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Der geheime Zirkel 01 - Gemmas Visionen

Der geheime Zirkel 01 - Gemmas Visionen

Titel: Der geheime Zirkel 01 - Gemmas Visionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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Felicity.
    Pippa versucht sich schamhaft mit ihren Händen zu b e decken. Ihre Sittsamkeit ist übertrieben. Im Moment würde ich mich nicht den Teufel drum sch e ren, selbst wenn Prinz Albert höchstpersönlich hier auftauchte. Ich möchte nur immer so dahingleiten, losgelöst von der Zeit.
    »Wenn du ganz reinkommst, Pip, sieht keiner mehr e t was«, sagt Felicity.
    »Es ist so kalt!«, antwortet Pippa in der gleichen hohen Stimmlage wie zuvor.
    »Wie du meinst«, sagt Felicity und schwimmt weit hi n aus, bevor sie wieder umkehrt.
    Ann bleibt vollständig angezogen am Ufer. »Ich halte Wache«, sagt sie.
    Wir anderen haken uns ein, damit uns wärmer wird, hin u nd wieder berühren unsere Fußspitzen den sandigen B o den. Wir schaukeln auf und ab wie drei miteinander ve r bundene Bojen.
    »Was würde wohl Mrs Nightwing sagen, wenn sie uns jetzt so voller Grazie, Charme und Schönheit sehen kön n te?«, kichert Pippa.
    »Sie würde wahrscheinlich tot umfallen«, meint Ann vom Ufer her.
    »Hal«, sagt Felicity. »Der Wunsch ist der Vater des G e dankens.« Sie legt ihren Kopf in den Nacken und lässt ihr Haar auf dem Wasser schwimmen wie einen Strahlenkranz.
    Pippas Kopf fährt herum. »Habt ihr das gehört?«
    »Was gehört?« Durch das Wasser in meinen O h ren ist es schwierig, Geräusche auseinanderzuhalten. Aber jetzt höre ich es. Das Knacksen eines Zweiges hallt zwischen den Bäumen.
    »Da ist es wieder! Hast du ’ s gehört?«
    »Herrje«, krächzt Ann.
    »Unsere Kleider!« Pippa watet so schnell wie möglich aus dem Wasser und läuft zu unserem Kle i derbündel, um in ihr Mieder zu schlüpfen. Im selben Moment tritt Kartik zwischen den Bäumen hervor, einen behelfsmäßigen Kr i cketschläger in der Hand. Ich kann nicht sagen, wer e r schrockener ist –Kartik oder Pippa.
    »Wenden Sie Ihre Augen ab!«, kreischt sie nahezu hy s terisch, während sie verzweifelt versucht, sich mit dem bisschen Spitze und Stoff zu bedecken.
    Kartik gehorcht, zu überrascht, um zu widersprechen. Als e r sich umdreht, fange ich seinen Blick auf. Staunen und Ehrfurcht mischen sich darin. Als sei ihm wahrhaftig eine Göttin aus Fleisch und Blut e r schienen.
    »In früheren Zeiten hätten wir Sie niedergeworfen und Ihnen für das, was Sie gesehen haben, die Augen ausg e kratzt«, ruft Felicity wütend aus dem Weiher.
    Kartik sagt nichts. So plötzlich, wie er aufgetaucht ist, ist er wieder im Wald verschwunden.
    »Das nächste Mal«, sagt Felicity, während sie Pippa beim Anziehen hilft, »werden wir ihm die Augen auskra t zen.«
     

     
    Das Zimmer ist dunkel, aber ich weiß, dass sie nicht schläft. Kein Schnarchen ist zu hören.
    »Ann, bist du wach?« Sie reagiert nicht, aber ich gebe nicht auf. »Ich weiß, dass du ’ s bist, also kannst du genauso gut antworten.« Stille. »Ich gebe keine Ruhe, bis du mit mir redest.« Draußen verkündet e i ne Eule, dass sie in der Nähe ist.
    »Warum tust du dir das selbst an? Diese Schni t te?«
    Eine gute Minute lang erfolgt keine Antwort und ich denke schon, vielleicht ist sie schließlich doch eingeschl a fen. Aber dann flüstert sie mit erstickter Stimme, so leise, dass ich mich in der Dunkelheit anstrengen muss, um sie zu verstehen. »Ich weiß nicht. Manchmal fühle ich übe r haupt nichts und das macht mir solche Angst. Angst, dass ich ganz aufh ö ren werde zu fühlen. Dass ich einfach in mir selbst verschwinde.« Ein unterdrücktes Schluchzen ist zu hören. »Ich muss einfach irgendetwas spüren.«
    Die Eule sendet wieder ihren nächtlichen Ruf aus.
    »Du hörst auf damit«, sage ich. »Versprichst du mir das?«
    Wieder Schluchzen. »Ja.«
    Mein Gefühl sagt mir, ich sollte irgendetwas unterne h men. Meinen Arm um sie legen. Mich an sie schmiegen. Mir fällt nichts ein, was ich tun könnte, das uns nicht beide erschrecken und in Verlegenheit stürzen würde.
    »Wenn du es weiter tust, sehe ich mich gezwungen, de i ne Stickerei zu konfiszieren, und was machst du dann ohne die Genugtuung, dein kleines Hollä n dermädchen samt Windmühle in sieben verschiedenen Garnfarben zu volle n den, hmmm?«
    Sie lässt ein leises, glucksendes Lachen hören und ich bin erleichtert.
    »Gemma?«, sagt sie nach einer Weile.
    »Hmmm?«
    »Du wirst es niemandem sagen, nicht wahr?«
    »Nein.«
    Noch mehr Geheimnisse. Wie kommt es, dass ich auf einmal so viele bewahren muss? Ann dreht sich zufrieden auf die andere Seite und das vertraute Schnarchen setzt ein. Ich starre auf einen Fleck an der Wand,

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