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Der geheimnisvolle Garten: Roman (German Edition)

Der geheimnisvolle Garten: Roman (German Edition)

Titel: Der geheimnisvolle Garten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Dutton
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Anteilnahme ab, »schon gut, bitte beachtet mich nicht. Ich bin nur hier, um still zu beten.«
    Johannes war schon an ihrer Seite und reichte ihr ein Taschentuch. Als er Helenes fragenden Blick sah, sagte er nur: »Klein Michael geht es gut, keine Sorge. Lasst uns nun beten, Brüder und Schwestern.«
    Er drückte die Hand seiner Frau und ließ sie während des Gebets nicht mehr los. Immer wieder brach Anna in Tränen aus. Helene legte dann den Arm um sie, um ihr beizustehen, doch Johannes hob jedes Mal abwehrend die Hand. Die Männer der Runde warfen sich Blicke zu. Helene spürte, wie unangenehm ihnen die Situation war.
    Als die Männer gegangen waren, versuchte Helene ein weiteres Mal, mit Anna ins Gespräch zu kommen. Es fiel ihr schwer, die neue Freundin zu verstehen. Ihre Art war von ihrer eigenen so verschieden. Anders als Helene schien es Anna nicht weiter zu kümmern, was andere denken mochten, wenn sie ihre Gefühle in aller Öffentlichkeit zeigte. Helene an ihrer Stelle wäre lieber im Erdboden versunken, als vor den Kirchenälteren in einen Heulkrampf auszubrechen, selbst wenn ihr danach zumute gewesen wäre. Gleichzeitig beneidete sie die neue Freundin ein wenig. Es musste eine Erleichterung sein, seine Gefühle nicht verstecken zu müssen. Sie bewunderte Anna auch für die Güte, die diese ausstrahlte, und für die Wärme, mit denen sie sich anderen widmete. Eine solche Gabe hatte sie selbst nicht. Helene war eher praktischer Natur. Sie krempelte die Ärmel hoch, wenn sie sah, dass sie mit ihrer Hände Arbeit Leid lindern konnte, aber lieber pflügte sie einen ganzen Acker, als einem Leidenden eine Nacht hindurch tröstende Worte zuzusprechen.
    Als nur noch sie drei in der Kirche waren, ermunterte Johannes seine Frau, mit der Freundin zu reden.
    »Nur zu, Anna. Es wird dir guttun. Helene hat so viel Kraft und Mut. Vielleicht kann sie dir davon ein wenig abgeben.«
    Er ließ die Frauen alleine. Anna weinte nun laut und warf sich Helene an die Brust. Helene strich ihr beruhigend über den Rücken.
    »Willst du mir nicht sagen, was dich so traurig macht?«
    Anna trat einen Schritt zurück und schneuzte sich in ihr durchnässtes Taschentuch.
    »Ich wollte dich nicht mit meinem Kummer belasten, aber Johannes meint ja, ich könne mich dir ruhig anvertrauen, du hättest ein großes Herz. Ich weiß, dass er damit recht hat.«
    Sie hielt nun beide Hände der Freundin.
    »Ich habe unser Kind verloren. Es ist schon das dritte Mal, und ich weiß nicht, ob ich Michael jemals ein Geschwisterchen schenken kann.«
    Die Tränen liefen ihr über beide Wangen, Helene wischte sie mit den Daumen weg.
    »Das tut mir so leid für dich! Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Ich weiß nur, dass du ganz bestimmt noch Kinder haben wirst. Dein Sohn ist doch der beste Hinweis, dass es so sein wird.«
    »Ach, wenn du nur recht behalten würdest. Warum schickt mir Gott diesen Schmerz? Bin ich etwa eine schlechte Mutter?«
    »Bitte sag so etwas nicht. Ich kenne keine bessere als dich. Gib dir ein wenig Zeit. Du bist noch so jung.«
    Helene war bewusst, wie unbeholfen ihre Worte klangen, doch sie wusste nichts anderes zu sagen. Sie räusperte sich, als Anna weiterhin schwieg, und zwickte sie dann aufmunternd in die Seite, bis sich Anna unter ihren Tränen ein Lächeln abrang.
    »Meinst du wirklich?«
    »Aber sicher. Entschuldige den Vergleich, aber ich kenne es ja nur von den Kühen auf Vaters Hof. Wenn eine erst einmal gekalbt hatte, blieb es nicht bei dem einen. Du wirst schon sehen. Bald habt ihr einen ganzen Stall voller Kinder.«
    Anna schüttelte nun lachend den Kopf.
    »Du bist eine wundervolle Freundin, Helene. Ich könnte mir keine bessere wünschen.«
    Helene war erleichtert, dass das Gespräch eine erfreulichere Wendung genommen hatte, und tatsächlich schien Anna nun ein wenig getröstet. Helene hoffte jedenfalls inständig, so bald kein weiteres Gespräch dieser Art führen zu müssen.

    Georg half Helene auf den Einspänner, wo sie nun zwischen Gottfried und ihm auf dem Kutschbock saß. Georg hatte angeboten, sie und Gottfried ins Missionsdorf zu fahren, wo Helene dreimal in der Woche die Kinder der Einheimischen unterrichtete. In den ersten Wochen hatten entweder Georg oder Johannes sie begleitet, um zu sehen, wie sie mit den Kindern und dem Englischunterricht zurechtkäme, doch sehr bald fühlte sie sich in der neuen Rolle als Lehrerin sicher genug. Zu Kindern hatte sie schon immer einen guten Draht gehabt, sie liebte

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