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Der geheime Zirkel 01 - Gemmas Visionen

Der geheime Zirkel 01 - Gemmas Visionen

Titel: Der geheime Zirkel 01 - Gemmas Visionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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mit einem Ausdruck himml i schen Entz ü ckens vor sich hin.
    Ich bin so unbändig stolz auf sie. Wie konnte me i ne Mutter nicht wollen, dass wir uns dieser Magie bedienen? Wie konnte sie denken, wir seien noch nicht reif dafür?
    Mr Grünewald klatscht Beifall, als Ann geendet hat. Der Mann, dessen Hände sich bisher noch nie gefunden haben, um Applaus zu spenden, applaudiert Ann. Die ganze Kla s se stimmt ein. Auf einmal sehen sie Ann anders, sehen sie wir k lich. Und ist das nicht, was jeder möchte? Gesehen werden?
     

     
    Wir sonnen uns im Glanz dieses Tages, bis der Abend naht. Da spüren wir, wie der letzte Rest Magie aus unseren Kö r pern weicht und uns ein bisschen erschöpft zurücklässt. Mrs Nightwing misst Pippa während der abendlichen Fre i zeit mit einem krit i schen Blick.
    »Miss Cross, Sie sehen heute Abend ein wenig müde aus.«
    »Ich bin wirklich recht müde, Mrs Nightwing.« Pippa e r rötet. Mrs Nightwing hat keine Ahnung, was ihre Schüt z linge so treiben, während sie ihren She r ryrausch ausschläft.
    »Am besten, Sie gehen gleich zu Bett und halten Ihren Schönheitsschlaf. Bestimmt wollen Sie morgen so stra h lend wie möglich aussehen, wenn Mr Bumble kommt, um Ihnen seine Aufwartung zu machen.«
    »Verdammt, ich hatte völlig vergessen, dass er morgen k ommt«, jammert Pippa, als wir zu unseren Zimmern h i naufgehen.
    Ann streckt mit einer katzenartigen Bewegung ihre A r me über den Kopf. »Warum weist du ihn nicht ab? Sag ihm einfach, dass du nicht interessiert bist.«
    »Da würde meine Mutter vor Freude in die Luft gehen«, spottet Pippa.
    »Wir könnten ins Magische Reich zurückkehren und dich abgrundtief hässlich machen«, sagt Felicity.
    »Vergiss es!«
    Wir haben den oberen Treppenabsatz erreicht. Die D e cke ist vom Ruß der Gaslampen fleckig. Komisch, dass mir das bis jetzt noch nie aufgefallen ist.
    »Na dann. Sag deinem Traummann Ade und heirate e i nen Advokaten«, sagt Felicity höhnisch.
    Pippas schönes Gesicht ist von Kummer überschattet, aber nun hellt es sich langsam auf. Eine neue Entschlo s senheit ist auf ihrer Stirn zu lesen. »Ich könnte ihm einfach die Wahrheit sagen. Über meine Epilepsie.«
    Auch die Wände sind schmutzig. Lauter Dinge, die ich bisher nicht bemerkt habe.
    »Er will morgen um elf Uhr hier sein«, erklärt Pippa.
    Felicity nickt. »Dann geben wir ihm den Laufpass, ei n verstanden?«
    Gähnend streife ich im Vorbeigehen die wohlb e kannten, halb vergilbten Fotografien mit meinem Blick. Aber es ist eine Nacht der Entdeckungen. Eine der Fotografien in i h rem schmucklosen schwarzen Rahmen hat hinter dem Glas an g efangen, sich zu wellen. Es fehlt nicht mehr viel und das Foto zerfällt. Aber da ist noch etwas. Als ich genauer hinsehe, kann ich den dunklen Umriss an der Wand erke n nen, wo einmal ein fünftes Bild gehangen hat.
    »Das ist merkwürdig«, sage ich zu Ann.
    »Was?«
    »Schau da, an der Wand. Siehst du die Spuren? Da war noch ein anderes Foto.«
    »Na und? Vielleicht hatten sie es satt.«
    »Oder vielleicht ist es der Jahrgang 1871 – die fehlende Klasse von Sarah und Mary«, sage ich.
    Ann huscht gähnend in unser Zimmer. »Prima. Dann such es.«
    Ja, denke ich. Vielleicht werde ich das tun. Ich glaube nicht, dass es davon kein Foto gegeben hat.
    Ich glaube, es wurde entfernt.
     

     
    Mein Schlaf ist unruhig, angefüllt mit Träumen. Ich sehe in den Wolken das Gesicht meiner Mutter, sanft und schön. Die Wolken driften auseinander. Der Himmel verwandelt sich. Er ballt sich zu einem grauen Ungeheuer zusammen, mit tiefen Löchern als Augen. Alles verfinstert sich. Das kleine Mädchen erscheint. Das Weiß ihrer Schürze und das exotische Kleid darunter stechen aus der Dunkelheit he r vor. Sie dreht sich langsam um sich selbst und es beginnt zu regnen. Karten. Es regnet Tarotkarten. Sie fangen Feuer, während sie fallen.
    Nein, ich will diesen Traum nicht.
    Er verschwindet. Ich träume wieder von Kartik. Ein hungriger Traum. Unsere Lippen sind überall zugleich. Ein einziger fiebriger, wilder Kuss. Seine Hände zerren am Ausschnitt meines Nachthemds, legen die Haut darunter bloß. Sein Mund erkundet die geschwungene Linie meines Halses, mit ung e stümen kleinen Bissen, die fast wehtun, vor allem aber erregen. Wir rollen übereinander, ein Knä u el aus Händen und Zungen, Fingern und Lippen. In mir wächst eine Spannung, bis ich denke, es reißt mich in St ü cke. Und als ich das Gefühl habe, ich halte es keinen M o ment länger

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