Der geheime Zirkel 01 - Gemmas Visionen
auf mein Bein. Mit einer raschen Bewegung packe ich ihn an den Flügeln, laufe zum Kamin und halte das widerliche Biest über das Feuer. Er schreit vor Entsetzen.
»Sag mir, wie ich es rückgängig machen kann.« Er ve r flucht mich und ich halte ihn ein klein wenig ti e fer, bis die Flammen an seinen Beinen lecken. »Sag ’ s mir oder ich lass dich hineinfallen!«
Der Wasserspeier ruft seine Freunde zu Hilfe, aber der Satyr lacht nur. »Los, mach weiter. Was bedeutet schon ein Wasserspeier weniger auf der Welt? Das wird b e stimmt ein Heidenspaß!«
Ich halte die Kreatur noch ein paar Zentimeter tiefer. »Verrate es mir!«
Er brüllt wie am Spieß. »Ja, ja! Ich sag ’ s schon! Sprich mir nach: Für eure Lügen sollt in Marmor ihr schmachten …«
Eine Nymphe mit nackten Brüsten springt auf den K a minsims. »Du Bastard! Sei endlich still …«
»Und allzeit nach Erlösung trachten …«
Die Nymphe versucht, nach ihm zu schlagen, verfehlt ihn und fällt ins Feuer, das sie prasselnd und zischend ve r schluckt.
Der Wasserspeier schreit gellend, mit weit aufg e rissenen Augen: »Das war ’ s. So lautet der Spruch!«
»Los, mach schon! Sag es!«, brüllt Felicity. Der Satyr hat alle drei in eine Ecke getrieben.
Mein Mund ist staubtrocken. »Für eure Lügen sollt in Marmor ihr schmachten …« , beginne ich.
Ohrenbetäubendes Gekreische erfüllt den Raum. Den kleinen Bestien gefällt ihre Freiheit. Mein Herz schlägt g e nauso schnell wie ihre Flügel und der nächste Teil sprudelt aus mir heraus: »Und allzeit nach Erlösung trachten!«
Der Satyr schrumpft vor meiner Nase wieder auf Da u mengröße. Feen, Elfen, Nymphen, Wasserspeier und S a tyrn sausen lauthals fluchend durch die Luft an uns vorbei, fliegen zurück zu ihren Säulen und kleben daran fest. Sie bespucken und verfluchen uns. Langsam lässt sie der Marmor erstarren und verstummen. Nur ihre zornigen G e sichter und offenen Münder bezeugen noch, was gerade geschehen ist.
Ich zittere am ganzen Körper und bin in Schweiß geb a det. Wir alle sehen zum Fürchten aus.
Pippa schüttelt sich. »Ich mochte diesen Raum noch nie. Jetzt weiß ich, warum.«
»Ich glaube, ich habe für heute Nacht genug von M a gie«, sagt Felicity, während sie sich mit dem Handrücken über die Stirn wischt.
Nur Ann ist nicht dieser Meinung. Sie schleicht sich an Cecily und Elizabeth heran. »Ein kleiner Streich noch, ein letzter.«
»Was hast du vor?«, fragt Pippa.
Ann lächelt. »Nichts, was sie nicht verdient h a ben.«
30. Kapitel
» I c h denke … jetzt … ist es so weit«, sagt Felicity und zieht den Vorhang aus Schals beiseite, gerade im richtigen M o ment. Ein ohrenbetäubendes Kreischen von Cecily und El i za beth schlägt uns entgegen, gefolgt vom Aufschrei Mrs Nigh t wings: »Gütiger Himmel ! «
Cecily und Elizabeth sind vollkommen nackt, ihre Kle i der im Raum verstreut –ein Strumpf quer über das Sofa drapiert, ein Unterhemd zusammengeknüllt auf dem Fu ß boden. Unter gellendem Geschrei bedecken sie sich –w e nig erfolgreich –mit ihren Armen. Cecily versucht allen Ernstes, Elizabeth als menschlichen Schutzschild zu benu t zen, während Elizabeth weinend an Cecilys Haaren zieht.
»Was hat das bitte zu bedeuten!«, poltert Mrs Nigh t wing.
Der Raum brodelt wie ein Hexenkessel vom schockie r ten Gekicher der Mädchen, die mit ausgestrec k ten Fingern auf die beiden zeigen. Schließlich kommt ihnen Miss Mo o re zu Hilfe und hüllt ihre Nacktheit in eine Decke. Dann zieht Mrs Nightwing die zwei auf den Gang hinaus und wir können hören, wie sich ihre Stimme in geradezu opernreife Höhen erhebt.
»Also, das war eine Glanzleistung ! « Felicity wi e hert vor La c hen. Ann strahlt. Ihre Rache war in der Tat süß. In mir breitet sich jenes gewisse freudige Kribbeln über etwas aus, das ich später bereuen werde. Ich versuche, nicht da r über nachzudenken. Mein Blick fällt auf Miss Moore, die mich durchdringend ansieht. Wahrscheinlich ist es mein schlechtes G e wissen, das sich meldet, aber ich könnte schwören, dass sie weiß, was ich getan habe.
Soeben hat Pippa etwas gesagt, was erneut hyster i sches Gelächter hervorruft. Ich habe nicht mitb e kommen, was es war. Ich beobachte Miss Moore, die auf uns zukommt.
»Sind Sie unter die Hyänen gegangen?«, fragt sie und steckt ihren Kopf in das Zelt.
Wir versuchen uns zu beruhigen.
»Verzeihen Sie, Miss Moore. Wir sollten nicht darüber lachen. Diese Vorführung war äußerst sch o
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