Der Geheimnistraeger
Ihre Bewegungen verfolgen und alles hören können, was von Ihnen und den Kidnappern gesagt wird.«
»Und welche Hautpartie gedachten Sie dafür zu benutzen?«, fragte Espen.
»Die an der Schläfe am Haaransatz.«
»Kann das gesund sein? Was das Strahlenschutzinstitut wohl dazu sagt?«
»Seien Sie bitte so freundlich, sich aufs Bett zu legen«, sagte Mr. Jones. »Ich werde die Hautpartie mit einem Spray betäuben. Der Eingriff dauert nicht länger als fünf Minuten.«
Er begann Gegenstände aus seiner Tasche zu packen. Espen blieb stehen und sah ihm zu.
»Mr. Krogh, please «, sagte Mr. Smith. »Das erhöht nur Ihre Sicherheit.«
Espen zuckte mit den Achseln und legte sich dann auf die Seite. »Ich hätte es gerne auf dieser Seite«, meinte er und deutete auf seine linke Schläfe. »Auf dieser Seite bin ich sowieso hässlicher.«
Zwei Stunden später setzten ihn die beiden Amerikaner auf einer kleinen Straße einige Kilometer südlich von Slagelse ab.
»Dreihundert Meter von hier entfernt befindet sich eine Straßensperre«, sagte Mr. Smith und reichte ihm eine Landkarte des westlichen Seeland mit Korsør. »Umgehen Sie sie auf der Südseite. Dann sind es noch etwa zehn Kilometer bis Korsør. An der südlichen Hauptzufahrt steht ein feindlicher Panzerwagen, weichen Sie ihm aus.«
»Danke für den Tipp«, bemerkte Espen.
»Und denken Sie daran«, sagte Mr. Smith. »Sobald Sie Mr. Woods lokalisiert haben, spucken Sie es aus. Wir werden alles hören können. Genaue Angaben. Zimmernummer, Stockwerk, eventuelle Bewegungen. Ob er gefesselt ist, in diesem Falle womit, ob andere Menschen in seiner Nähe sind. Alle Details. Aktualisieren Sie die Informationen so oft wie möglich. Das ist sehr wichtig. Haben Sie das verstanden?«
»Und wo sind Sie?«
»In der Nähe. Gehen Sie jetzt.«
Espen schaute über den Acker. Zehn Kilometer nach Korsør. Er begann zu gehen. Jetzt musste er allein zurechtkommen.
42. Kapitel
Es fiel Birthe Paulsen schwer, stillzustehen. Die Maschine aus Mailand war verspätet. Ihre beiden Töchter hielten sie an der Hand, sie hingen an ihr und benutzten sie als Wippschaukel. Als endlich das Wort »landed« auf der Anzeigetafel auftauchte, empfand sie eine große Erleichterung, als hätte ihr Mann in Gefahr geschwebt.
Vincent Paulsen kehrte in ein anderes Land zurück als das, das er verlassen hatte, in ein Dänemark, in dem Soldaten und Polizisten mit kugelsicheren Westen und schweren Waffen auf dem Flughafen Kastrup patrouillierten, in ein Land, in dem die allgemeine Stimmung zwischen Hysterie und Verzweiflung pendelte.
Das Wiedersehen mit der Familie fiel gefühlvoller aus als sonst nach einer Abwesenheit von wenigen Tagen. Im Auto auf dem Weg nach Kopenhagen hörte er sich die Geschichten seiner Töchter an und spürte ihre Angst. Wut packte ihn über die Männer, die sich das Recht herausgenommen hatten, das geborgene Dasein seiner Kinder zu stören.
Seine Frau wollte nach Hause fahren, die Tür zumachen und das Haus erst dann wieder verlassen, wenn all das Schreckliche vorüber war. Vincent strich ihr leicht über die Wange und sagte, er habe wichtiges Material in seiner Tasche, das die Polizei
so schnell wie möglich analysieren müsse. Birthe Paulsen sah ein, dass Einwände keinen Sinn hatten. Sie umarmte Vincent fest, bevor sie ihn auf dem Polititorvet aus dem Wagen ließ.
Bjarne Skov saß im zweiten Stockwerk in seinem Chefbüro. Er war seit Samstagmorgen nicht mehr zu Hause gewesen. Sein Hemd war zerknittert, und er roch nach Schweiß. Vincent überlegte, was er wohl in all diesen Stunden getan hatte, fragte aber nicht.
Ein Kriminaltechniker erwartete bereits Vincents Ankunft. Vincent übergab ihm die DNA-Probe und das Foto Paolo Roccas. Man versprach ihm umgehend einige erstklassige Abzüge. Wenige Minuten später kam der Kriminaltechniker bereits mit diesen zurück.
Skov betrachtete das Porträt von Paolo Rocca lange.
»Das ist er also«, sagte Skov.
»Vermutlich«, erwiderte Paulsen.
Skov beugte sich vor und griff zum Telefon. Wenig später trat Preben Møller ein und begrüßte Vincent. Skov gab ihm die restlichen Abzüge.
»Leg los«, sagte Skov zu Møller, der bereits wieder den Raum verließ.
»Es ist Møller nicht gelungen, den Schrank, zu dem der Schlüssel passt, zu finden«, sagte Skov. »Ich habe ihm von dem Foto unseres mutmaßlichen Mordopfers berichtet, und jetzt ziehen er und seine Truppe noch einmal los und zwar an alle Orte, an denen sie schon
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