Der geheime Zirkel 02 - Circes Rueckkehr
getötet hat , einen Namen geben.
Gier.
12. Kapitel
D er Wagen , d er Felicity und Ann zum Bahnhof bri n gen soll , ist da. Wir verabschieden uns in der großen Eingangshalle , während die Dienstboten dem Kutscher ihr Gepäck überg e ben. Felicity mit ihrem malvenfarb e nen Mantel und Muff wirkt kühl und unnahbar. Ann , mit einigen von Felicity g e borgten S a chen herausgeputzt , ist kribbelig und aufgeregt. Das königsblaue Samtcape mit der traubenförmigen Schli e ße ist viel zu dünn für das Wetter.
»Hast du noch einen Rest Magie übrig?« , fragt Felicity.
»Nein« , sage ich. »Sie ist weg. Und du?«
»Ich hab auch nichts mehr.« Ihre Augen werden schmal. »Wehe , du gehst ohne uns zurück« , warnt sie.
»Zum hundertsten Mal , das werde ich nicht tun.« Der Ku t scher nimmt die letzten Gepäckstücke. »Ihr solltet lieber fa h ren. Sonst versäumt ihr noch den Zug.« Es ist schwierig , sich in dem Trubel zu verständigen. Und ich hasse Abschiede.
Ann strahlt. »Fee hat mir ihr Cape geliehen.«
»Sehr schön« , sage ich und versuche zu ignorieren , dass sie Felicitys Kosenamen verwendet hat. Felicity hat mir noch nie erlaubt , etwas von ihr zu borgen , und ich kann nicht leugnen , d ass in mir ein Stachel der Eifersucht sitzt , weil die beiden die Ferien zusammen verbringen werden.
Felicity macht sich an Anns Kleidung zu schaffen , streicht ein paar Falten glatt. »Ich werde Mama bitten , morgen mit uns zum Mittagessen in den Klub zu gehen. Die Alexandra ist einer der vornehmsten Damenklubs , musst du wissen. Wir müssen Gemma in unseren Meiste r plan einweihen. Sie hat auch ihren Part darin zu spi e len.«
Ich fürchte mich schon vor dem , was jetzt kommt.
»Ich habe mir vorgenommen , Ann für die Ferien neu zu e r finden. Schluss mit der traurigen grauen Maus , dieser Stipe n diatin. Sie wird in ihre Rolle schlüpfen , als wäre sie ihr ang e boren. Niemand wird etwas merken.«
Ann nimmt das Stichwort auf. »Ich soll ihrer Mutter s a gen , dass ich von großfürstlich-russischem Adel bin und dass mein Großonkel , der Herzog von Chesterfield , mich erst vor Kurzem hier in Spence gefunden und über die Ab stammung meiner verstorbenen Eltern unterrichtet hat.«
Mit einem Blick auf die pummelige , sehr englisch auss e hende Ann frage ich: »Hältst du das für klug?«
»Der Rubin hat mich letzte Nacht auf die Idee g e bracht. Ich hab mir gedacht , warum setzen wir nicht u n sere geheimsten Wünsche in die Tat um?« , sagt Felic i ty. »Warum spielen wir nicht ein kleines Spiel?«
»Und was ist , wenn der Schwindel auffliegt?« , fragt Ann besorgt.
»Das passiert schon nicht« , sagt Felicity. »Ich werde den Damen vom Klub erklären , dass du vor dem Tod deiner Elter n G esangsstunden bei einer berühmten russischen Opernsäng e rin erhalten hast. Sie werden begeistert sein , wenn sie dich singen hören. Jeder , der etwas auf sich hält , wird sich darum reißen , dich auf seinen Bällen und Abendeinladungen als Sängerin auftr e ten zu lassen. Du wirst das Aushängeschild sein und niemand wird je auf die Idee kommen , dass du so arm wie eine Kirche n maus bist.«
Felicity grinst und hat einen Zug um den Mund , der mir nicht gefällt.
»Wahrscheinlich werde ich sie enttäuschen« , murmelt Ann.
»Hör sofort auf damit« , schimpft Felicity. »Ich leg mich nicht ins Zeug für dich , nur damit du hergehst und alles kaputt machst.«
»Ja , Felicity« , sagt Ann.
Mit aufgespannten Regenschirmen treten wir hinaus ins Freie. Keine von uns will aussprechen , was wir wirklich fü h len; dass es uns entsetzlich schwerfallen wird , das Magische Reich eine Weile nicht besuchen zu können. Nachdem ich die Magie gekostet habe , kann ich es nicht erwarten , es wieder zu tun.
»Blende sie« , sage ich zu Ann. Wir umarmen uns leicht und dann ruft der Kutscher durch den strömenden Regen nach ihnen.
»In zwei Tagen« , sagt Felicity.
Ich nicke. »In zwei Tagen.«
Sie laufen zur Kutsche und bei jedem ihrer Schritte spritzt das Regenwasser hoch.
Als ich den Marmorsaal betrete , sitzt dort Mademoisell e L eFarge. Sie hat ihr bestes Wollkostüm an und liest Stolz und Vorurteil.
»Sie sehen wunderschön aus« , sage ich. »Äh , trés jolie !«
»Merci beaucoup« , sagt sie lächelnd. »Der Inspektor wird gleich da sein , um mich abzuholen.«
»Ich sehe , Sie lesen Jane Austen« , sage ich , dankbar , dass sie mein miserables Französisch nicht getadelt hat.
»Oh ja. Ich liebe ihre Bücher. Sie
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