Der geheime Zirkel 02 - Circes Rueckkehr
lassen sich nicht bew e gen.
»Nell« , keuche ich. »Nell … bitte.«
Sie lässt mich los und ich taumle zu Boden , nach Luft ri n gend und mit schmerzendem Kopf , überwältigt von ihrer plötzlichen Brutalität. Nell ist wieder in ihren Wahnsinn en t glitten , aber ihr Gesicht ist tränenübe r strömt. »Zögere nicht , Lady Hope. Befreie mich.«
35. Kapitel
H eute ist Heiliger Abend. Ganz London ist auf den Beinen , Geschäfte und Tavernen sind voll fröhlicher Menschen , auf den Straßen herrscht emsige Betrie b samkeit. Einer trägt einen duftenden Weihnachtsbaum nach Hause , ein a n derer sucht eine fette Gans fürs Abendessen aus. Ich sollte vom Geist des Wei h nachtsfestes und dem Wunsch erfüllt sein , meinem Nächsten Gutes tun zu wollen. Stattde s sen brüte ich über dem Puzzle , das mir Nell Hawkins hinte r lassen hat.
Geht , w ohin niemand geht , w eil es verboten ist , b ietet Hof f nung … Geht dorthin , w o das Dunkel einen Spiegel aus Wa s ser verbirgt. Blicke der Furcht ins Auge und binde die Magie an dir selbst. Es ergibt keinen Sinn. Bleibt auf dem Weg. Sie können euch in die Irre führen , m it falschen Ve r sprechungen vom Weg ablenken. Wer? Was für falsche Ve r sprechungen? Das Ganze ist ein Rätsel , eines ve r packt in ein anderes und noch eins. Ich habe das Am u lett , das mir den Weg weist. Aber ich weiß nicht , wo sich der Tempel befindet , und solange ich das nicht weiß , habe ich gar nichts. Ich quäle mich damit ab , bis ich vor Zorn meine Waschschüssel durchs Zimmer schle u dern möchte.
Um alles noch schlimmer zu machen , ist Vater letzte Nacht nicht aus seinem Klub nach Hause gekommen. Ich scheine die Einzige zu sein , die sich deswegen Sorgen macht. Großmama ist damit beschäftigt , den Dienstboten Befehle für das Wei h nachtsessen zu erteilen. Die K ü che schwirrt von Köchinnen , die Pasteten und Soßen und Fasan mit Äpfeln zubereiten.
»Er war zum Frühstück nicht da?« , frage ich.
»Nein« , sagt Großmama und schiebt mich beiseite , um der Köchin Anweisungen zuzurufen. »Ich denke , wir ve r zichten auf den Suppengang. Es macht sich ohnehin niemand etwas daraus.«
»Aber was ist , wenn er verletzt ist?« , frage ich.
»Gemma , bitte! Mrs Jones –die rote Seide wird gen ü gen , denke ich.«
* **
Der Weihnachtsabend kommt und vergeht und Vater ist i m mer noch nicht da. Nach dem Essen begeben wir drei uns ins Wohnzimmer und packen unsere Geschenke aus , als sei alles ganz normal.
»Ah« , sagt Tom , als er einen langen Wollschal ausw i ckelt. »Wunderbar. Vielen Dank , Großmama.«
»Ich bin froh , dass er dir gefällt. Gemma , warum packst du dein Geschenk nicht aus?«
Ich knüpfe die Schnur auf , um das Päckchen von Großm a ma zu öffnen. Vielleicht ist ein neues Paar Han d schuhe drin oder ein Armband. Zum Vorschein kommen zusammenpa s sende Taschentücher mit meinen eing e stickten Initialen. Sie sind recht hübsch. »Danke« , sage ich.
»Praktische Geschenke sind immer die besten , finde ich« , bemerkt Großmama spitz.
Das Auspacken der Weihnachtsgeschenke dauert nicht lä n ger als zehn Minuten. Außer den Taschentüchern h a be ich von Großmama einen Handspiegel und eine Schachtel Sch o kolade bekommen und von Tom einen lustigen roten Nus s knacker. Ich habe Großmama ein Umhängetuch geschenkt und Tom einen Totenschädel , den er eines Tages in seiner Praxis aufstellen kann.
»Ich werde ihn Yorick nennen« , sagt Tom begeistert , Ha m let zitierend. »Sein oder Nichtsein …« Und ich bin glücklich , dass ich ihm eine Freude gemacht habe. Vaters Geschenk liegt ungeöffnet unter dem Weihnachtsbaum.
»Thomas« , sagt Großmama. »Vielleicht solltest du in se i nen Klub fahren und diskret nach ihm fragen.«
»Aber ich wollte heute ins Athenäum gehen , als Gast von Simon Middleton« , protestiert Tom.
»Vater ist verschwunden« , sage ich.
»Er ist nicht verschwunden. Ich bin sicher , er wird jeden Moment nach Hause kommen , wahrscheinlich bel a den mit Geschenken , die er weiß Gott wo besorgt hat. Erinnerst du dich , wie er einmal am Weihnacht s morgen wie Santa Claus persönlich auf einem Elefanten angeri t ten kam?«
»Ja« , sage ich und lächle bei der Erinnerung. Er brachte mir meinen ersten Sari mit und Tom und ich bekamen Koko s milch , die wir aus einem Napf aufleckten , als seien wir Tiger.
»Er wird bald da sein. Glaubt mir. Taucht er nicht immer früher oder später auf?«
»Natürlich , du hast recht« ,
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