Der geheime Zirkel 01 - Gemmas Visionen
sagt Ann.
»Nun gut«, seufzt Felicity nach einer Weile. »Ich hoffe, du erholst dich. Aber glaub ja nicht, dass du morgen Abend auch so leicht davonkommst.«
Ich habe nicht die Absicht, noch einmal meinen Fuß in das Magische Reich zu setzen. Weder morgen noch i r gendwann sonst.
33. Kapitel
D r Bumble gibt sich nicht so leicht geschlagen, wie wir gedacht hatten. Er ist zu Pippas Eltern gegangen und hat ihnen alles haarklein berichtet. Das Ehepaar Cross ist en t setzt, dass sie die Kontrolle über das Einzige verloren h a ben, was sie immer unter Kontrolle haben sol l ten –ihre Tochter. Ihr Pfand. Sie versicherten Mr Bumble, es handle sich um nichts we i ter als eine nervöse Überspanntheit eines jungen Mädchens, das seinem Hoc h zeitstag entgegenbangt, und das Ganze sei völlig aus der Luft gegriffen. Schließlich und endlich, wie könne ein so schönes Mädchen wie Pi p pa etwas anderes sein als ein Bild der Gesundheit? Mr Bumble akzeptierte ihre Erkl ä rung voll und ganz, da sie die Eltern sind und wir nur dumme Mädchen. In Spence hat die Sache jedoch ein Nachspiel. Deswegen sind wir vier in Mrs Nightwings Arbeitszi m mer versammelt. Unter den tadelnden Augen der Pfauenfede r tapete müssen wir uns Vorwürfe und Anschuldigungen a n hören und hilflos zusehen, wie sich unsere Freiheit lan g sam in alle Winde ze r streut.
Morgen wird Pippa mit ihren Eltern Spence verlassen und am Wochenende wird sie Mr Bumble he i raten. Hastige Vor b ereitungen haben begonnen. Die Ordnung wird wi e derhergestellt. Der Stolz hoc h gehalten. Wen kümmert das lebenslange Glück oder Unglück eines Mädchens, wenn es gilt, den Schein zu wa h ren?
Pippa starrt in ihren Schoß und kaut dabei, völlig ze r stört, heftig auf ihrer Unterlippe, während Mrs Nightwing Pippas Eltern und ihren Verlobten zu b e sänftigen sucht. Mrs Nightwing läutet die Küche n glocke und kurz darauf erscheint Brigid , schnaufend und keuchend vom raschen Treppensteigen.
»Brigid, bitte führen Sie Mr Cross und Mr Bumble in die Bibliothek und bieten Sie ihnen ein Glas von unserem be s ten Portwein an.«
Das freut die Männer. Sie lächeln selbstgefällig und we r fen sich in die Brust.
»Ich hoffe sehr, dass Sie dieses akzeptieren we r den, als Zeichen der Entschuldigung und meiner Versicherung, dass es keine weitere Misshelligkeit geben wird.« Mrs Nightwing wirft Mr Bumble aus dem Augenwinkel einen fragenden Blick zu.
Mrs Cross wedelt die Bedenken fort. »Glückl i cherweise wurde ja kein großes Unheil angerichtet.«
Mr Bumble kräuselt seinen Schnurrbart. »Ich bin ein vernünftiger Mann. Aber Sie sollten den Mä d chen viel straffere Zügel anlegen. Sie dürfen nicht ihren eigenen En t scheidungen überlassen werden. Das ist ungesund.«
Ich schließe die Augen und sehe im Geist Mr Bumble mit dem Kopf voran die lange Treppe hinu n tersausen und sich den Hals brechen, bevor er seinen Portwein schlürfen kann.
Es ist die reinste Ironie, dass wir jetzt bestraft werden, weil wir ihm die Wahrheit gesagt haben.
»Sie haben vollkommen recht. Ich werde mir Ihren Rat zu Herzen nehmen, Mr Bumble«, sagt Mrs Nightwing mit einer seltenen Geste der Kapitulation. Sie will ihn lediglich beruhigen, aber er ist viel zu aufgeblasen, um das zu b e merken.
Die Männer entfernen sich mit Brigid . Mrs Cross e r hebt sich und richtet ihre Handschuhe, indem sie sie hoc h zieht und die Falten glatt streicht. »Komm jetzt, Pippa. Wir mü s sen für das Hochzeitskleid Maß nehmen lassen. Ich denke, ein Duchess-Satin wird sich gut machen.«
Über Pippas zitternde Lippen kommt ein leises, verzwe i feltes Flehen. »Bitte, Mutter! Bitte zwing mich nicht, ihn zu heiraten.«
Mrs Cross verzieht ihren Mund zu einem hässl i chen, harten Strich, durch den sie zischt: »Du bist eine Schande für unsere Familie.«
»Miss Cross«, sagt Mrs Nightwing, zwischen sie tretend. »Sie werden eine wunderschöne Braut sein. Ganz London wird von Ihnen sprechen. Und nach Ihrer Hochzeitsreise, wenn Sie eine glückstrahlende junge Ehefrau sind und all das vergessen ist, dann kommen Sie uns besuchen.«
Mrs Cross ’ Gesichtszüge haben sich entspannt und ihre Augen füllen sich tatsächlich mit Tränen. Zär t lich fasst sie nach Pippas Kinn. »Ich weiß, dass du mich jetzt verachtest. Aber ich verspreche dir, eines Tages wirst du mir dankbar sein. Die Ehe verschafft Unabhängigkeit. Wirklich. Wenn du k lug bist, kannst du alles haben, was du willst. Und jetzt kümmern wir uns
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