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Der Geheimnisvolle Eremit

Der Geheimnisvolle Eremit

Titel: Der Geheimnisvolle Eremit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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zurückzugeben, was ihm gehört.«
    Cadfael legte den Verband über dem Ellbogen fest und hielt Rafe fürsorglich den Hemdsärmel, damit dieser den Arm wieder hineinstecken konnte. Die Wunde war versorgt. Cadfael setzte sich zu ihm, Angesicht zu Angesicht, Auge in Auge. Das Schweigen, das sich über sie senkte, war wie die Nacht – mild, voll tiefer Stille und etwas melancholisch.
    »Es war ein fairer Kampf«, erklärte Rafe nach einer langen Pause. Er blickte in und durch Cadfaels Augen, während er sich an die graue Steinkapelle im Wald erinnerte. »Ich legte mein Schwert zur Seite, als ich sah, daß er keines hatte. Den Dolch hatte er behalten.«
    »Und er benutzte ihn«, sagte Cadfael, »gegen den Mann, der ihn in anderer Aufmachung in Thame gesehen und seine Berufung als Priester in Frage gestellt hatte. Was der Sohn dann tat, als Cuthred schon tot war, und ohne zu wissen, daß er dem Mörder seines Vaters gegenüberstand.«
    »Ach, so war das! Ich hatte mich schon gewundert.«
    »Und habt Ihr gefunden, was Ihr suchtet?«
    »Ich kam um seinetwillen«, antwortete Rafe grimmig. »Aber das war nicht Eure Frage. Ja, ich fand es, im Reliquienschrein auf dem Altar. Es waren nicht viele Münzen, hauptsächlich Edelsteine, die klein und leicht zu transportieren sind. Es war ihr eigener Schmuck, der ihr besonders am Herzen lag. Und noch mehr lag ihr der Mann am Herzen, dem sie die Juwelen schicken wollte.«
    »Es soll auch einen Brief gegeben haben.«
    »Es gibt einen Brief. Ich habe ihn. Habt Ihr das Brevier gesehen?«
    »Ja. Das Buch eines Prinzen.«
    »Einer Kaiserin. Im Einband ist ein verborgenes Fach, in dem man ein dünnes, schmales Blatt verstecken kann. Nach ihrer Trennung ging das Brevier mit einem vertrauenswürdigen Boten zwischen den beiden hin und her. Gott mag wissen, was sie ihm jetzt schreiben würde, da ihr Stern so tief gesunken ist.
    Nur durch ein paar Meilen ist sie von ihm getrennt, doch es könnte ebensogut die halbe Welt sein, da die Armee des Königs sie belagert und ihr schon den Würgegriff angesetzt hat.
    Wer handelt schon überlegt, wer hütet schon Zunge oder Feder, wenn er sehr verzweifelt ist? Ich wollte es gar nicht wissen. Er sollte den Brief bekommen und lesen und den Trost finden, der gespendet werden sollte. Doch las ihn jemand anders, der ihn für seine Zwecke benutzen wollte«, sagte Rafe bitter. »Aber das spielt keine Rolle mehr.«
    Seine Stimme klang jetzt leidenschaftlich, doch die Erregung konnte seine eiserne Kontrolle nicht zerbrechen, wenn sie auch seinen gestählten Körper zittern ließ wie einen fliegenden Pfeil.
    Den Brief trug er bei sich, mit dem gebrochenen Siegel als Zeugnis eines eiskalten, schändlichen Verrats. Er würde ihn niemals entfalten, denn der Inhalt des Briefs war ihm heilig wie die Beichte – bestimmt nur für die Frau, die ihn geschrieben hatte, und den Mann, der ihn bekommen sollte. Cuthred hatte sich auch gegen dieses heilige Gebot vergangen, aber Cuthred war tot. Es schien Cadfael, daß die Sühne angesichts der Schwere der Verfehlungen nicht zu hart war.
    »Sagt mir, Bruder«, fragte Rafe de Genville, während sich seine Leidenschaft wieder legte und seine übliche Gelassenheit die Oberhand gewann, »war es eine Sünde?«
    »Was wollt Ihr von mir hören?« antwortete Cadfael. »Fragt das Euren Beichtvater, wenn Ihr wohlbehalten in Wallingford angekommen seid. Ich weiß nur, daß es eine Zeit gab, in der ich gehandelt hätte wie Ihr.«
    Die Frage, ob de Genvilles Geheimnis gehütet werden sollte, stellte sich nicht; Frage und Antwort waren schon ohne Worte zwischen ihnen ausgetauscht. »So ist alles gesagt«, erklärte Rafe und stand auf. »Ich will morgen Euren Stundenplan nicht durcheinander bringen; ich will früh aufbrechen und meinen Platz gereinigt und aufgeräumt für den nächsten Gast hinterlassen, und ich werde leichter reisen, weil nun ein kluger Mann mein Geheimnis kennt. Ich will mich jetzt schon von Euch verabschieden. Gott sei mit Euch, Bruder!«
    »Und Er möge bei Euch sein«, sagte Cadfael.
    Damit verschwand Rafe de Genville in der dichter werdenden Dunkelheit. Seine Schritte auf dem Kiesweg klangen fest und gleichmäßig und verstummten, als er das Gras dahinter erreichte. Und genau in diesem Augenblick begann die ferne Glocke zur Komplet zu läuten.
    Cadfael ging noch vor der Prim zu den Ställen hinunter. Es war ein trockener und sonniger, aber kühler Morgen; gutes Reitwetter. Der große Braune mit der weißen Blesse war aus

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