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Der Geheimnistraeger

Der Geheimnistraeger

Titel: Der Geheimnistraeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kanger
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Klingeln seines Handys aus den Gedanken gerissen. Auf dem Display sah er, dass es Skov war. »Kannst du kommen?«, hörte er Skov sagen. »Wir treffen die Leute von der PET. Sie wissen offenbar etwas über den Modus operandi.«
     
    Einer der Beamten des Politiets Etterretningstjeneste, des polizeilichen Nachrichtendienstes PET, war etwas älter als der zweiundvierzigjährige Paulsen, aber jünger als Skov, der unlängst
eine Torte mit 49 Kerzen von seinem Teenagernachwuchs erhalten hatte. Der andere Beamte des PET war bedeutend jünger, kaum älter als dreißig. Beide trugen trotz des warmen Sommertages Jackett und Krawatte, was Paulsen beeindruckte. Wer freiwillig und für die Etikette schwitzte, hatte fast einen Orden verdient. Er selbst trug ein weißes, kurzärmeliges Baumwollhemd mit geöffnetem Kragen.
    Sie saßen sich an einem Tisch gegenüber. Den älteren PET-Beamten namens Terfig kannten sie gut. Er war Abteilungsleiter und befand sich in der internen Hierarchie auf derselben Ebene wie Skov. Der andere stellte sich nur mit seinem Vornamen vor: Christian.
    »Christian arbeitet bei uns als internationaler Analytiker«, sagte Terfig. »Die Mordmethode ist ungewöhnlich und ausgesprochen undänisch, es besteht also Veranlassung zu dem Verdacht, dass Ausländer in diese Geschichte verwickelt sind.«
    Terfig wandte sich an Christian, der einen Notizblock aus der Tasche zog. Er blätterte eine Weile und ergriff dann das Wort.
    »Eine Bombe als Mordwaffe deutet auf eine Abrechnung in politischen oder kriminellen Kreisen hin«, sagte er. »Eine Bombe erfordert Vorbereitungen und Planung. Bereits das macht die Methode ungewöhnlich. Wie ihr natürlich wisst, handelt es sich bei den meisten Morden um recht banale Geschichten. Saufkumpane, die eine Schlägerei anfangen, Männer, die ihre Frauen, Exfrauen oder Freundinnen zu Tode misshandeln, oder gestörte gewaltbereite Jugendliche, die sich nicht zu beherrschen wissen. So etwas geschieht aus einem Impuls heraus. Die häufigsten Mordwaffen in diesen Fällen sind Messer, schwere Gegenstände oder einfach auch nur Hände und Füße. Stechen, würgen, schlagen, treten, also mit dem töten, was gerade zur Hand ist, wenn der Täter in Zorn gerät.
    Außerdem gibt es etliche Morde mit Schusswaffen«, fuhr
Christian fort. »Nicht so viele wie in den USA, aber das auch nur, weil es in dänischen Haushalten weniger Waffen gibt als in amerikanischen. Das ist auch eine Frage der Kultur. Wir verbinden unsere persönliche Sicherheit nicht mit Schusswaffen. Wenn wir uns bedroht fühlen, greifen wir nicht sofort zur Flinte, selbst wenn wir eine im Haus haben. Wenn also in Dänemark jemand erschossen wird, so geht dem in der Regel eine gewisse Planung voraus. Beispielsweise bei Raubüberfällen. Dort wird die Waffe meist mitgeführt, um jemanden zu bedrohen, aber manchmal endet die Sache dann damit, dass irgendein armer Mensch sein Leben lassen muss.«
    Paulsen sah Skov an. Er vermutete, dass dieser gerade dachte: Erzähl uns was, was wir nicht schon wissen. Vergeude unsere Zeit nicht mit Selbstverständlichkeiten. Sag endlich was Internationales .
    »Bomben sind noch avancierter«, fuhr Christian fort. »Im Unterschied zu Schusswaffen, die sich relativ leicht beschaffen lassen und technisch unkompliziert sind, erfordern Bomben Spezialanfertigungen für einen bestimmten Zweck. Und dann muss es einem auch noch glücken, mit der Sprengladung in die Nähe des Opfers zu gelangen. Das heißt, dass eine bedeutend umfangreichere Planung erforderlich ist.«
    Selbst Terfig sah langsam ungeduldig aus. Dieser Christian ohne Nachnamen schien jedoch der Meinung zu sein, dass eine ausführliche Darstellung eine Tugend sei.
    »Es gibt mehrere Typen von Bomben. Sie werden bei politischem Terrorismus, bei Racheakten und bei Abrechnungen in der Unterwelt eingesetzt. Beispiele für Racheakte sind Menschen, die sich gekränkt fühlen und von Hass auf ihre Opfer angetrieben werden. Jemand fühlt sich vielleicht von einer Behörde schlecht behandelt. Der Grund, dass gerade dann Bomben verwendet werden, ist, dass der Täter sozusagen laut schreien
will. Er will, dass der Mord nicht unbemerkt bleibt. Er will einen großen Schaden verursachen und zeigen, wie gefährlich er ist. Er will Eindruck schinden oder verängstigen. So kann es gehen, wenn man mir dumm kommt! Aus demselben Grunde werden auch Bomben von Kriminellen verwendet, die ihre Konkurrenten aus dem Weg räumen wollen.«
    Terfig mischte sich ein:

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