Der Geheimnistraeger
wissen, was sie tun und dass sie sich in der Taktik des Panzerkampfs auskennen. Die Panzer werden ab und zu bewegt, aber immer nur kurze Strecken. Wir wissen nicht recht, warum, aber vielleicht wollen sie damit unterstreichen, dass sie rund um die Uhr bemannt sind. Vielleicht wollen sie auch nicht, dass wir ihre genaue Position im Voraus kennen. Vielleicht wollen sie aber auch ein größeres Areal überwachen.«
Er deutete auf das Hotel Kong Frederik.
»Hier halten sie die Geiseln gefangen. Einige Geiseln haben wir identifiziert, aber nicht alle. Soweit wir wissen, handelt es sich um etwa vierzig Personen, es können aber auch mehr sein. Beim Kontakt mit den Medien sollten wir ihre Zahl nicht übertreiben. «
Thord Henning warf einen Blick auf die beiden Kollegen von der Presseabteilung, einen Mann und eine Frau Mitte vierzig.
»Erinnert euch, wie die russischen Behörden in Beslan alles versiebt haben. Wir werden nichts behaupten, dessen wir uns nicht vollkommen sicher sind.«
Er deutete auf das Tagungshotel.
»Hier scheinen sich die Besatzer aufgehalten zu haben, ehe sie zugeschlagen haben. Wir wissen nicht, ob noch welche von ihnen dort sind. Aber zwei Köchinnen, die von dort entkommen konnten, berichteten, wie einige Männer gestern dort den Polizeiassistenten Hansen erschossen haben. Wir gehen davon aus, dass sie seinen Kollegen als Geisel genommen haben. Außerdem haben sie zwei Sanitäter und wahrscheinlich auch noch eine Angestellte des Tagungshotels, die gestern dort arbeitete, gefangen genommen. Ihr Mann sagt, es sei ihm seit gestern nicht mehr geglückt, mit ihr Kontakt aufzunehmen. Außerdem sind andere, beunruhigende Dinge geschehen.«
Henning wandte sich an einen Mitarbeiter, der neben ihm saß und unablässig seinen Schnurrbart zwirbelte.
»Bewaffnete und maskierte Männer sind in Privathäuser eingedrungen und haben mindestens drei Personen entführt«, erklärte der Mitarbeiter.
»Die Informationen stammen von ihren Angehörigen. Alle drei sind Politiker und bekleiden führende Posten im lokalen Kreis der Dansk Folkeparti.«
»Also ein offensichtlich politisch motivierter Akt«, meinte Thord Henning. »Aber etwas schwer zu begreifen. Zehn Panzer und einige unbedeutende Kommunalpolitiker. Im Gesamtzusammenhang unbedeutend, meine ich. Die ganze Sache wird immer unbegreiflicher. Wir wissen immer noch nicht, wer diese Terroristen sind oder um wie viele genau es sich eigentlich handelt. Wir schätzen, dass es mindestens siebzig Mann sein müssen, aber weniger als hundert. Wir wissen auch nicht, was sie wollen oder worauf die Aktion hinauslaufen soll. Ohne klare
Forderungen fällt es uns schwer, eine Taktik zu entwickeln. Sie verständigen sich wie gesagt mit Handys. Wir haben beschlossen, ihre Gespräche abzuhören, statt ihnen die Anschlüsse zu sperren. Das gibt uns die Möglichkeit, etwas über ihre Denkungsart zu erfahren. Sie sprechen Englisch. Wir versuchen, mit Hilfe ihrer Akzente ihre Herkunft zu lokalisieren. Wie sie einreisen konnten, ohne dass jemandem etwas aufgefallen wäre, ist uns immer noch ein Rätsel, aber diese Frage wird später zu klären sein.«
»Vielleicht sind einige von ihnen ja Dänen«, meinte der Terrorexperte. »Einheimische Terroristen. Du hast selbst davor gewarnt, denselben Fehler zu machen wie die Russen in Beslan. Dort hat man behauptet, es würde sich um Araber handeln, obwohl es Kaukasier unterschiedlicher Nationalität waren. Hauptsächlich Inguschen.«
»Nichts deutet daraufhin«, sagte der PET-Chef. »Ich halte es für unwahrscheinlich, dass es sich um Dänen handelt.«
»Irgendjemand muss Däne sein«, sagte der Terrorexperte. »Ohne einen Insider hätten sie weder die Panzer erbeuten noch die Munition beschaffen können.«
»Es hat keinen Sinn, Hypothesen aufzustellen«, warf Thord Henning ein. »Wir werden es schon früh genug erfahren.«
Er blätterte in seinen Berichten und fuhr dann fort:
»Die Lage spitzt sich zu, weil immer mehr Menschen, vorwiegend aus den Außenbezirken, versuchen, Korsør zu Fuß zu verlassen. Die allgemeine Panik erschwert uns die systematische Arbeit.«
»Was haben Sie vor?«, fragte der Oberbefehlshaber.
»Demnächst werden sich zwei Beobachter von dem Sondereinsatzkommando in die Stadt begeben. Sie haben den Befehl, zu schießen, falls sie bedroht werden. Wir haben vor, uns ein detailliertes Bild darüber zu machen, wie wir diese Terroristen,
falls nötig mit Gewalt, unschädlich machen können. Sobald unsere
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