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Der Geheimnisvolle Eremit

Der Geheimnisvolle Eremit

Titel: Der Geheimnisvolle Eremit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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gedämpfte Stimme, die etwas von sich gab, das dem Tonfall nach eine Frage sein konnte, um dann sofort wieder zu verstummen. Also waren es mindestens zwei, denn einer allein würde nicht sprechen. Und beritten und ebenfalls am Saum des Waldes unterwegs wie er selbst, obwohl es einfacher gewesen wäre, über die Wiesen zu reiten. Nächtliche Reiter, die so wenig bemerkt werden wollten wie er selbst und die das gleiche Ziel hatten. Hyacinth spitzte die Ohren und verfolgte die durch das Laub gedämpften Huftritte, um festzustellen, wo genau sie sich einen Weg durch die Bäume suchten. Sie waren nahe am Waldrand, um das verbliebene Licht auszunutzen, und anscheinend kam es ihnen eher auf Verstohlenheit denn auf Eile an.
    Hyacinth zog sich vorsichtig tiefer in den Wald zurück und blieb reglos in seiner Deckung stehen, um sie vorbeizulassen.
    Das Licht war noch hell genug, um etwas mehr zu erkennen als nur schattenhafte Umrisse, als sie herankamen und im Gänsemarsch vorbeiritten: Zuerst ein großes Pferd, das sich wie ein weißer Fleck durch den Wald bewegte; wahrscheinlich ein hellgraues Tier, das einen großen, ungeschlachten, bärtigen und kahlköpfigen Mann auf dem Rücken trug, der seine Kapuze auf die Schultern zurückgeworfen hatte. Hyacinth kannte diese Gestalt, denn er hatte diesen Mann nach Richard Ludels Beerdigung schon einmal aufsitzen und reiten gesehen. Er hing wie ein Sack, aber dennoch sicher im Sattel. Was hatte Fulke Astley des Nachts und so heimlich hier zu suchen? Warum ritt er nicht auf der Straße, sondern im Wald, wenn er von einem seiner Landgüter zum anderen wollte. Denn ein anderes Ziel konnte er nicht haben.
    Und die Gestalt, die ihm auf einem schweren Pony folgte, war eindeutig eine Frau. Es konnte niemand anders sein als seine Tochter, jene Hiltrude, die dem jungen Richard so alt und häßlich vorkam.
    Also waren ihre Absichten doch nicht so geheimnisvoll. Wenn sie Richard in ihren Händen hatten, wollten sie natürlich die Ehe so rasch wie möglich schließen lassen. Sie hatten die paar Tage abgewartet, bis Eaton und Wroxeter durchsucht waren, doch nun, da sich die Suche auf das weite Land dahinter erstreckte, wollten sie nicht länger warten. Auch wenn sie jetzt ein Risiko eingingen – sobald die Verbindung geschlossen war, stellte sie eine Realität dar, die alle folgenden Stürme überstehen würde. Sie konnten es sich sogar erlauben, Richard freizugeben und zur Abtei zurückkehren lassen, denn nichts und niemand außer der Autorität der Kirche konnte ihn von einer Frau befreien.
    Was konnte man nun tun, da die Dinge so lagen? Es war nicht genug Zeit, um zu Eilmunds Haus zurückzulaufen und Annet zur Burg oder zur Abtei zu schicken, und Hyacinth verspürte eine ganz menschliche Abneigung dagegen, sein eigenes Schicksal mutwillig aufs Spiel zu setzen. Dennoch mußte er etwas tun, und die Zeit war knapp. Wenn er zurückging, wäre Richard schon verheiratet, bevor er mit Helfern zurückkehren konnte. Vielleicht blieb aber noch genug Zeit, um herauszufinden, wo sie ihn versteckt hielten, und um ihn vor ihren Nasen wegzuschnappen. Diese beiden hatten es nicht eilig, und Dionisia mußte noch die Reise von Eaton herüber machen. Und der Priester – wo mochten sie einen bereitwilligen Priester aufgetrieben haben? Solange kein Priester anwesend war, konnte nichts geschehen.
    Hyacinth verließ seine Deckung und drang tiefer in den Wald ein. Jetzt kam es nicht mehr auf Verstohlenheit an, nur noch auf Geschwindigkeit. Bei dem langsamen Schritt, den die Reiter vorlegten, konnte er sie mühelos überholen, und in dieser Notlage würde er, wenn nötig, sogar die Hauptstraße und die Gefahr in Kauf nehmen, anderen zu begegnen, die ihren ehrlichen Geschäften nachgingen. Doch es gab einen Weg, der für die Zwecke der Astleys viel zu nahe an der Hauptstraße lag und sich ein Stück bergauf sogar mit dieser verband. Hyacinth erreichte ihn und rannte eilig auf dem dicken Blätterteppich los, der zu feucht und zu locker war, um unter seinen Füßen zu rascheln.
    Als er den Hauptweg erreicht hatte und sich wieder bergab zum Dorf wandte, das noch fast eine Meile entfernt lag, zog er sich in die Felder am Fluß zurück und rannte von einer der verstreuten Buschgruppen zur nächsten, um deren Deckung auszunutzen. Er war jetzt sicher, daß er Astley überholt hatte.
    Er durchwatete den Bach, der vom Fuß des Wrekin herunterkam, um hier in den Severn zu münden, und ging am Ufer entlang. Eine Ecke des

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