Der geheime Zirkel 02 - Circes Rueckkehr
Pippa« , sage ich ruhig.
Kartiks Augen werden weit. »Miss Cross? Aber ich dachte …«
»Ja , ich auch. Aber ich habe sie letzte Nacht gesehen. Sie weiß nichts über den Tempel , aber sie wird uns he l fen , ihn zu finden.«
Kartik starrt mich an. »Aber wenn sie nicht ins Jenseits eingeht , wird sie böse.«
»An ihr ist überhaupt nichts Ungewöhnliches« , prote s tiere ich. »Sie ist genauso …« Sie ist genauso schön wie früher , wollte ich sagen.
»Sie ist genauso was?«
»Sie ist dieselbe Pippa« , antworte ich mit fester Stimme. »Und sie weiß mehr über das Magische Reich , als wir zu di e sem Zeitpunkt wissen. Sie kann uns helfen. Das ist mehr , als Sie mir anzubieten hatten.«
Ich habe Kartiks Stolz verletzt , das kann er nicht hinne h men. Er kommt mir so nahe , dass ich ihn riechen kann , ein e M ischung aus Rauch , Zimt , dem Wind , dem Verbotenen. Ich ziehe den Mantel enger um mich.
»Also gut« , sagt er und reibt sein Kinn. »Gehen Sie vo r sichtig vor. Aber das Ganze gefällt mir nicht. Die Ra k schana haben ausdrücklich gewarnt …«
»Die Rakschana waren nicht dort , wie können sie also wi s sen , wem zu trauen ist.« Pippas Warnung scheint mir plötzlich sehr hilfreich. »Ich weiß nichts über Ihre Bruderschaft. W a rum sollte ich ihr vertrauen? Warum sollte ich Ihnen vertra u en? Mal ehrlich , Sie schleichen sich in mein Zimmer und ve r stecken sich hinter meinem Par a vent. Sie verfolgen mich. Sie erteilen mir ständig Befehle: Verschließen Sie Ihren Geist! Nein , tut mir schrecklich leid –öffnen Sie Ihren Geist! Helfen Sie uns , den Tempel zu finden! Fangen Sie die Magie und binden Sie sie!«
»Ich habe Ihnen gesagt , was ich weiß« , antwortet er.
»Sie wissen nicht sehr viel , stimmt ’ s?«
»Ich weiß , dass mein Bruder ein Rakschana war. Ich weiß , dass er gestorben ist , weil er Ihre Mutter beschü t zen wollte , und dass sie gestorben ist , weil sie versucht hat , Sie zu b e schützen.«
Es musste kommen. Da ist er , der grausame Schmerz , der uns verbindet. Ich möchte am liebsten schreien.
»Tun Sie das nicht« , warne ich.
»Was?«
»Wechseln Sie nicht das Thema. Ich glaube , für eine Weile werde ich die Befehle erteilen. Sie wollen , dass ich den Te m pel finde. Ich verlange etwas von Ihnen.«
»Wollen Sie mich erpressen?« , fragt er.
»Nennen Sie es , wie Sie wollen. Aber ich werde Ihnen nichts mehr sagen , bevor Sie meine Fragen beantwortet h a ben.«
Ich setze mich auf Anns Bett. Er setzt sich auf meines , mir gegenüber. Da sind wir nun , zwei Hunde , die nur auf eine falsche Bewegung lauern , um aufeinander loszug e hen.
»Fragen Sie« , sagt er.
»Ich frage , wenn es mir passt« , sage ich.
»Gut , dann eben nicht.« Er steht auf , um zu gehen.
»Erzählen Sie mir über die Rakschana!« , platze ich he r aus.
Kartik seufzt und schaut zur Decke hoch. »Die Brude r schaft der Rakschana existiert ebenso lang wie der Orden des aufgehenden Mondes. Sie entstand im Osten , aber ihr Ei n fluss reichte viel weiter. Karl der Große war ein Rakschana , so wie viele der Ritter des Templero r dens. Sie waren die Hüter des Magischen Reichs und seiner Grenzen , darauf ve r schworen , den Orden zu b e schützen. Ihr Wappenzeichen sind Schwert und Totenkopf.« Er leiert das herunter wie eine Le k tion aus dem Geschichtsbuch.
»Das war sehr beeindruckend« , sage ich gereizt.
Er hält einen Finger hoch. »Aber informativ.«
Ich ignoriere seinen Spott.
»Wie kamen Sie zu den Rakschana?«
Er zuckt die Schultern. »Ich war immer schon bei i h nen.«
»Mit Sicherheit nicht immer. Sie müssen eine Mutter und einen Vater gehabt haben.«
»Ja. Aber ich habe sie nie wirklich gekannt. Ich war sechs , als ich zu den Rakschana ging.«
»Oh« , sage ich erschrocken. Mir war nie in den Sinn g e kommen , Kartik sei als kleiner Junge den Armen seiner Mu t ter entrissen worden. »Es tut mir leid.«
Er weicht meinen Augen aus. »Da gibt es nichts zu beda u ern. Es war von vornherein klar , dass ich als Rakschana erz o gen würde , genauso wie vor mir mein Bruder Amar. Es war eine große Ehre für meine Familie. Ich wurde in die Gemei n schaft aufgenommen , in Mathematik und Sprachen unterric h tet und im Waffengebrauch und Kampf geschult. Und in Kr i cket.« Er lächelt. »Ich bin ein ziemlich guter Kricketspieler.«
»Was noch?«
»Ich lernte , wie man im Wald überlebt. Wie man Spuren verfolgt. Ich habe gelernt zu stehlen.«
Ich ziehe meine Augenbrauen
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