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Der geheime Zirkel 02 - Circes Rueckkehr

Der geheime Zirkel 02 - Circes Rueckkehr

Titel: Der geheime Zirkel 02 - Circes Rueckkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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Fingern durchs Haar fahren –eine nervöse A n gewohnheit –, aber in Anbe t racht seiner Handschuhe und der Pomade überlegt er es sich anders. Es folgt ein übertriebenes Räuspern. Ich mache mir ernsthafte Sorgen um ihn. Schlie ß lich g e horcht ihm seine Stimme.
    »Meine Damen und Herren , darf ich um Ihre geschätzte Aufmerksamkeit bitten. Ich freue mich , dass Sie in einer so kalten Nacht den Weg hierher gefunden haben. Zum Dank hat die Musik-und Schauspieltruppe des K ö niglichen Bethlehem-Hospitals eine kleine Darbietung für Sie vorbereitet. Und nun , ah , äh … übergebe ich an die Aufführenden.«
    Erleichtert , es hinter sich gebracht zu haben , tritt Tom unter höflichem Applaus ab. Ich stelle fest , dass ich Miss McChennmine aus den Augen verloren habe. Eine kalte Angst kriecht mir über den Rücken.
    »Ich sehe Miss McChennmine nicht mehr« , flüstere ich F e licity zu. »Siehst du sie?«
    Felicity reckt den Hals. »Nein. Wo willst du hin?«
    »Sie suchen« , sage ich und tauche in der Menge unter.
    Als Mrs Sommers eine Melodie auf dem Klavier kli m pert , durchstreife ich den Raum. Mrs Sommers ’ Klavie r spiel ist eine ziemliche Beleidigung für die Ohren , trot z dem klatschen die Leute Beifall. Danach steht sie uns i cher auf , verbeugt sich lächelnd , wobei sie sich die Hand vor den Mund hält. Als sie anfängt , an ihrem Haar zu ziehen , bittet Tom sie freundlich , sich niederzusetzen. Der unheimliche Mr Snow trägt eine n M onolog aus Shakespeares Drama Ein Wintermärchen vor. Er hat eine bühnenreife und geschulte Stimme und ich wäre durc h aus beeindruckt , würde ich mich nicht an seinen Auftritt von vorhin erinnern.
    Ich habe schon den halben Saal abgesucht , aber Miss McChennmine habe ich noch nicht erspäht. Nell Ha w kins wird vorgestellt. In ihren besten Kleidern , das Haar straff nach hinten gebunden , sieht sie wie ein niedliches , puppenhaftes Ding aus. Hübsch wie das lachende kleine Mädchen , das ich in meinen Visionen gesehen habe. Das Blumensträußchen hat sie an ihre Bluse geheftet. Es lässt sie noch winziger ersche i nen.
    Nell steht da und starrt auf die Menge , bis die Leute ve r wirrt murmeln: Was macht sie? Gehört das zu ihrer Vorste l lung?
    Ihre geisterhafte , wie eine zerkratzte Schallplatte kli n gende Stimme ertönt. »Jack und Jill gingen auf den Berg , ’ nen E i mer Wasser zu holen. Jack fiel von der Brück ’ , brach sich das Genick und Jill purzelte hinterdrein.«
    Eine Welle gedämpften , höflichen Gelächters pflanzt sich durch den Saal fort. Doch ich möchte am liebsten schreien. Sie hat es mir versprochen. Und jetzt weiß ich , dass ihr Ve r sprechen nur eine weitere , ihrem zerrütteten Geist entspru n gene Illusion war. Sie hat keine Ahnung , wo sich der Tempel befindet. Sie ist ein armes , verrücktes Mädchen und ich kön n te um uns beide weinen.
    Nell wird lebhaft , steigert sich in feurige Leidenschaft. Es ist , als sei sie plötzlich eine andere.
    »Wohin sollen wir gehen , Gespielinnen? Wohin? Ihr müsst den Garten verlassen. Müsst ihm traurig Ade sagen und ihn hinter euch lassen. Flussabwärts auf dem genei g ten Rücken der Medusa , vorbei an den schlüpfrigen , tückischen Ny m phen. Durch den goldenen Nebel der Magie. Zu den Bewo h nern des leuchtenden Walds der Lic h ter. Die Pfeile , ihr müsst die Pfeile klug und gut nützen. Aber bewahrt einen auf. B e wahrt einen für mich auf. Denn ich werde ihn brauchen.«
    Eine Dame neben mir wendet sich ihrem Gatten zu. »Ist das aus Pinafore ?«, fragt sie verwirrt. Sie denkt , es sei ein Text aus einer Operette von Gilbert und Sullivan.
    Ich sitze wie auf glühenden Kohlen. Sie weiß es doch! Sie hat einen genialen Weg gefunden , uns den Ort des Tempels zu enthüllen. Denn wer außer uns dreien kön n te dieses sinnlose Geschwätz verstehen? Miss McChen n mine tritt hinter einer Säule hervor , sodass sie halb zu sehen ist , ihre rechte Seite im Schatten versteckt. Auch sie lauscht gespannt.
    »Bietet Hoffnung den Unberührbaren , denn sie müssen Hoffnung haben. Reist weiter , bis weit hinter die Lotusbl u men. Folgt dem Weg. Ja , bleibt auf dem Weg , Gespi e linnen. Denn sie können euch in die Irre führen , mit falschen Ve r sprechungen vom Weg ablenken. Hütet euch vor den Klatschmohnkriegern. Die Klatschmoh n krieger stehlen euch die Kraft. Sie werden euch verschlingen. Verschlingen , ve r schlingen!«
    Das löst allgemeine Heiterkeit aus. Einige der Patienten l a chen sich halb

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