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Der geheime Zirkel 01 - Gemmas Visionen

Der geheime Zirkel 01 - Gemmas Visionen

Titel: Der geheime Zirkel 01 - Gemmas Visionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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verkneifen. Ich schaue weg, um nicht herauszuprusten .
    »Das war kein Walzer. Es war ein Menuett«, stellt Cec i ly sichtlich gekränkt richtig.
    Elizabeth betrachtet uns, als wüsste sie nicht, wer wir sind.
    »Warum schaust du uns an, als ob wir vom Mond k ä men?«, fragt Pippa.
    »Ich weiß nicht recht. Irgendetwas ist anders an euch.«
    Wir wechseln rasche Blicke.
    »Irgendetwas ist anders, stimmt ’ s? Kommt schon, wenn ihr ein Geheimnis habt, dann verratet es mir gefälligst.«
    »Das würde dir so passen«, sagt Felicity spitz. Das Licht, das durchs Fenster fällt, lässt den Staub in der Luft tanzen.
    »Pippa, Süße, du sagst es mir, nicht wahr?« Elizabeth legt ihren Arm um Pippa, die sich der Uma r mung entzieht.
    Cecily ist verstimmt. »Die alte Pip und die alte Fee hä t ten keine Geheimnisse vor uns gehabt.«
    »Aber diese alten Mädchen gibt es nicht mehr.« Felicity strahlt übers ganze Gesicht. »Sie sind tot und begraben. Wir sind neue Mädchen für eine neue Welt.«
    Und damit schieben wir uns an ihnen vorbei und lassen sie zurück wie den Staub, der langsam zu B o den sinkt.
     

     
    Miss Moore hat Leinwände für uns vorbereitet. Das heißt, sie hat Musselin straff über Rahmen gespannt und ein So r timent Ölfarben dazugestellt. Der Geda n ke an idyllische Strandszenen und Blumenarrang e ments liegt da nicht fern. Ich registriere die Schale mit Früchten, die auf dem Tisch in der Mitte des Raums steht. Also tatsächlich ein Stilll e ben.
    Wenn es um still leben geht, könnten wir genauso gut die Zukunft malen, auf die uns Spence Tag für Tag vorb e reitet. Von Miss Moore hätte ich Besseres erwartet.
    »Ein Stillleben?« Meine Stimme trieft vor Geringschä t zung.
    Miss Moore steht am Fenster. Ihre Silhouette ragt in den grauen Himmel wie eine Vogelscheuche. »Höre ich Unz u friedenheit in Ihrer Stimme, Miss Doyle?«
    »Das ist keine besonders tolle Herausforderung.«
    »Die größten Künstler der Welt fanden es nicht unter i h rer Würde, von Zeit zu Zeit Stillleben zu m a len.«
    Dem kann ich nicht widersprechen. Aber so leicht gebe ich mich nicht geschlagen. »Wie viel Herau s forderung steckt in einem Apfel?«
    »Das wird sich zeigen«, sagt sie und reicht mir einen Malerkittel.
    Felicity inspiziert die Schale mit Früchten. Sie sucht e i nen Apfel aus und beißt krachend hinein.
    Miss Moore nimmt ihr den angebissenen Apfel aus der Hand und legt ihn in die Schale zurück. »Miss Worthin g ton, bitte nehmen Sie zur Kenntnis, dass das Anscha u ungsmaterial nicht zum Essen da ist, sonst sehe ich mich gezwungen, das nächste Mal Wachsfrüchte zu verwenden, und dann möchte ich Ihre Gesichter sehen.«
    »Also schließlich doch ein Stillleben«, seufze ich, wä h rend ich meinen Pinsel in die rote Farbe tauche.
    »Mir scheint, ich befinde mich inmitten einer R e bellion. Das letzte Mal schienen Sie dem Malen nicht so abgeneigt zu sein.«
    Felicity setzt wieder ihr ironisches Lächeln auf. »Wir sind nicht mehr dieselben wie beim letzten Mal. Tatsäc h lich sind wir von Grund auf verändert, Miss Moore.«
    Cecily zieht laut die Luft ein. »Versuchen Sie nicht, mit denen zu diskutieren, Miss Moore. Die sind heute einfach unmöglich.«
    »Ja«, sagt Elizabeth in einem hämischen Ton. »Sie sind neue Mädchen für eine neue Welt. War das nicht so, Pi p pa?«
    Wieder werden heimliche Blicke getauscht, die Miss Moore nicht verborgen bleiben. »Ist das wahr, Miss Doyle? Dass wir mitten in einer privaten Rev o lution sind?«
    Sie hat mich überrumpelt. Es ist immer ein seltsames Gefühl, am anderen Ende von Miss Moores Mikroskopli n se zu sein. Als wüsste sie, was ich de n ke. »Ja, stimmt«, sage ich schließlich.
    »Sehen Sie, was ich meine?«, murrt Cecily.
    Miss Moore klatscht in die Hände. »Ich gebe mich g e schlagen. Es könnte nicht schaden, einmal etwas Neues zu versuchen. Die Leinwände gehören für eine Stunde Ihnen, meine Damen. Malen Sie, was Sie wollen.«
    Wir brechen in ein Freudengeheul aus. Der Pinsel in meiner Hand fühlt sich auf einmal leichter an. Nur Cecily ist nicht glücklich.
    »Aber, Miss Moore, bis zum Familientag sind es nur noch zwei Wochen und ich werde nichts Anständiges vo r zuzeigen haben«, beschwert sie sich.
    »Cecily hat recht, Miss Moore«, sagt Martha. »Es ist mir egal, was sie wollen. Ich kann meiner Familie keine prim i tive Zeichnung von einer Höhlenwand zeigen. Sie w ä ren entsetzt.«
    Miss Moore hebt ihr Kinn und schaut von oben auf sie hinunter.

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