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Der Geheimnistraeger

Der Geheimnistraeger

Titel: Der Geheimnistraeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kanger
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fünfunddreißig. Institut, das ließ auf Akademiker schließen, die akademische Welt war zwar männerdominiert, aber doch wohl kaum so sehr. Die normale
Klientel des Tagungshotels war viel gemischter. Firmengruppen, Ältere und Jüngere, Männer und Frauen. Kollegen, die mit allem, was dazugehörte, konferierten.
    Die Buchung war eindeutig gewesen: 44 Doppelzimmer, mit anderen Worten das gesamte Tagungshotel. Weitere Informationen hatte diese Buchung nicht enthalten. Eine Kontaktperson mit einem englischen Namen, das war alles gewesen. Doris hätte gerne gefragt, in welchem Land das Institut liege und wie die anderen Gäste hießen, aber die Rechnung war im Voraus bezahlt worden, es gab also keinen ersichtlichen Grund für Kontrollfragen. Stattdessen fragte sie: »Hatten Sie eine angenehme Reise?«
    »Danke, sehr angenehm«, antwortete der Mann so kurz angebunden wie zuvor. »Wo können wir unsere Fahrzeuge parken? Wir haben zwei Minibusse.«
    Doris erklärte es ihm. »Wann kommen die anderen?«, fragte sie dann. »Morgen«, erwiderte der Mann. Sie begann, die Zimmerschlüssel zu verteilen. Die Männer nahmen sie entgegen, ohne ein Wort zu sagen. Doris lächelte jedes Mal, aber von den Männern bekam sie nur ein immergleiches Lächeln zurück. Wie die Sphinxen, dachte sie.
    Sie informierte sie über das Abendessen später am Abend. »Herzlich willkommen«, sagte sie erneut. Die Männer nahmen ihr Gepäck und gingen zu ihren Zimmern. Alle hatten große Sporttaschen. Die Hälfte von ihnen trugen Trainingsanzüge. Vermutlich irgendwelche Sportler, dachte Doris. Aber woher? Südeuropa? Vielleicht Osteuropäer? Sie wollte nicht direkt fragen, manche Gäste schätzten das nicht, es galt, bei Neuankömmlingen zurückhaltend zu sein. Und eines hatte sie ja bereits feststellen dürfen: Redselig war diese Gruppe nicht.
    Aber sie war neugierig. Die Buchung war recht ungewöhnlich: das ganze Hotel für eine Woche. Das war noch nie vorgekommen.
Und über den Preis war auch nicht verhandelt worden, das Angebot hatte man ohne die geringsten Einwände angenommen. Sie hätte wirklich gerne gewusst, wer diese Leute waren. Das ganze Personal hatte in der vergangenen Woche über nichts anderes gesprochen.
    Das Tagungshotel war groß und modern und verfügte über mehrere Säle in verschiedenen Größen. Es gab alles erdenkliche technische Equipment und natürlich auch Internet. Vollpension wurde angeboten, und auch eine eigene Küche war vorhanden. Das Hotel lag sehr idyllisch an der Küste in einigem Abstand von der Landstraße und mit einer »bezaubernden Aussicht über den Großen Belt«. Da August war, waren die Wassertemperaturen außerdem recht angenehm. In der Umgebung gab es schöne Gegenden zum Spazierengehen. Es handelte sich, kurz gesagt, »um das perfekte Hotel für Sie und Ihr Unternehmen, um eine Tagung in idyllischer Umgebung durchzuführen«.
    All das stand in der Broschüre des Hotels. Wer das wollte, konnte wochenlang bleiben, ohne das Haus zu verlassen. Für alles war gesorgt, um alles kümmerte sich das kompetente und engagierte Personal. Wenn man sich einmal amüsieren wollte, dann waren es nur etwa hundert Kilometer bis nach Kopenhagen. Über die Brücke nach Odense war es näher. Die idyllische Kleinstadt Slagelse war mit dem Linienbus zu erreichen, und ins Zentrum von Korsør gelangte der Besucher, der gegen ein wenig Bewegung nichts einzuwenden hatte, sogar mit dem Fahrrad.

25. Kapitel
    Der Stapel mit den Vernehmungsprotokollen wuchs an. Da die Aussagen derjenigen, die sich nahe dem Zentrum des Geschehens auf dem Rådhuspladsen befunden hatten, nichts ergeben hatten, wurden die Untersuchungen Richtung Peripherie verlagert. Aber wie alle Ermittler wussten, verschlechterten sich ihre Chancen mit zunehmendem Abstand und je mehr Zeit verstrich.
    Beinahe eine Woche war vergangen. Dem Morddezernat war es immer noch nicht gelungen, die wichtigste Frage zu klären: Wer war das Opfer? Møller und sein Schlüsselteam versuchten es jetzt auch außerhalb von Kopenhagen, fanden aber kein passendes Schließfach. Die Kleider waren bis zur kleinsten Faser analysiert worden, ohne Ergebnis. Die DNA-Spuren konnten keiner aktenkundigen Person zugeordnet werden. Gekrümmt wie ein Fragezeichen lag der Ring bei den Kriminaltechnikern.
    Skov ärgerte sich über sich selbst und seine Untergebenen, aber fast am meisten über Vincent Paulsen, den Mann, den er sonst so schätzte. Paulsen schien das nicht zu bekümmern. Was ging in ihm

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