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Der Geheimnisvolle Eremit

Der Geheimnisvolle Eremit

Titel: Der Geheimnisvolle Eremit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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seinen eigenen Wäldern und wer von seinen eigenen Leuten sollte ihm schon einen Schaden zufügen wollen? Zwar gab es in dem vom Bürgerkrieg zerrissenen Land gesetzlose Männer, die herrenlos herumstreunten, doch diese Grafschaft war jetzt seit mehr als vier Jahren vom Krieg verschont geblieben und schien einen Frieden und eine Ordnung genießen zu können, wie es sie weiter im Süden nicht gab. Die Stadt war kaum sieben Meilen entfernt, der Sheriff war energisch und jung und, soweit es ein Sheriff überhaupt sein kann, beim Volk beliebt. Und je länger Hyacinth darüber nachdachte, desto klarer wurde ihm, daß die einzige Gefahr, die Richard überhaupt drohen konnte, die erzwungene Heirat mit der Nachbarstochter war, durch welche Dionisia sich ein zweites Gut aneignen wollte. Sie hatte ihre Absichten mehr als deutlich gemacht, und Hyacinth hatte nicht vergessen, wie sie auch ihn als Werkzeug benutzt hatte. Sie mußte einfach für das Verschwinden des Jungen verantwortlich sein.
    Der Sheriff hatte in Eaton jeden Winkel durchsucht und keine Spur von dem Jungen gefunden, und so konnte Dionisia gut die empörte Unschuld spielen. Sie hatte kein zweites Gut, auf dem sie den Jungen oder das Pony verstecken konnte. Fulke Astley mochte bereit sein, sich mit ihr zu verschwören, und glauben, er könnte auf dem Umweg über seine Tochter an Eaton herankommen, doch auch Wroxeter war gründlich und erfolglos durchsucht worden.
    An diesem Tage war die Suche weitergegangen, und nach allem, was Annet von den heimkehrenden Soldaten aufgeschnappt hatte, sollte sie am nächsten Morgen fortgesetzt werden. Bis Leighton, zwei Meilen flußab, war man noch nicht vorgedrungen. Astley lebte meist in Wroxeter, doch auch das etwas entfernte Gut Leighton gehörte ihm.
    Es war der einzige Ansatzpunkt, den Hyacinth finden konnte, und die Idee war es wert, ein gewisses Risiko einzugehen.
    Wenn Richard von einem von Astleys Männern oder von denen aus Eaton, die Dionisia ergeben waren, gefaßt worden war, dann hatte man es möglicherweise für angebracht gehalten, ihn bis Leighton fortzuschaffen, statt ihn in der Nähe der Herrenhäuser zu verstecken. Und wenn Dionisia immer noch die Absicht hatte, dem Jungen diese Ehe aufzuzwingen – auch aus dem störrischsten Kind konnte man, eher durch Schuldgefühle als durch Angst, die richtigen Antworten herausbekommen –, dann brauchte sie einen Priester. Hyacinth kannte das Dorf Eaton lange genug, um zu wissen, daß Vater Andrew ein ehrlicher Mann war, der sich keinesfalls als Werkzeug für einen üblen Zweck mißbrauchen ließ. Der Priester in Leighton jedoch, dem die verwickelte Geschichte nicht bekannt war, mochte sich fügsamer zeigen.
    Jedenfalls war es eine Idee, der er selbst auf den Grund gehen konnte. Es hatte keinen Zweck, daß Eilmund ihm vernünftig zuriet und ihn bat, zu bleiben wo er war und nicht die Gefangennahme zu riskieren. Im Grunde verstand und billigte Eilmund das, was er laut eine Dummheit nannte. Annet hatte gar nicht erst versucht, Hyacinth umzustimmen. Sie war nur so klug, ihm ein altes, abgetragenes Gewand von Eilmund zu geben, das ihm zu groß war, mit dem er aber des Nachts so gut wie unsichtbar war. Und er bekam eine dunkle Kapuze, um sein Gesicht zu verhüllen.
    Zwischen dem Wald und den Windungen des Flusses, stromab von der Mühle und den Fischerhütten und einigen kleinen Kotten, erstreckten sich die weiten Feuchtwiesen, über denen sich das Licht gehalten hatte. Ein leichter Bodennebel bedeckte das Grün und folgte wie eine gewundene silberne Schlange dem Flußlauf. Im Norden reichte der Wald fast bis nach Leighton, und hinter diesem Punkt erhob sich das Gelände zu den letzten Ausläufern des Wrekin hin. Dort würde er kaum noch Deckung finden, doch an der Grenze zwischen Bäumen und Gras konnte er sich schnell bewegen, wenn er sich ein Stück im Wald hielt, wo er das Licht von den offenen Feldern nutzen konnte. Er lief leise und vorsichtig und achtete genau auf Geräusche, welche die Bewegungen eines anderen Geschöpfes in der Nacht verraten konnten.
    Er hatte schon mehr als eine Meile zurückgelegt, als er die ersten Geräusche hörte. Er hielt sofort inne, spitzte die Ohren und lauschte gespannt. Es war ein einzelner metallischer Ton gewesen, irgendwo hinter ihm – ein Kettenhemd, das sich einen Augenblick bewegt hatte. Dann hörte er das Rauschen von Büschen, als käme jemand vorbei, und dann, unverkennbar und dennoch sehr leise und ein Stück entfernt, eine

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