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Der geheime Zirkel 02 - Circes Rueckkehr

Der geheime Zirkel 02 - Circes Rueckkehr

Titel: Der geheime Zirkel 02 - Circes Rueckkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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mich eine neue Sorge: dass ich ni e mals so schön sein werde.
    Ich setze mich an den Toilettentisch und starre mich im Spiegel an , drehe mein Gesicht von einer Seite zur anderen. An meinem Profil ist nichts auszusetzen. Ich habe eine gerade Nase und eine tadellose Kinnpartie. Dann wende ich mich wieder direkt dem Spiegel zu und betrachte meine Somme r sprossen und die farblosen Brauen. Hoffnungslos. Nicht , als ob irgendetwas an me i nem Gesicht abstoßend wäre. Es ist nur , dass auch nichts Auffallendes daran ist. Nichts Gehei m nisvolles. Ich bin nicht der Typ , den man auf dem Umschlag eines Gr o schenheftes abbilden würde , mit schwärmerisch in die Ferne schweifendem Blick. Ich bin nicht der Typ , dem ein Heer von Verehrern zu Füßen liegt , das Mä d chen , das durch ein Lied Unsterblichkeit erlangt. Und ich kann nicht behau p ten , dass es mir nichts ausmacht.
    Wenn ich Abendeinladungen und Bälle besuche –das heißt , wenn ich welche besuche –, was werden die and e ren i n mir sehen? Werden sie mich beachten? Oder we r den seufzende Brüder , nette alte Onkel und entfernte Cousins aus Höflichkeit mit mir tanzen , weil ihre Gattinnen , Mü t ter und Gastgeberinnen sie dazu gezwungen haben?
    Könnte ich je eine Diva sein? Ich bürste mein Haar und drapiere es über meine Schultern , wie ich es auf kühnen Opernplakaten gesehen habe. Zu Opern , in denen schwin d süchtige Frauen aus Liebe sterben und dabei herzzerreißend schön aussehen. Wenn ich die Augen verdrehe und meine Lippen gerade nur einen Spalt öffne , könnte man mich vie l leicht für verführerisch halten. Mein Spiegelbild verlangt nach etwas. Behutsam streife ich die Träger meines Hemds von den Schultern , entbl ö ße die Haut. Ich schüttle mein Haar , sodass es ein bis s chen wild wirkt , als wäre ich eine Waldnymphe , ein u n gezähmtes Geschöpf.
    »Verzeih« , sage ich zu meinem Spiegelbild , »ich glaube nicht , dass wir uns schon einmal begegnet sind. Ich bin …« Blass. Das ist es , was ich bin. Ich kneife mir Rosen in die Wangen und fange noch einmal von vorn an , mit tiefer gutt u raler Stimme. »Wer ist es , der so frei und ung e hemmt meinen Wald durchstreift? Nenne deinen N a men. Sprich!«
    Hinter mir höre ich ein Räuspern , gefolgt von einem Flü s tern. »Ich bin es. Kartik.«
    Ein winziger Schrei entschlüpft meinen Lippen. Ich springe von meinem Toilettentisch auf und stolpere über ein Bein , sodass ich auf den Teppich fliege und dabei den Stuhl mitre i ße. Kartik tritt hinter dem Paravent hervor , die Hände besc h wichtigend vor seiner Brust erh o ben.
    »Bitte. Nicht schreien.«
    »Wie können Sie es wagen« , keuche ich und stürze zu me i nem Schrank und dem Morgenmantel , der dort hängt. Oh Gott , wo ist er?
    Kartik starrt auf den Boden. »Ich … es war nicht meine Absicht , glauben Sie mir. Ich war da , aber ich bin eing e nickt , und dann … Sind Sie … angezogen?«
    Ich habe den Morgenmantel gefunden , aber in meiner m o mentanen Verfassung wollen mir meine Finger nicht gehorchen. Der Mantel ist ganz falsch zugeknöpft. Er hängt schief an mir. Ich verschränke meine Arme , damit man es nicht so deutlich merkt. »Vielleicht wissen Sie es nicht , aber es ist unverzeihlich , sich im Schlafzimmer e i ner Dame zu verstecken. Und sich nicht zu erkennen zu geben , während sie sich auskleidet …« Ich k o che vor Wut. »Unverzeihlich.«
    »Es tut mir leid« , sagt er mit einem dümmlichen G e sichtsausdruck.
    »Unverzeihlich« , wiederhole ich.
    »Soll ich gehen und später wiederkommen?«
    »Da Sie schon da sind , können Sie genauso gut bleiben.« Um ehrlich zu sein , nach meinem unerfreulichen Erlebnis von vorhin bin ich froh , Gesellschaft zu haben. »Was ist so dri n gend , dass Sie deswegen an einer Mauer hochklettern und sich hinter meinem Paravent verst e cken müssen?«
    »Haben Sie das Magische Reich betreten?« , fragt er.
    Ich nicke. »Ja. Aber es scheint nichts zu fehlen. Es ist g e nauso schön wie vorher.« Ich schweige und denke an Pippa. Die wunderschöne Pippa , die er , Kartik , einmal so voller Eh r furcht angestarrt hat. Ich denke an ihre Wa r nung in Bezug auf die Rakschana.
    »Was ist?«
    »Nichts. Wir haben jemanden gebeten , uns zu helfen. Eine Art Führerin.«
    Kartik schüttelt den Kopf. »Das war nicht klug! Ich habe Ihnen gesagt , niemandem aus dem Magischen Reich ist jetzt zu trauen.«
    »Es ist jemand , dem wir vertrauen können.«
    »Wie wollen Sie das wissen?«
    »Es ist

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