Der geheime Zoo. Auf der Jagd nach den Yetis
sollte.
Noah keuchte. «Niemals, Podgy! Meine Eltern …»
Der Pinguin hüpfte hoch und landete mit einem Krachen auf dem Blumentopf. Es war offensichtlich, dass Noah gebraucht wurde und keine Zeit zu verschwenden war.
Noah stellte sich vor, wie seine Mutter in ein paar Stunden aufwachen, sein Bett leer und das Fenster offen vorfinden würde. Spätestens dann würde er seinen Eltern vom geheimen Zoo erzählen müssen. Was würde das für die Geheime Gesellschaft bedeuten? Und für die Sicherheit der Welt?
Podgy hüpfte noch einmal, dass der Blumenkasten wackelte.
«Das ist doch Wahnsinn!» Leise schloss Noah seine angelehnte Zimmertür. Dann zog er seinen Pyjama aus und die Sachen von gestern, die noch auf dem Boden lagen, wieder an. «Mann, ich hoffe du weißt, was du da tust.» Er schlüpfte in seine Jacke, die Schuhe und seine rote Jagdmütze. Dann ging er zum Fenster und überlegte, wie er auf Podgys Rücken steigen sollte. Der Blumenkasten würde sicherlich nicht noch mehr Gewicht als den Pinguin tragen können.
«Wie wär’s, wenn wir uns unten an der Haustür treffen?»
Podgy begann mit den Füßen zu stampfen, zertrampelte Blumenstängel und hinterließ Pinguinspuren in der Erde. Dann bewegte er die Flossen auf und ab.
Noah kannte Podgy gut genug, um zu wissen, was er wollte: nämlich dass Noah auf seinen Rücken sprang und sie zusammen losflogen.
«Das soll doch wohl ein Witz sein», murmelte Noah und wich bis zur Wand seines Zimmers zurück. Er starrte Podgy und das offene Fenster an und war mehr und mehr davon überzeugt, dass dies keine gute Idee sein konnte.
«Na, dann los», sagte Noah.
Ohne zu zögern, rannte er los. Er sprang aus dem Fenster, klammerte sich an Podgy, und beide kippten nach vorne. Die Blumenerde flog in alle Richtungen, und mit flatternden Flossen sausten Podgy und Noah zu Boden. Eine Sekunde vor dem Aufprall fing Podgy den Sturz ab, und sie segelten über den Garten, wobei der Bauch des Pinguins über das schneebedeckte Gras strich. Noah lag ausgestreckt auf Podgys Rücken, die Beine hinter dem Pinguin, und seine Füße schrammten über den Boden.
Dann hob Podgy ab, erst einen Meter, dann zwei, dann immer mehr. Als er sich Fort Scout näherte, kamen zwei Figuren in Sicht: Megan und Sam. Sie beugten sich aus dem Fenster und bestaunten den Anblick von Noah und Podgy. Kurz wunderte Noah sich, was seine Schwester im Baumhaus zu suchen hatte, dann schob er den Gedanken zur Seite. Bestimmt hatte Megan gerade noch mehr Fragen: zum Beispiel, warum Noah mitten in der Nacht auf einem Pinguin durch den Garten flog.
Podgy kurvte um die große Eiche herum und tauchte unter und über den längeren Ästen hindurch. Als er einmal herum war, konnte Noah wieder Megan sehen, die mit offenem Mund auf sie hinabstarrte. Der Mond glänzte in ihren Brillengläsern. Podgy steuerte weg vom Baum, schoss über den Garten und auf die Betonmauer zu.
Noah hatte einmal geglaubt, dass diese Mauer bloß seine Nachbarschaft von einem gewöhnlichen Zoo trennte. Nun wusste er mehr. Die Mauer trennte zwei Welten, Noahs und eine andere Welt, wo Tiere neben Menschen in einer Stadt in den Bäumen lebten. Diese Welt voller Schönheit, Versprechen und Bedrohungen kannte er nun als den geheimen Zoo.
Als Podgy über die Mauer segelte, bereitete sich Noah darauf vor, dass ihm alles begegnen konnte.
[zur Inhaltsübersicht]
25. Kapitel
Ella wacht auf
A ls Ella das Ticken an ihrem Fenster hörte, warf sie die Bettdecke zur Seite und setzte sich an den Bettrand. Der Wecker auf ihrem Nachttisch zeigte 1:17 Uhr. Irgendwas stimmte nicht. Sie eilte zum Fenster und spähte durch einen Schlitz in den Fensterläden. Draußen auf dem Fensterbrett hockte Marlo. Ihre Blicke trafen sich, und der Vogel öffnete den Schnabel zu einem Zirpen, das vom Glas gedämpft wurde.
Ella klappte die Fensterläden auf und öffnete das Fenster, sodass Marlo hektisch aufflog. Irgendwas stimmte ganz und gar nicht.
«Was ist los?», fragte Ella.
Der Eisvogel schoss in die Luft, flog einen engen Kreis und landete wieder auf dem Fensterbrett. Dann wiederholte er seinen Flug, immer und immer wieder.
«Der Zoo? Braucht ihr uns?»
Marlo sprang ein paar Zentimeter in die Luft und landete mit einem Zirpen.
Ella riss die Augen auf. Sie warf einen Blick nach draußen, konnte aber nichts anderes erkennen als ihre Nachbarhäuser, deren Fenster alle dunkel waren und deren Bewohner bestimmt schliefen. Sie suchte die Bäume nach Koboldmakis ab.
Weitere Kostenlose Bücher