber schon war sein Blick zu den anderen weitergewandert. »He, auf wessen Seite steht ihr überhaupt?«
    »Auf Ihrer«, sagte Appleby vom Ruder aus.
    Er warf den Kopf in den Nacken. »Sheila weiß, daß ich auf keiner Seite stehe. Ich bin da nur vorübergehend reingeraten.« Er setzte sich auf. »Hören Sie. Sie haben Orchard – in der Burg da. Aber in einem Cottage oben am Nordende …«
    »Das wissen wir.« Appleby nickte. »Wir haben es gefunden. Ihr halber Caravaggio steckt jetzt in einem Benzinkanister. Aber wir hätten auch gern den Mann dazu. Genauer gesagt sind wir unterwegs, um ihn zu holen. Sie standen ebenfalls auf dem Programm, aber da sind Sie uns zuvorgekommen.«
    »Es gibt eine Menge, wofür wir Sie beglückwünschen können«, übernahm Mackintosh – »nicht zuletzt dazu, daß wir Sie in Freiheit hier am Seeufer finden. Uns bleiben noch fünf Minuten, bis wir in die Gefahrenzone kommen. Würden Sie uns erzählen? … In der Flasche da ist übrigens Sherry. Und das hier – oh – ist der Eigentümer der Flasche. Mr.   Hetherton. Mr.   Evans.«
    Hetherton riskierte einen Blick über den Bootsrand; sie waren um eine kleine Landspitze gekommen, und die schießwütige Alte hatten sie weit hinter sich gelassen. Er richtete sich auf und strahlte Dick an. »Wie schön, Sie zu sehen. Ich freue mich, das darf ich sagen, darauf, mich zu einem geneigteren Zeitpunkt mit Ihnen zu unterhalten. Auch wenn meine Kenntnisse des Barocks nicht groß sind …«
    »Ich glaube …« sagte Appleby ungewohnt nachsichtig.
    Hetherton war verlegen. »Ja, natürlich. Mr.   Evans muß uns erzählen, was er weiß.«
    Grinsend rollte Dick sich zur Seite; er preßte Wasser aus seinen Hosen. »Ein Jammer«, sagte er, »auf den Barock zu verzichten nur wegen ein paar dreisten Spionen …«
    » Dreist? « fragte Hetherton interessiert. »Ein schönes traditionelles Wort. Ich frage mich …«
    Dick grinste von neuem. »Mr.   Hetherton, Sie sind schon wieder zu früh. Heben Sie sich das für heute abend nach dem Abendbrot auf. Als erstes wollte ich mich bei Ihnen allen bedanken. Sie kamen genau im richtigen Augenblick. Mit einer guten Schleuder, da nehme ich’s mit jedem Revolver auf. Aber der Bursche war ein echter Scharfschütze, und außer in Dekkung gehen konnte ich nicht viel tun. Als das Boot in Sicht kam, habe ich auf Sie geschossen, und als Sie dann Kurs auf die Küste nahmen, bin ich gelaufen. Tut mir leid für die alte Lady; der wird sicher Ärger kriegen, weil ich ihm entwischt bin. Die hatten

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