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Der geheime Zirkel 01 - Gemmas Visionen

Der geheime Zirkel 01 - Gemmas Visionen

Titel: Der geheime Zirkel 01 - Gemmas Visionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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die Mühe gemacht, dir etwas zum Geburtstag zu schicken.«
    »Ich hasse dich.«
    Ein Chor entrüsteter Ohhhs ertönt von ihren Jüngeri n nen. Pippa wird zu meiner Überraschung ganz leise und sanft. »Nicht ich bin es, die du hasst, Fee. Ich bin ’ s nicht.«
    Mrs Nightwing rauscht wieder herein. Sie spürt die feindselige Stimmung im Saal wie einen Wette r wechsel. »Was ist hier los?«
    »Nichts«, sagen wir sofort wie aus einem Mund, rücken voneinander ab und schauen angestrengt vor uns auf den B o den.
    »Dann lasst uns weitermachen.« Mrs Nightwing senkt den Arm des Grammofons. Felicity fasst nach Anns Hand und Pippa und ich schließen uns an. Diesmal ist sie der Mann, also schlingt sie den Arm um meine Taille und nimmt meine rechte Hand in ihre linke. Wir tanzen nahe an den Fenstern, und während wir uns im Walzerschritt dr e hen, legen wir immer mehr Abstand zwischen uns und Ann und F e licity.
    »Ich habe etwas Schreckliches angerichtet«, sagt Pippa u nglücklich. »Wir waren wie Pech und Schwefel. Wir h a ben alles zusammen gemacht. Aber das war, bevor …« Sie ve r stummt. Wir wissen beide, wie der Satz endet: bevor du kamst.
    Gerade hat sie es geschafft, Felicity fertigzum a chen, und jetzt möchte sie mich auf ihre Seite ziehen. »Ich bin sicher, ihr seid morgen wieder ein Herz und eine Seele und das alles ist vergessen«, sage ich und wirble ein bisschen schneller herum als nötig.
    »Nein. Jetzt ist alles anders. Sie fragt dich, bevor sie mich fragt. Ich bin nur noch zweite Wahl.«
    »Das stimmt nicht«, sage ich und verstecke meine schlechte Lüge hinter einem verächtlichen halben Lachen.
    »Pass auf, dass sie deiner nicht bald überdrüssig wird. Der Fall ist tief.«
    Mrs Nightwing zählt laut, die Musik übertönend, den Takt, korrigiert unsere Schritte, unsere Haltung, jeden u n serer Gedanken, bevor er überhaupt Gestalt angenommen hat. Pippa bewegt mich über die Tan z fläche und ich frage mich, ob Kartik sich je vo r stellt, wie es wäre, sie in seinen Armen zu halten. Pippa hat keine Ahnung, welche Anzi e hung sie auf Männer ausübt, und ich würde mir wünschen, nur einmal diese Macht zu spüren. Wie gern würde ich von hier verschwinden und für eine Weile jemand anders sein.
    Was als Nächstes passiert, ist nicht meine Schuld. Z u mindest führe ich es nicht absichtlich herbei. Das Bedür f nis zu rennen hat irgendwie überhand genommen. Das b e kannte Kribbeln ist wieder da und es zieht mich tief nach unten, be v or ich die Kontrolle darüber gewinne. Aber di e ses Mal ist es anders. Ich falle nicht einfach, ich setze Fuß vor Fuß! Ich schre i te über eine flimmernde Schwelle in einen dunklen, von Nebel erfüllten Wald. Für einen M o ment, dort, zwischen zwei Welten schwebend, sehe ich das G e sicht von Pippa. Es ist blass. Voller Angst. Und mir wird klar, dass auch sie über die Schwelle tritt.
    Lieber Gott, was geschieht da? Wo bin ich? Wie kommt sie hierher? Ich muss dem Ganzen ein Ende machen, kann nicht zulassen, dass sie mit mir ins Bodenlose fällt.
    Ich schließe meine Augen und kämpfe mit allen Mitteln gegen den übermächtigen Ansturm der Vis i on an. Aber mein Widerstand reicht nicht aus, um zu verhindern, dass blitzartig Bilder aufflackern. Etwas Dunkles am Horizont. Ein Platschen. Und der Klang von Pippas im Wasser e r sticktem Schrei.
    Wir sind zurück. Ich ringe nach Atem, während meine Hand immer noch Pippas umklammert hält. Hat sie irgen d etwas gesehen? Kennt sie jetzt mein Geheimnis? Sie sagt nichts. Ihre Augen sind verdreht. Das Weiße darin ein Fl ü gelflattern.
    »Pippa?« Die Panik in meiner Stimme alarmiert Mrs Nightwing . Sie kommt rasch auf uns zu, während sich Pi p pas ganzer Körper versteift. Ihr Arm schwingt zurück auf ihre Brust und trifft mich dabei hart am Mund. Ich schm e cke Blut auf meinen Li p pen, wie heißes, flüssiges Kupfer. Mit einem hohen, durchdringenden Laut fällt Pippa zu B o den, ihr Körper bäumt sich auf und zuckt wie im Tode s kampf.
    Pippa stirbt. Was habe ich getan?
    Mrs Nightwing packt Pippas Schultern, drückt sie mit eiserner Kraft auf den Boden. »Ann, bringen Sie mir aus der Küche einen Holzlöffel! Cecily, Eliz a beth, holen Sie sofort eine Lehrkraft her! Nun geht schon –marsch!« Mich bellt sie an: »Halten Sie i h ren Kopf still.«
    Pippas Kopf schlägt unter meinen Händen hin und her. Pippa, es tut mir so schrecklich leid. Bitte, ve r zeih mir.
    »Helfen Sie mir, sie umzudrehen«, sagt Mrs Nightwing. »Sie

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