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Der geheimnisvolle Garten: Roman (German Edition)

Der geheimnisvolle Garten: Roman (German Edition)

Titel: Der geheimnisvolle Garten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Dutton
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zum Abschied die Hand.

    Der Wind hatte nachgelassen. Natascha streckte sich rücklings auf der Sitzbank aus und schaute in den bewölkten Himmel, den die untergehende Sonne mit ihren leuchtenden Farben ausmalte. Sie waren später losgekommen, als Mitch lieb war, und jetzt jagte er den Motor hoch, um die verlorene Zeit wettzumachen. Alan nutzte die Gelegenheit und inspizierte die Ausrüstung für die morgige Tauchfahrt. Als er damit fertig war, setzte er sich neben Natascha. Sie sah plötzlich den Boden einer Bierdose direkt über ihrem Kopf.
    »Hier, war ein langer Tag.«
    Mit einem Ächzen richtete sie sich auf und griff zu.
    »Ja, das war es, danke. Leider bin ich fast so schlau wie vorher.« Sie öffnete die Dose und nahm einen großen Schluck. Alan hatte aus der Kombüse eine Packung Cracker und etwas Cheddar mitgebracht. Erst jetzt bemerkte sie, wie hungrig sie war. Sie stand auf, um Mitch ebenfalls mit Bier und Käse zu versorgen, und legte sich dann wieder neben Alan auf die Bank.
    »Bist du enttäuscht?« Alan strich sich müde über die Augen.
    Sie seufzte leise.
    »Ach, ich weiß nicht. Vielleicht ein bisschen, andererseits hab ich mir auch nicht allzu viel von unserem Trip erwartet. O Gott, jetzt bin ich schon wieder in ein Fettnäpfchen getreten!« Sie war hochgefahren, doch Alans Hand drückte ihre Stirn sanft zurück. »Versteh mich nicht falsch. Dass ihr mit mir rausgefahren seid zur Insel, das war unglaublich toll, danke nochmals. Ich bin wohl nur ein wenig deprimiert. Die Insel … sie macht einen so hoffnungslosen Eindruck.«
    Alan schob sich ein Stück Käse in den Mund. »Ich weiß genau, was du meinst. Als Weißer fühlt man sich nicht gerade wohl dort, stimmt’s?«
    Natascha hob den Kopf, trank einen weiteren Schluck und legte sich wieder hin.
    »Du kannst deinen Kopf gerne auf meinen Schoß legen, wenn du magst.«
    Sie zögerte. War das eine Anmache?
    Als ahnte er, was ihr durch den Kopf ging, faltete er ein Handtuch zusammen und schob es ihr unter den Kopf. »Oder du entscheidest dich für die zweitbeste Lösung.« Sie lächelte ihn dankbar an. Erste Sterne zeigten sich am gerade noch hellen Himmel. Nicht mehr lange, und die Mondsichel würde die Sonne endgültig verdrängen. Alan räusperte sich.
    »Darf ich dir mal eine persönliche Frage stellen?«
    »Nur zu.«
    »Wieso machst du das?« Sie schaute ihn fragend an. »Ich meine, wieso ist es dir so wichtig zu wissen, warum deine Großmutter ein Halbblut war? Oder andersrum gefragt: Wärst du jetzt auch hier, wenn du nicht erfahren hättest, dass deine Oma schwarzes Blut in ihren Adern hatte?«
    Natascha schwieg.
    »Das ist seit langem die beste Frage, die mir jemand gestellt hat«, meinte sie dann. Sie schwang ihre Beine von der Bank und setzte sich auf. Eine Weile blickte sie ihn gedankenverloren an.
    »Nein, wahrscheinlich wäre ich dann nicht hier. Wenn ich auf den Adoptionspapieren nicht den Eintrag halfcaste gefunden hätte und dazu noch diese mysteriösen Briefe, wäre ich heute mit einiger Sicherheit nicht auf deinem Schiff, sondern im bitterkalten Berlin. Aber ich hätte dann auch keinen Grund gehabt, meine Familiengeschichte zu hinterfragen. Die Schublade mit dem doppelten Boden hat eben alles verändert.«
    »Das hört sich aber reichlich melodramatisch an.«
    Er sah ihre hochgezogenen Augenbrauen.
    »Sorry, dass ich so geradeheraus bin. Kann ich leider nicht ändern, alte Charakterschwäche. Eine Sache verstehe ich nämlich nicht: Deine Mutter bleibt doch deine Mutter, und Gleiches gilt für deine Großmutter. Nur weil sie dir ein Detail deiner Herkunft verheimlicht haben, heißt das doch noch lange nicht, dass nichts mehr stimmt.«
    Natascha streckte den Rücken durch und sah ihn entgeistert an.
    »Du hältst das also für nebensächlich, dass die beiden mich belogen haben?«
    Alan atmete hörbar aus. Wahrscheinlich überlegte er, wie weit er noch gehen konnte, ohne seine Tauchschülerin zu verlieren.
    »Was hat man dir denn über die Herkunft deiner Großmutter erzählt, bevor du die Dokumente gefunden hast?«
    »Nicht viel. Dass ihre Eltern Siedler waren, die unter unbekannten Umständen ums Leben gekommen sind. Es war eben eine gefährliche Zeit damals für die Pioniere.«
    »Und das hat dir als Erklärung gereicht?«
    »Ja, mehr wussten meine Mutter und Oma doch selbst nicht.«
    »Du bist vorher nie auf die Idee gekommen, in Australien nach deinen Urgroßeltern zu forschen?«
    Sie sah ihn aus schmalen Augen an. »Nein, bin

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