Der geheime Zirkel 01 - Gemmas Visionen
Brigid die Scherben in ihre Schürze, » ‘ tschuldigung , Mrs Nightwing. Ich hol gleich einen B e sen.«
Mrs Nightwing fixiert Ann mit einem scharfen Blick. »Wo haben Sie nur ein so abwegiges Gerücht gehört?«
Ich rühre mit einer Konzentration in meinem Tee, mit der Nonnen ihre Gebete verrichten. Zum Teufel mit Ann und ihrer himmelschreienden Dummheit.
»Wir …« Mit einem raschen Tritt ans Schienbein schneide i ch ihr das Wort ab. »Ich k-k-kann m-mich n-n-nicht erinnern.«
»Unsinn! Wenn Ihnen jemand solche Geschichten e r zählt, will ich es sofort …«
Felicity rettet die Situation. »Ich bin froh, dass es nicht wahr ist und der Ruf von Spence über jeden Verdacht e r haben ist. Was für ein schrecklicher U n fall.« Bei dem Wort Unfall schaut sie Ann durc h dringend an.
»Ich glaube nicht im Geringsten an übernatürliche Di n ge«, sagt Mrs Nightwing verächtlich, indem sie ihren R ü cken streckt und ihren Stuhl zurückstößt. »Aber ich glaube an den gesunden Menschenver s tand von jungen Mädchen, der ihnen sagt, dass Schreckgespenster jedweder Art nichts mit dem Okkulten zu tun haben, sondern nur mit sehr re a lem Kummer. Ich frage Sie also noch einmal –hat Ihnen irgendjemand diesen Unsinn über Magie und de r gleichen in den Kopf gesetzt? Denn das werde ich nicht dulden.«
Ich bin sicher, dass sie über den Tisch hinweg das Hämmern meines Herzens hören kann, während wir alle unsere Ahnungslosigkeit in dieser Angelegenheit bete u ern.
Mrs Nightwing erhebt sich. »Wenn sich das Gegenteil herausstellt, werde ich die Verantwortlichen streng bestr a fen. Genug damit, es war ein langer Tag. Lassen Sie uns Gute Nacht sagen.«
Wir versprechen, gleich zu Bett zu gehen, und Mrs Nightwing zieht sich zurück.
»Bist du als Kind mal auf den Kopf gefallen?«, zischt Fel i city, sobald Mrs Nightwing draußen ist.
»Tut m-m-mir leid«, stottert Ann. »Warum wolltest du nicht, dass Mrs Nightwing von dem Buch weiß?«
»Damit sie ’ s konfisziert? Das fehlte gerade noch.«
Brigid kommt geschäftig wieder herein, ihre Hände an einem Geschirrtuch abtrocknend.
»Sie scheinen mir heute Abend ziemlich nervös, Br i gid«, sagt Felicity.
»Jawohl«, erwidert Brigid, während sie ein paar Krümel vom Tisch wischt. »Wenn man nur von den beiden redet, überläuft ’ s einen schon kalt. O ja, ich erinner mich gut an die zwei und sie waren keine solchen Unschuldsengel, wie es die Direktorin da r stellt.«
Wenn du etwas über eine Familie erfahren willst, frag die Dienstboten. Das pflegte mein Vater zu sagen. Ich fo r dere Brigid auf, sich neben mich zu se t zen. »Sie sollten sich einen Augenblick ausruhen, Brigid. Das wird Ihnen guttun.«
»Hab nichts dagegen. Oooh, meine armen Füße.«
»Erzählen Sie uns von den zwei Mädchen. Die Wah r heit«, sagt Ann.
Ein leiser Pfiff entschlüpft Brigids Lippen. »W a ren schlimme Mädchen, die zwei. Besonders diese Sarah. Frech, und wie. Ich war noch jung damals, hab selbst nicht übel ausgesehn . Hatte jede Menge Verehrer, die mich sonntags zum Kirchgang abho l ten. Bin immer zur Kirche gegangen, ob Regen, Schnee oder Sonnenschein, nichts konnte mich a b halten.«
Brigid ist nicht mehr zu stoppen. Wir könnten die ganze Nacht hier sitzen und uns Geschichten über ihre Frömmi g keit anhören.
»Und die Mädchen?«, werfe ich als Stichwort ein.
Brigid schaut mich missbilligend an. »Nur Geduld, ich komm gleich dazu, ja? Also, wie schon gesagt, sonntags ging ich zur Kirche. Aber eines Sonntags, da bat mich Mrs Spence, die der Engel des Herrn zu meiner Rechten war, o ja, Mrs Spence also bat mich, dazubleiben und mich um Sarah zu kümmern, die sich nicht wohlfühlte. Das war u n gefähr eine Woche vor dem Feuer.« Sie macht eine Pause, hustet d e monstrativ. »Mein Hals ist so trocken, dass ich fast keinen Ton mehr rausbringe.«
Ann bringt ihr pflichtschuldig eine Tasse Tee.
»Oh, bist ein gutes Mädchen, ja. Was ich euch jetzt e r zähle, werd ich mein Lebtag nicht vergessen. Und es darf diese vier Wände nicht verlassen. Schwört es.«
Wir schwören Stein und Bein und Brigid knüpft dort an, wo sie aufgehört hat. Sie genießt es, Hof zu halten.
»Wie man sich leicht denken kann, war ich gar nicht froh darüber, hierzubleiben. Mein damaliger Verehrer, Paulie, wollte mich abholen und außerdem hatte ich einen neuen Hut, aber ich kannte meine Pflicht. Sie werden das noch früh genug lernen, Miss Ann, wenn Sie erst mal eine feste Stellung
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