Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Geheimnisvolle Eremit

Der Geheimnisvolle Eremit

Titel: Der Geheimnisvolle Eremit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
Vom Netzwerk:
Waldlandes kam fast bis zum Wasser herunter, und aus deren Schutz sah er endlich den niedrigen Palisadenzaun des Herrenhauses und das langgestreckte Dach dahinter, das sich scharf und klar vom funkelnden Wasser und dem bleichen Himmel abhob.
    Es war ein Glücksfall, daß die Bäume am Ufer so nahe an den Zaun heranreichten. Hyacinth schlich von Baum zu Baum und fand schließlich eine Eiche, deren Äste sich über den Zaun in den Hof erstreckten. Er kletterte bis zur Astgabel hinauf, um vorsichtig in die Einfriedung zu lugen. Über die Dächer von Scheunen, Schuppen und Ställen hinweg blickte er zur langgestreckten Rückfront des Hauses. Auch hier gab es einen niedrigen Keller mit Halle und Kammer und Küche darüber; die Treppe zur einzigen Tür mußte auf der anderen Seite des Hauses sein. Von hier aus konnte er nur in den Keller. Es gab nur ein einziges Fenster, das mit Läden verschlossen war.
    Darunter war ein kleiner Seitenflügel vorgebaut, der über den Keller hinausragte. Das mit Schindeln gedeckte Dach war steil, die Traufen reichten weit hinunter. Hyacinth betrachtete es nachdenklich und überlegte, wie gut die Fensterläden wohl verschlossen wären. Es war kein Problem, sie zu erreichen, doch auf diesem Wege ins Haus einzudringen, mochte erheblich schwieriger sein. Andererseits war die Rückfront des Hauses der einzige Bereich, wo er vor Entdeckung sicher war.
    Die geheimnisvollen Aktivitäten der Astleys und Ludels würden sich sicherlich auf die einzige große Tür konzentrieren, die auf der anderen Seite des Hauses zur Halle führte.
    Er ließ sich in die Einfriedung hinuntergleiten und verschwand in einer dunklen Ecke zwischen Scheune und Stall.
    Die Begegnung mit den beiden in aller Heimlichkeit reitenden Menschen hatte ihm zumindest eine Angst genommen: Richard war gewiß hier. Er lebte und war wohlauf und war so herausstaffiert, wie sie ihn haben wollten, gut gefüttert, gut versorgt und wahrscheinlich sogar etwas verwöhnt, weil sie hofften, ihm seine Zustimmung abzuschmeicheln. Verwöhnt mit allem und jedem, was er sich nur wünschen konnte, abgesehen von seiner Freiheit. Aber wenn es nach Hyacinth ging, sollte er die bald bekommen!
    Nichts regte sich im dunklen Hof. Hyacinth schlich langsam aus seinem Versteck und arbeitete sich von Schatten zu Schatten am Zaun entlang, bis er die östliche Ecke des Hauses erreichte. Dort waren die Fenster nicht mit Läden verschlossen, und gedämpftes Licht drang heraus. Er verharrte vor der tief liegenden Tür des Kellers und spitzte die Ohren; er glaubte, leises Gemurmel zu hören. Als er um die nächste Ecke lugte, sah er, daß vor der Treppe zur Haupttür eine Fackel angebracht war; er erkannte es am flackernden Licht, das vor ihm über die festgetretene Erde zuckte. Auch einige Diener bewegten sich dort mit leisen Schritten und sprachen mit gedämpfter Stimme. Da hörte er dumpfe Hufschlage, die gemächlich den Hof überquerten. Braut und Brautvater trafen ein, dachte Hyacinth, und einen Augenblick fragte er sich, wie sich wohl das Mädchen angesichts der bevorstehenden Eheschließung fühlte. Vielleicht kam sie sich ebenso benutzt und betrogen vor wie Richard und vielleicht sogar noch hilfloser.
    Er zog sich eilig zurück, denn gleich würden die Knechte die Pferde in die Ställe führen, die ganz in seiner Nähe lagen. Er hatte die Tiere in den Ställen gehört, als er im Baum gelauscht hatte. Der vorspringende Seitenflügel bot ihm etwas Deckung.
    Also drückte er sich in den dunklen Mauerwinkel hinter dem Vorsprung und wartete, bis der Stallbursche mit den Pferden kam.
    Er konnte sich nicht bewegen, bevor der Mann wieder fort war, doch er stand wie auf glühenden Kohlen. Die Zeit verstrich, und er saß fest. Zum Glück beeilte sich der Bursche und verschwendete keine Zeit mit den Pferden; vielleicht wollte er rasch ins Bett, denn es war schon spät. Hyacinth hörte, wie die Stalltür geschlossen wurde, dann entfernten sich rasche Schritte um die Hausecke. Erst jetzt, als er sich von der Wand lösen und noch einmal die Rückseite des Gutshauses betrachten konnte, bemerkte Hyacinth etwas, das ihm vorher entgangen war. Durch die Bretter der massiven Fensterläden des einsamen Fensters auf dieser Seite, das trotz der milden Nacht verschlossen war, drang ein schwaches Licht. In einem der Bretter nahe am Scharnier war sogar ein Loch, ein kleines, rundes Auge aus Licht, wo ein Ast aus dem Holz gefallen war.
    Gewiß war dieser rückwärtige Raum mit Läden

Weitere Kostenlose Bücher