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Der geheime Zirkel 02 - Circes Rueckkehr

Der geheime Zirkel 02 - Circes Rueckkehr

Titel: Der geheime Zirkel 02 - Circes Rueckkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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Sie jetzt Ihrem Besuch« , sagt die Schwester. »Sie müssen sich bald umziehen , Miss Ha w kins.«
    »Nell« , sage ich , als wir allein sind. »Sie hatten heute schon einmal Besuch. War es Miss McChennmine?«
    Nell zuckt bei dem Namen zusammen und presst den Käfig so eng an sich , dass der Vogel aufgeregt heru m hüpft. »Sie hat uns zu den Felsen geführt. Sie hat uns die magische Kraft versprochen und dann hat sie uns verr a ten. Es kam aus dem Meer herauf. Jack und Jill gingen auf den Berg …«
    »Sie war eine von Ihren Lehrerinnen in Sankt Viktoria , stimmt ’ s? Was hat sie Ihnen getan? Was ist passiert?«
    Nell streckt ihre dünnen Finger durch die Gitterstäbe des Käfigs und versucht , Kassandra zu streicheln. Der Papagei hüpft kreischend herum und weicht ihrer Berü h rung aus.
    »Nell!« Ich packe ihre Hände.
    »Oh , Lady Hope« , flüstert sie verzweifelt. Ihre Augen fü l len sich mit Tränen. »Sie hat mich gefunden. Sie hat mich gefunden und in meinem Kopf dreht sich alles. Ich fürchte , ich kann sie nicht länger aussperren. Sie werden mir nicht verzeihen.«
    »Wer wird Ihnen nicht verzeihen?« , frage ich.
    »Sie!« Sie schreit es fast. »Die , mit denen du sprichst. Sie sind nicht meine Freundinnen , nicht meine Freu n dinnen , nicht meine Freundinnen.«
    »Schhh , ist ja gut , Nell« , murmle ich. Von ferne höre ich , wie Geigen gestimmt werden. Das Kammerorchester ist ei n getroffen. Der Tanzabend beginnt jede Minute.
    Nell schaukelt heftig. »Ich muss bald fliehen. Jack und Jill gingen auf den Berg , auf den Berg. Heute Nacht. Ich werde dir sagen , wo der Tempel ist.«
    Mit einer überraschend flinken und energischen Bew e gung packt sie Kassandras Bein. Der Vogel kreischt unter ihrem Griff. Aber Nell ist entschlossen , ihr Mund zu einem selts a men kleinen Lächeln verzogen.
    »Nell! Nell! Lassen Sie ihn los« , sage ich. Ich zerre an i h ren Fingern und sie beißt mich fest in die Hand. Ein dünner , blutiger Halbmond sickert durch meinen Han d schuh.
    »He , was soll denn dieses Spektakel?« Eine Kranke n schwester marschiert herüber , ganz berufsmäßige Geschäfti g keit. Wenn sie den Biss sieht , wird Nell nicht an dem Tan z abend teilnehmen dürfen und ich werde nie erfahren , wo sich der Tempel befindet.
    »Der Vogel hat nach mir gehackt« , sage ich. »Er hat mich erschreckt.«
    »Kassandra , du bist ein schlimmes Mädchen. Schäm dich« , tadelt die Schwester und nimmt den Käfig mit eisernem Griff aus Nells Händen.
    »Schlimmes Mädchen , schlimmes Mädchen!« , kreischt Kassandra.
    »Heute Nacht« , sagt Nell heiser. »Du musst hören. Du musst sehen. Es ist unsere letzte Chance.«
    Meine Hand tut höllisch weh. Aber noch schlimmer ist , d ass Mr Snow wartend im Korridor steht und mich mit einem schiefen Blick ansieht. Er dürfte gar nicht hier im Frauentrakt sein und ich frage mich , wie er hereing e kommen ist. Es ist müßig , mir darüber Gedanken zu m a chen. Ich muss an ihm vorbei , um in den Tanzsaal zu gelangen. Ich nehme all me i nen Mut zusammen , straffe meine Schultern und schreite vo r über , als sei das Königl i che Bethlehem mein Eigentum. Mr Snow holt mich ein.
    »Sie sind ein bildhübsches Fräulein. Jawohl , das sind Sie.«
    Ich gehe weiter und weigere mich zu antworten. Mr Snow ist mit einem Satz vor mir und schneidet mir den Weg ab. Ich sehe mich nach Hilfe um , aber alle sind im Tanzsaal.
    »Würden Sie mich vorbeilassen , Sir?«
    »Dann geben Sie mir einen Kuss. Einen Kuss , damit ich Sie nicht vergesse.«
    »Mr Snow , Sie vergessen sich« , sage ich. Ich bemühe mich , selbstsicher zu klingen , aber meine Stimme zittert.
    »Ich habe eine Botschaft für Sie« , flüstert er.
    »Von wem?«
    »Den Mädchen in Weiß.« Sein Gesicht ist so nah , dass ich seinen säuerlichen Atem riechen kann. »Sie ist im Bund mit den Dunklen. Mit der , die kommt. Sie wird Sie in die Irre führen. Vertrauen Sie ihr nicht« , flüstert er mit irrem schiefem Blick.
    »Wollen Sie mir Angst machen?« , frage ich.
    Mr Snow stützt seine Hände rechts und links von me i nem Kopf gegen die Wand. »Nein , Miss. Wir versuchen , Sie zu warnen.«
    »Mr Snow! Das reicht!« Endlich taucht eine von den Schwestern auf und Mr Snow macht sich aus dem Staub. Aber vorher ruft er mir noch etwas zu.
    »Vorsicht , Miss. So ein hübsches Köpfchen!«
    Erst als ich in sicherer Entfernung von ihm bin , ziehe ich den Handschuh aus und untersuche die Wunde an meiner Hand. Sie ist nicht schlimm.

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