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Der geheime Zirkel 01 - Gemmas Visionen

Der geheime Zirkel 01 - Gemmas Visionen

Titel: Der geheime Zirkel 01 - Gemmas Visionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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von dir.«
    Ihre Finger berühren meine Wangen so leicht wie der leiseste Hauch und ich kann die Tränen nicht z u rückhalten. Sie küsst mich auf die Stirn, dann neigt sie den Kopf, um mir direkt ins Gesicht zu sehen. »Ich werde dich nie verla s sen, Gemma.«
    Sie dreht sich um und steigt den Hügel hinauf, die Hand des Kindes in ihrer. Sie gehen dem Sonnenuntergang en t gegen, bis sie mit ihm verschmelzen und nichts mehr bleibt als das Reh und ich und der for t dauernde Duft von Rosen.
     

     
    Als ich zu meinen Freundinnen zurückkomme, to l len sie herum wie glückliche Irre.
    »Seht euch das an!«, sagt Felicity. Sie bläst sanft gegen einen Baum und seine Rinde wechselt von Braun zu Blau zu Rot und wieder zurück.
    »Schaut her!« Ann schöpft Wasser aus dem Fluss und es wird in ihren Händen zu goldenem Staub. »Habt ihr das gesehen?«
    Pippa räkelt sich in einer Hängematte. »Weckt mich, wenn es Zeit ist zu gehen. Halt, ich hab mir ’ s anders übe r legt, nein, weckt mich nicht. Der Traum ist zu göttlich.« Sie streckt die Arme über den Kopf, lässt ein Bein über den Rand der Hängematte baumeln und macht es sich gemü t lich.
    Ich bin überdreht und erschöpft. Ich möchte auf mein Zimmer gehen und hundert Jahre schlafen. Und ich möchte zurück in das Tal und für immer dort bei meiner Mutter bleiben.
    Felicity legt ihren Arm um mich. »Wir müssen einfach morgen wiederkommen. Stell dir vor, die eingebildete C e cily könnte uns jetzt sehen. Bestimmt würde es ihr leidtun, dass sie nicht mitmachen wol l te.«
    Pippa lässt einen Arm herabfallen, um ein paar Beeren zu pflücken.
    »Nicht!«, schreie ich und schlage sie ihr aus der Hand.
    »Warum nicht?«
    »Wenn du sie isst, musst du für immer hierble i ben.«
    »Kein Wunder, dass sie so verlockend aussehen«, sagt sie.
    Ich strecke meine Hand aus. Unwillig lässt sie die restl i chen Beeren hineinfallen und ich werfe sie in den Fluss.

23. Kapitel
     
    W i r schlafwandeln durch den Tag, mit einem ve r zückten Lächeln auf dem Gesicht. Die anderen Mä d chen sausen in den Gängen an uns vorbei. Wir schweben durch sie hindurch, von einer Unte r richtsstunde zur nächsten, wahren den Schein, ohne inne r lich beteiligt zu sein. Wir halten die vergangene Nacht l e bendig, indem wir uns heimliche Blicke zuwerfen und ve r schlüsselte Bemerkungen fallen la s sen, die unsere Lehrer verblüffen und uns Eing e weihten ein Grinsen entlocken.
    Wir verstehen einander. Wir haben ein Geheimnis.
    Kein schreckliches Geheimnis wie das, das ich mit me i ner Familie und mit Kartik teile, vielmehr ein köstlich ve r botenes Geheimnis, das uns verbindet. Vorfreude pulst durch unsere Adern und stellt unsere Geduld auf eine harte Probe. Wir können nichts a n deres tun, als den Tag hinter uns zu bringen und auf den Abend und die Nacht zu wa r ten, in deren Schutz wir durch das Tor aus Licht wieder in das Magische Reich eintreten können. Wir sind wie eine einzige Person. Es gibt keine Außenseiterinnen, keine St ö renfriede bei unserem Erlebnis.
    In der Musikstunde labert Mr Grünewald die ga n ze Zeit ü ber die Bedeutung der Zauberflöte. Eliz a beth, Cecily und Martha lauschen aufmerksam wie brave Mädchen, die sie sind, machen sich sorgfältig Notizen, wobei sich ihre Kö p fe im Takt heben und senken. Lauschen, schreiben, la u schen, schreiben.
    Wir notieren uns kein einziges Wort. Wir sind a n derswo, in einem Land, wo wir alles sein können, was wir wollen. Mr Grünewald ruft Cecily ans Kl a vier, damit sie uns das Stück vorspielt, das sie für den Familientag einstudiert hat. Ihre Finger exerzi e ren ein fleißig geübtes, notengetreues Menuett.
    »Ah, gut, Miss Temple. Sehr präzise.« Mr Grün e wald ist erfreut, aber wir wissen jetzt, wie sich richtige Musik a n hört, und es fällt uns schwer, Interesse am bloß Mittelm ä ßigen und Gefälligen vorzutä u schen.
    Nach der Stunde behauptet Cecily, sie habe fürc h terlich schlecht gespielt. »Oh, ich hab ’ s einfach ve r patzt, findet ihr nicht? Sagt die Wahrheit.«
    Martha und Elizabeth protestieren und sagen, sie war brillant.
    »Was meinst du, Fee?« Es ist leicht zu durchschauen, dass sie Felicitys Lob hören will.
    »Sehr nett«, sagt Felicity, mehr nicht.
    »Nur nett?« Cecily zwingt sich zu einem Lachen, das die Sache herunterspielen soll. »Meine Güte, dann muss es ja wirklich fürchterlich gewesen sein.«
    »Es war ein hübscher Walzer«, sagt Felicity. Sie kann sich das Grinsen kaum

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