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Der Geheimnistraeger

Der Geheimnistraeger

Titel: Der Geheimnistraeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kanger
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sich eigentlich schon unsere Altstadt angesehen?«
    »Leider nicht, aber wenn wir die Zeit dazu finden, werden wir das sehr gerne tun«, erwiderte Christian.

    »Sie wird Ihnen sicher gefallen. Wie auch immer, diese Bücher stellen die Abkürzung dar, die Sie im Sinn haben. Einer meiner engsten Mitarbeiter, der sich seinerseits wieder von einigen Mitarbeitern helfen ließ, hat die Bände bereits durchgesehen. «
    Signor Franchetti zog ein handbeschriebenes Blatt Papier aus der Tasche. »Da die Stammbäume in diesen Büchern nur bis 1955 im ersten und bis 1962 im fünften Band reichen, könnte der letzte Name Ihrer Namensfolge fehlen. Habe ich das richtig verstanden?«
    »Ja«, antwortete Vincent. »Wir gehen davon aus, dass die dritte Frau, Sophia, nach dem Krieg zur Welt gekommen ist. Frances kann also frühestens 1962 geboren worden sein.«
    »Zu diesem Schluss kam ich auch, nachdem ich mit Capitano Gandini gesprochen hatte. Vittoria, Donata und Sophia sind bei uns sehr häufige Frauennamen. In den Büchern haben wir 92 Familien mit dieser Namenskombination gefunden.«
    Signor Franchetti überreichte Paulsen einige Papiere. »Hier sind die Familiennamen mit den Seitenverweisen«, sagte er. »Alles Weitere lässt sich sicher mit Hilfe der Meldebehörde klären. Ich bin mir sicher, dass Ihnen Signor Gandini dabei behilflich sein kann.«
    Vincent sah sich die Liste an. »Gibt es die Melderegister auf EDV?«, fragte er an Capitano Gandini gewandt.
    »Ja. Obwohl es so viele Namen sind, sollte es kein Problem geben. Aber das setzt natürlich voraus, dass es sich nicht um Personen einfacherer Herkunft handelt, weil diese in diesen Bänden nicht vorkommen.«
    Ein Silberring, ein einfaches Souvenir, am Finger eines Mitglieds der feineren Kreise Bolognas? Vincent fand das nicht sonderlich wahrscheinlich. Aber die Antworten auf Rätsel waren oft überraschend.

    Paulsen und Christian erhoben sich und dankten. Der schwergewichtige Stadtarchivar begleitete sie zur Tür.
     
    Sechs Stunden später waren von 92 Familien nur noch zwei übrig. Es gab nur zwei Stammbäume, in denen die Namen Vittoria, Donata, Sophia und Frances vorkamen. Beide Urgroßmütter waren bereits verstorben, aber eine Donata, Jahrgang 1922, war noch am Leben. »Es ist doch vermutlich eine gute Idee, dass ich Sie begleite, wenn wir sie aufsuchen?«, meinte Gandini.
    »Wir sind für jede Hilfe dankbar«, erwiderte Paulsen.
     
    Weitere drei Stunden später saßen die drei Männer in Gandinis Büro. Sie hatten eine Frances und eine Sophia aus zwei verschiedenen Familien getroffen. Keine der beiden Frauen vermisste einen Ring oder einen Angehörigen.
    »Darf ich mir den Ring noch einmal ansehen?«, fragte Gandini.
    Paulsen reichte ihm die Schachtel mit dem verbogenen Ring. Gandini nahm ihn in die Hand und betrachtete ihn genau. »Vielleicht lautet der Name ja ganz anders.«
    »Und wie?«, fragte Vincent.
    »Der Ring ist ja zerbrochen und zwar genau hinter dem letzten Buchstaben. Es gibt einen anderen Mädchennamen, der Frances sehr ähnlich ist. Francesca. Das ist ein sehr häufiger italienischer Name, ganz im Unterschied zu Frances, der eingeführt ist. Fehlt nicht überhaupt ein Stück des Rings?«
    Vincent beugte sich auf seinem Stuhl vor. »Ja. Unser Kriminaltechniker sagt, dass die beiden Enden nicht zusammenpassen. Also fehlt ein Stück.«
    »Francesca«, sagte Gandini und ging mit dem Finger den Ausdruck der Meldebehörde durch. »Es gibt vier Familien mit
der Namenfolge Vittoria, Donata, Sophia und Francesca. Das könnte einen Versuch wert sein.«
    Paulsen lächelte schwach. »Natürlich.«
    »Aber das muss bis morgen warten«, sagte Gandini und schaute auf die Uhr. »Es ist Freitagabend und ich empfehle den Herren, eine echte Pasta Bolognese zu essen und dazu eine Flasche Lambrusco zu trinken. Dann sehen wir uns morgen um neun Uhr wieder hier. Buona sera .«

28. Kapitel
    An diesem Samstag hatte Doris eigentlich frei, aber ihre Kollegin war krank geworden. Bereits um fünf vor acht fand sie sich im Tagungshotel ein. Nur wenige Minuten später betraten einige der Gäste das Foyer. Sie hatten ihre Sporttaschen dabei und trugen dünne Jacken. Wenig später gesellte sich eine größere Gruppe zu ihnen. Die Männer sprachen nicht miteinander. Niemand wünschte Doris einen guten Morgen. Einer nach dem anderen gingen sie zum Parkplatz. Durchs Fenster sah sie, dass sie sich vor ihren Minibussen versammelten. Mindestens die Hälfte der Gäste waren nun dort,

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