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Der Geheimnistraeger

Der Geheimnistraeger

Titel: Der Geheimnistraeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kanger
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Schweden eine wichtige Nachricht gewesen, und die Besetzung Korsørs hatte das Interesse der Weltöffentlichkeit auf Dänemark gezogen. Die Fotos hatten jedoch keinen einzigen schwedischen Tipp eingebracht. Ein Grund dafür war vielleicht, so vermutete Møller, dass über die Verbindung nach Schweden bislang nichts bekanntgeworden war. Die Information, dass die Mörder mit dem Zug aus Malmö gekommen waren, war von der dänischen Polizei noch nicht veröffentlicht worden.
    Møller rief Skov an und holte die Genehmigung ein, die Redaktion des Sydsvenska Dagbladet in Malmö aufzusuchen.
Dort fand man es sensationell, dass es eine direkte Verbindung nach Schonen gab, was der Nachricht einen Platz auf der ersten Seite garantierte. Der Chefredakteur war begeistert, dass man ihm eine solche Nachricht auf einem silbernen Tablett servierte.
     
    Am Abend fuhr Møller zu Vincent Paulsen. Birthe öffnete ihm die Tür. Sie wirkte traurig. Paulsen saß in der Küche, Møller nahm ihm gegenüber Platz. Birthe kochte ihnen einen Kamillentee.
    »Es wird sehr viel geredet«, sagte Møller. »Aber keiner weiß so recht, was los ist. Wir wissen nur, dass man dich suspendiert hat.«
    »Ich darf darüber nicht sprechen«, sagte Vincent. »Nicht einmal mit Birthe. Das Einzige, was ich sagen kann, ist, dass ich, was die meisten Vermutungen über mich betrifft, unschuldig bin.«
    »Die meisten?«
    »Ich habe es unterlassen, ein Vergehen anzuzeigen, das mir bekannt war. Ich geriet in einen Loyalitätskonflikt und glaubte, dass es mir erspart bleiben würde, meine Entscheidung rechtfertigen zu müssen. Das war ein Fehler. Ich habe aber selbst keine Gesetze gebrochen.«
    »Geht es um den Mord oder um die Besetzung?«, fragte Møller.
    »Um die Besetzung. Aber davon hatte ich keine Ahnung, als ich den Fehler beging.«
    »Das klingt ganz schön kryptisch, Paulsen.«
    Vincent schwieg. Birthe ebenfalls.
    »Und was geschieht jetzt?«, fragte Møller.
    »Ich habe das Gefühl, in eine Ecke gedrängt worden zu sein«, meinte Vincent. »Es gibt keinen Ausweg. In solchen Situationen
wird immer jemand geopfert, der sich nicht wehren kann.«
     
    Um neun Uhr am Donnerstagmorgen stand ein Mann Mitte dreißig vor der Wache im Polizeipräsidium. Er trug Anzug und Krawatte und schwarze Schuhe und hatte einen tadellosen Haarschnitt. Leute, die ihn nicht kannten, hielten ihn für einen Börsenmakler, und genau das war er auch.
    »Ich würde gerne mit einem Beamten sprechen«, sagte er zur Wache. »Es geht um den Angriff auf Korsør. Ich glaube, dass ich wichtige Informationen beitragen kann.«
    Die Wache sagte nichts, sondern griff zum Telefon. Sie wechselte ein paar Worte mit jemandem am anderen Ende der Leitung. »Sie können mit Kriminalinspektor Bjarne Skov sprechen«, sagte die Wache und erklärte ihm den Weg.
    Skov kam dem Mann im Treppenhaus entgegen und führte ihn in sein Büro im hinteren Teil des Morddezernats.
    »Ich heiße Per Nielsen«, sagte der Mann. »Ich arbeite bei einem Fondsverwalter hier in Kopenhagen. Sind Sie mit Wirtschaftskriminalität befasst?«
    »Nein«, erwiderte Skov. »Meine Spezialität ist Mord. Aber Sie sagten, es ginge um Korsør. Mit dieser Sache bin ich am Rande befasst. Erzählen Sie einfach, dann sehen wir, wer sich am besten um Ihre Angelegenheit kümmern kann.«
    Der Mann namens Nielsen zögerte. »Die Sache ist vielleicht etwas zu kompliziert für jemanden ohne wirtschaftliche Spezialkenntnisse«, meinte er.
    »Vermutlich«, erwiderte Skov gutmütig. »Aber wir versuchen es einfach. Es kommt nur selten vor, dass wir Leute bei uns sitzen haben, die so gut angezogen sind. Das macht mich neugierig.«
    Nielsen lachte. Das klang etwas nervös.

    »Die Sache ist folgende«, sagte er. »Vor drei Wochen setzte sich ein Makler aus Georgetown auf der Grand Cayman Island mit mir in Verbindung. Das ist eine Insel in der Karibik östlich von Kuba und westlich von Jamaika, falls Ihnen das was sagt.«
    »Natürlich«, erwiderte Skov. »Ich war in der Schule in Erdkunde immer recht gut.«
    »Diese Insel ist bekannt, man könnte auch sagen, sie ist berüchtigt, weil dort wirklich noch das Bankgeheimnis existiert. Wenn man Geld waschen, Steuern hinterziehen oder überhaupt diskret sein will, was ökonomische Transaktionen betrifft, dann wickelt man seine Geschäfte am besten dort ab. Ich will unterstreichen, dass Bankgeschäfte auf den Cayman Islands nicht an sich illegal sind, das hängt ganz davon ab, worauf sie

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