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Der geheime Zirkel 01 - Gemmas Visionen

Der geheime Zirkel 01 - Gemmas Visionen

Titel: Der geheime Zirkel 01 - Gemmas Visionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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zurückgekehrt. Wir stehen vollkommen unsichtbar im Marmorsaal.
    O Gott, wir sind durchdrungen von der herrlichen, schrecklichen Schönheit des Erlebten und Gescha u ten. Rings um uns ist die Bewegung im Raum zum schleppe n den Tempo eines leiernden Grammofons herabgesunken. Jedes Wort, das gesprochen wird, klingt tief und dehnt sich in die Ewigkeit. Mrs Nightwing sitzt in ihrem Sessel und liest den jüng e ren Mädchen aus David Copperfield vor. Ich kann der Versuchung nicht widerstehen. Ich berühre ganz leicht ihren Arm. Sie hört nicht auf zu lesen, aber langsam, langsam hebt sich ihre freie Hand und kratzt sich da, wo meine Hand war, ein Juckreiz wie von einem Insektenstich. Es ist mehr als seltsam.
    Pippa stößt einen kleinen Freudenschrei aus. »Sie kö n nen uns nicht sehen! Es ist, als wären wir gar nicht dal Oh, was möchte ich nicht alles tun …«
    »Warum tust du ’ s nicht?«, fragt Felicity, eine Auge n braue hochziehend. Dabei fasst sie nach dem Buch in Mrs Nightwings Händen und dreht es um. Mrs Nightwing braucht einen Moment, um zu b e greifen, was geschehen ist, und dann verschlägt es ihr die Sprache. Die Mädchen zu ihren Füßen halten sich die Hände vor den Mund, um das Kichern zu unterdrücken.
    »Warum ist alles so langsam?«, frage ich und stü t ze meine Hand gegen eine Marmorsäule. Die Säule windet sich unter der Berührung und ich ziehe meine Hand rasch zurück.
    Die Säule ist lebendig.
    Hunderte winzig kleiner marmorner Feen und Satyrn tummeln sich auf der Oberfläche. Ein grotesker kleiner Wasserspeier entfaltet seine Flügel und legt den Kopf schief. »Jetzt seht ihr die Dinge so, wie sie wirklich sind«, sagt er. »Die anderen meinen, das sei nur ein Traum. Aber sie leben in dem Traum, nicht wir.« Er spuckt und wischt seine Nase an seinem Flügel ab.
    »Pfui Teufel«, sagt Felicity. »Widerlich. Ich möchte ihm am liebsten den Hals umdrehen.«
    Kreischend schwingt sich der Wasserspeier höher die Säule hinauf.
    Ein schimmernder Elfenjunge mit gelben Augen lächelt mich an. »Warum befreist du uns denn nicht?«, raunt er leise.
    »Euch befreien?«
    »Wir sind hier gefangen. Befreie uns – nur für einen Augenblick, gerade lang genug, dass wir unsere Flügel ausbreiten können.«
    »Also gut«, sage ich. Die Bitte erscheint mir schließlich ganz verständlich. »Ihr seid frei.«
    Unter Kreischen und Johlen laufen die Feen, Elfen und Nymphen wie Wasser an der Säule hinab, w u seln auf dem Fußboden umher, um Käsekrümel, Re s te von Brot, eine einzelne Schachfigur aufzusa m meln. Es ist Wahnsinn, all diese Wesen um uns he r umflitzen und -fliegen zu sehen.
    »Du meine Güte!«, schreit Pippa.
    Ein Satyr von der Größe meines Daumens pirscht sich an ein Mädchen heran, das auf dem Teppich sitzt. Er hebt den Saum ihres Kleides, guckt darunter und lässt ihn mit einem lüsternen Grinsen wieder fallen. »So süß und pu m melig«, grunzt er.
    »Was für schmutzige Geschöpfe«, sagt Felicity l a chend. »Die jungen Damen von Spence sind zu einem sehr una n ständigen Fest geladen.«
    »Wir können das nicht zulassen«, sage ich und muss d a bei selbst über ihre zotigen Possen grinsen. Als der Satyr an der Wade des Mädchens hochkle t tert, nehme ich ihn mit den Fingern hoch. »O nein, das gehört sich nicht«, weise ich ihn lachend zurecht.
    Er windet sich in fluchendem Protest. Im Nu ve r wandelt sich sein Gesicht in eine dämonische Maske und er schlägt seine spitzen Zähne in die zarte Haut meines Handgelenks. Mit einem Schmerzensschrei lasse ich ihn fallen. Spielt mir m eine Fantasie einen Streich oder ist er plötzlich größer? Felicity stöhnt neben mir und nun weiß ich, dass es wahr ist –der Satyr wächst. Schon überragt er uns, sein gehör n ter Kopf berührt die Decke.
    »Wir wollen mal sehen, wie du schmeckst, süß oder bi t ter«, brüllt er mit einer tiefen, rauen Stimme.
    »Was geschieht da?«, schreit Pippa. »Mach, dass es au f hört!«
    »Hört sofort auf!«, brülle ich. Der Satyr lacht nur über unsere entsetzten Gesichter.
    Pippa fasst in panischer Angst nach mir. »Es fun k tioniert nicht! Warum funktioniert es nicht?«
    »Ich weiß es nicht!«, brülle ich zurück. Mit der Magie umzugehen ist schwieriger, als ich dachte.
    »Ich wusste, dass das keine gute Idee ist«, zetert Pippa. War nicht sie es, die erst vor wenigen Minuten darum g e bettelt hat?
    »Wir müssen sie auf die Säule zurückbringen«, kreischt Felicity.
    Ein Wasserspeier schwingt sich

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