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Der geheime Zirkel 01 - Gemmas Visionen

Der geheime Zirkel 01 - Gemmas Visionen

Titel: Der geheime Zirkel 01 - Gemmas Visionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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die mich umfangen. Ich kann das Rosenwasser auf ihrer Haut riechen.
    Alles verschwimmt vor meinen Augen. »Oh, Mu t ter, du bist es. Du bist ’ s wirklich.«
    »Ja, Liebling.«
    »Warum bist du so lange vor mir weggerannt?«
    »Ich war die ganze Zeit hier. Du warst diejenige, die g e rannt ist.«
    Ich verstehe nicht, was sie meint, aber das spielt keine Rolle. Es gibt so viel, was ich sagen möchte. So viel, was ich fragen möchte. »Mutter, es tut mir leid.«
    »Schhh«, sagt sie und streicht mein Haar glatt. »Das a l les ist Vergangenheit. Komm. Lass uns einen Spaziergang machen.«
    Sie führt mich durch eine Grotte, vorbei an einem weiten Kreis hoher, schlanker Kristalle, zerbrechlich wie Glas. Wieder draußen sehe ich ein Reh umhe r springen. Es bleibt stehen, um an den Beeren in Mu t ters hohler Hand zu schnuppern. Es nascht davon und wendet mir dabei seine sanften braunen Augen zu. Furchtlos bahnt es sich langsam seinen Weg durch hohes, üppiges Gras und lässt sich unter einem Baum mit einem breiten, knorrigen Fuß nieder. In mir streiten sich so viele Fragen, dass ich nicht weiß, mit welcher ich anfangen soll.
    »Was genau ist das Magische Reich?«, frage ich. Das Gras fühlt sich so verlockend an, dass ich mich darin auf die Seite lege, den Kopf in meine Handfl ä che gestützt.
    »Eine Reich aus vielen verschiedenen Welten. Ein Ort, wo alles möglich ist.« Mutter setzt sich nieder. Sie pustet die Samen eines Löwenzahns fort. Ein Schneegestöber weißer Schirmchen zerstiebt im Lufthauch. »Der Ort, wo sich der Orden des aufg e henden Mondes einfand, um in sich zu gehen und die Dinge zu überdenken; um seine M a gie und s ich selbst anzuspornen, um durchs Feuer zu gehen und neu zu erstehen. Jeder kommt von Zeit zu Zeit hie r her –im Traum, bei der Geburt von Ideen.« Sie macht eine Pause. »Im Tod.«
    Meine Beine werden schwach. »Aber du bist nicht …« Tot. Ich bringe mich nicht dazu, es auszuspr e chen. »Du bist hier.«
    »Ja, jetzt.«
    »Woher weißt du das alles?«
    Mutter dreht sich von mir weg. Sie streichelt die Nase des Rehs mit beruhigenden, sanften Strichen. »Zuerst wusste ich gar nichts. Als du fünf warst, kam eine Frau zu mir. Ein Mitglied des Ordens. Die sagte mir alles. Dass du etwas Besonderes seist –das ihnen verheißene Mädchen, das die Zauberkunst des Magischen Reichs wiedererw e cken und dadurch dem O r den seine Macht zurückgeben könne.« Sie hält inne.
    »Was ist?«
    »Sie sagte mir auch, dass Circe nie aufhören würde, nach dir zu suchen, um die Macht der Magie allein für sich zu b e halten. Ich hatte Angst, Gemma. Ich wollte dich beschü t zen.«
    »Ist das der Grund, warum du mich nicht nach London lassen wolltest?«
    »Ja.«
    Magie. Der Orden des aufgehenden Mondes. Ich, das i h nen verheißene Mädchen. Mein Kopf kann das alles kaum fassen.
    Ich schlucke schwer. »Mutter, was geschah an jenem Tag, in dem Laden? Was war dieses … dunkle Etwas?«
    »Einer von Circes Spionen. Ihr Spürhund. Ihr Mordg e selle.«
    Ich kann sie nicht ansehen. Ich falte einen Grashalm zu einer Ziehharmonika. »Aber warum hast du …«
    »Warum ich mich getötet habe?« Ich schaue hoch und begegne wieder diesem durchdringenden Blick, den ich so gut kenne. »Damit er keinen Anspruch auf mich erheben kann. Hätte er mich lebend in seine Fänge bekommen, w ä re ich verloren gewesen, ein dunkler Schatten wie er.«
    »Und Amar?«
    Mutters Mund nimmt einen gespannten Zug an. »Er war mein Beschützer. Er hat sein Leben für mich geopfert.«
    Mich schaudert, wenn ich mir vorstelle, was aus Kartiks Bruder geworden sein mag.
    »Machen wir uns damit jetzt nicht das Herz schwer«, sagt Mutter, während sie mir ein paar ve r irrte Haarsträhnen aus dem Gesicht streicht. »Ich werde dir sagen, was ich weiß. Wenn du alles erfa h ren willst, musst du die anderen aufsuchen, um den Orden neu zu gründen.«
    Ich setze mich auf. »Es gibt andere?«
    »O ja. Als das Magische Reich geschlossen wurde, sind alle Eingeweihten untergetaucht. Manche haben vergessen, was sie wussten. Andere haben sich d a von losgesagt. Aber einige sind dem Orden treu geblieben und warten auf den Tag, an dem die Pfo r ten wieder geöffnet werden und sie sich die Magie wieder zu eigen machen können.«
    Schwankende Grashalme kitzeln meine Fingerspitzen. Alles scheint so unwirklich – der Sonnenuntergangshi m mel, der Blütenregen, die laue Brise und meine Mutter, zum Greifen nahe. Ich mache meine Augen zu und wieder auf. Sie ist

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