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Der geheime Zirkel 01 - Gemmas Visionen

Der geheime Zirkel 01 - Gemmas Visionen

Titel: Der geheime Zirkel 01 - Gemmas Visionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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ckierend«, sagt Felicity, mühsam das Kichern in ihrer Stimme unterdr ü ckend.
    »Ja. Schockierend. Und sehr seltsam«, sagt Miss Moore. Wieder fällt ihr Blick auf mich. Ich starre zu Boden. »Darf ich hereinkommen?«
    »Ja, bitte«, antwortet Pippa und macht auch schon Platz im Zelt.
    »Ich war bisher noch nie in Ihrem innersten Heiligtum. Es ist hübsch hier drinnen.«
    »Ich weiß einen anderen Ort, der noch viel sch ö ner ist«, antwortet Felicity. Ich werfe ihr einen wa r nenden Blick zu.
    »Wirklich? Ein Ort, den ich kenne?«
    »Oh, das glaube ich nicht. Es ist ein geheimer Ort. Eine Art privates Paradies.« Felicity lächelt ve r träumt.
    »Dann verratet es mir lieber nicht. Ich weiß nicht, ob mir im Paradies zu trauen wäre.«
    Sie lacht herzlich, fast mädchenhaft. Ich versuche mir vorzustellen, wie Miss Moore als Mädchen g e wesen sein mag. War sie folgsam? Grausam? Rebe l lisch? Schüchtern? Hatte sie eine gute Freundin und einen Geheimplatz, wohin sie sich vor der Welt z u rückziehen konnten? War sie je so wie wir?
    »Was lesen Sie da?« Das Tagebuch liegt direkt vor ihrer Nase. Ann greift danach, aber Miss Moore ist schneller. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals, als Miss Moore das Tagebuch in ihren Händen herumdreht und einen prüfe n den Blick darauf wirft.
    Felicity reagiert prompt. »Es ist nur so eine alberne Li e besgeschichte. Wir haben es in der Bibliothek gefunden. Wie Sie es uns geraten haben.«
    »Ich habe Ihnen dazu geraten?«
    »In die Bibliothek zu gehen, meine ich.«
    Miss Moore schlägt das Buch auf. Wir wagen nicht, uns anzuschauen.
    › »Das geheime Tagebuch von Mary Dowd ‹ . Aha …« Ein Blatt fällt heraus und segelt zu Boden. »Was ist das?«
    Lieber Gott! Die Illustration ! Felicity und ich we r fen einander fast um, als wir uns beide gleichzeitig auf das verbotene Bild stürzen, um es aufzuheben, bevor sie es sich schnappt.
    »Nichts«, sagt Felicity. »Nur eine belanglose Kri t zelei.«
    »Ich verstehe.« Miss Moore blättert eine Seite um und dann noch eine.
    »Wir lesen uns abwechselnd laut vor«, erklärt Ann.
    Miss Moore hebt ihre Augen nicht von der Seite, wä h rend sie sagt: »Vielleicht leiste ich Ihnen heute Abend G e sellschaft. Würden Sie mir das Vergnügen machen?«
    Als könnten wir ablehnen.
    »Natürlich«, sagt Felicity mit belegter Stimme. »Ich ze i ge Ihnen, wo wir aufgehört haben. Ich gla u be, wir sind schon fast fertig.«
    Miss Moore überfliegt die Seite, die sie in Händen hält. Sie lässt sich Zeit und spannt uns endlos auf die Folter. Ich bin sicher, dass sie jeden Moment au f springen und Mrs Nightwing herbeiholen wird. Doch schließlich erfüllt ihre warme, tiefe Stimme das Zelt.
     

6. April 1871
    Was wir getan haben, kann nic h t ungesc h e h en gemac h t werden. Heute Nac h t bin ic h mit Sara h in den Wald gega n gen, der Mond stand dick und rund am Hi m mel. Es dauerte nic h t lange und Mutter Elenas kleine Toc h ter Carolina tri p pelte uns entgegen. Wir h atten ihr eine Puppe verspr o c h en.
    »Habt i h r mir mein Püppc h en zurückgebrac h t?«
    »Ja«, erklärte i h r Sarak. »Es ist sauber und neu und wartet gleic h h inter diesen Bäumen auf dic h . Komm, Car o lina, wir bringen dic h h in.«
    Es war eine sc h amlose Lüge, h inter der wir unsere en t setzlic h e Absic h t versteckten.
    Aber das Kind glaubte uns. Die Kleine na h m uns e re Hände und h üp f te vergnügt zwisc h en uns h er, die Melodie eines alten Volkslieds trällernd.
    Als wir die Schule erreichten, fragte sie: »Wo ist mein Püppchen ? «
    »Dort drinnen«, sagte ich und mein Herz wurde zu Stein.
    Aber das Kind fürchtete sich und weigerte sich hinei n zugehen.
    »Dein niedliches Püppchen vermisst dich. Und auße r dem haben wir herrliche Sahnebonbons«, sagte Sarah.
    »Und du darfst meine schöne weiße Schürze tragen«, sagte ich, streifte ihr die Schürze über und schloss die Bänder im Rücken. »Sieh nur, wie hübsch du bist.« Das heiterte sie beträchtlich auf und sie folgte uns in das Tur m geschoss des Ostflügels, wo wir unsere Kerzen anzündeten.
     
    Miss Moore macht eine Pause. Es ist totenstill im Raum. Das war ’ s wohl. Jetzt fehlt nur noch, dass sie das Buch z u klappt und es ins Feuer wirft. Aber sie hat nur aufgehört, um sich zu räuspern, und nach wenigen Sekunden fährt sie fort.
     
    »Wo ist mein Püppchen?«, quengelte die Kleine und Sarah warf ihr die alte Lumpenpuppe zu. Damit hatte sie nicht gerechnet und sie begann zu

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