Der Geheimnistraeger
bei der praktischen Arbeit mitmachen.
Die Ermittlungsmaschinerie setzte sich reibungslos und ohne Knirschen in Bewegung.
21. Kapitel
Wie angenommen waren die Fingerabdrücke auf dem Schlüssel unzureichend. Auf der rechten Seite des Griffes ließ sich ein etwa fünf Millimeter langer und einen Millimeter breiter Abdruck sichern. Er bestand aus etwa 15 schräg stehenden Papillarlinien, die nur eine kleine Eigenheit in Form eines Hakens aufwiesen, der ein Schlangenmuster andeutete. Vielleicht würde der Abdruck etwas zur Identifizierung beitragen können.
»Wahrscheinlich sein linker Daumen«, sagte der Kriminaltechniker Jens Carlshøj. »Mit diesem kleinen, begrenzten Abdruck ist keine Suche in den Registern möglich. Wir brauchen erst einen Namen und dazu einen vollständigen Abdruck, um dann vergleichen zu können.«
»Aber dann wissen wir ja schon, wer es ist.« Møller seufzte. »Und der Schlüssel?«
»Klassisch«, meinte Carlshøj lächelnd. Møller fand dieses Lächeln unnötig zynisch, sagte aber nichts. »Der kann wirklich zu jedem erdenklichen Schloss passen.«
Møller sah Carlshøj fragend an.
»Es kann sich um ein Bankschließfach oder vielleicht auch um ein anderes Schließfach handeln«, meinte der Techniker. »In einem Hotel, auf einem Bahnhof, einem Busbahnhof, auf einem Flughafen, in einer Schwimmhalle, in einer Turnhalle,
in Schulen, in Umkleiden irgendwelcher Betriebe. Solche Schlösser gibt es überall in unzähligen Städten in allen möglichen Ländern.«
»Kannst du das nicht etwas präzisieren?«
»Leider nicht. Ihr müsst halt suchen. Du und deine Kollegen. «
»Warum steht da dann keine Nummer drauf? Haben Schlüssel zu Schließfächern nicht immer eine Nummer?«
Carlshøj zuckte mit den Achseln. »Wenn ich du wäre, würde ich mich zuerst um Banken und Hotels kümmern. Wenn du Glück hast, findest du dann nicht nur das Schließfach, sondern bekommst auch einen Namen.«
»Danke«, sagte Møller düster. Er nahm die Schlüsselkopien an sich, insgesamt zehn Stück, trat auf den Korridor und wählte Paulsens Handynummer. »Fangt mit Kastrup und dem Hauptbahnhof an, und kümmert euch dann um die Banken und die Hotels«, sagte Paulsen.
Vincent Paulsen saß in einem Zimmer mit zugezogenen Gardinen und sah sich die Videos an. Inzwischen wusste er, wie japanische Touristen das Rathaus bei Gegenlicht aufnahmen. Er wusste auch, dass sie ein Faible für Gruppenbilder hatten. Er stellte fest, dass die Menschen besser waren als man so dachte, sie waren alle sehr höflich und vermieden es, sich zwischen den Fotografen und sein Objekt zu drängen. Vincent Paulsen war so altmodisch, dass er Höflichkeit zu schätzen wusste, aber dieses Mal fand er sie verfehlt. Er hoffte, einen unhöflichen Mörder auf den Bildern zu entdecken, schließlich war ein Mord eine ziemlich unhöfliche Handlung. Er hoffte, dass er sich mit einer Bombe vor der Kamera eines japanischen Touristen aufbauen würde, aber Fehlanzeige.
Hingegen ließen die Filme keinen Zweifel daran, dass eine Bombe das Leben von Mr. Key beendet hatte. Drei Videokameras
hatten zu dem Zeitpunkt gefilmt, als die Bombe explodiert war, was jedoch leider außerhalb des Bildausschnitts geschehen war. Die drei Leute mit der Kamera waren bei der Explosion heftig zusammengezuckt und möglicherweise auch von der Druckwelle beiseitegestoßen worden. Zwei Kameras waren anschließend ausgeschaltet worden, was unverständlich war, denn warum stellte jemand seine Kamera ab, wenn wirklich mal was los war? Die dritte Kamera hatte während der Flucht vom Schauplatz weitergefilmt, aber es waren nur rennende Füße auf Straßenpflaster und dann, als der Läufer stehen geblieben war, herumirrende Bilder zu Tode erschrockener Leute an einer Straßenkreuzung zu sehen. Anschließend war auch diese Kamera abgestellt worden. Vincent Paulsen konnte in keiner Filmsequenz jemanden entdecken, der der Täter hätte sein können, und zwar weder vor noch nach dem Knall. Die Frau mit der Kamerabombe, die der japanische Tourist beschrieben hatte, besaß wohl nicht die Freundlichkeit, in einer der Filmsequenzen aufzutauchen.
Alle Menschen auf den Bildern schienen entweder Touristen zu sein, die in aller Ruhe auf dem Platz flanierten, oder Dänen, die ganz legitim irgendwo etwas zu erledigen hatten. Aber wer wusste schon sicher, wie ein Mörder aussah? Vielleicht würden die Verhöre mit den Zeugen Hinweise darauf geben, wie die Fotos auszuwerten waren.
Paulsen wurde vom
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