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Der geheimnisvolle Garten: Roman (German Edition)

Der geheimnisvolle Garten: Roman (German Edition)

Titel: Der geheimnisvolle Garten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Dutton
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schaukelt.«
    Natascha schüttelte tapfer den Kopf, aber ganz wohl war ihr nicht im Magen. Sicher war sie kreidebleich.
    »Immer auf den Horizont schauen, das hilft.« Als das Wasser hochspritzte, legte Alan ihr seine Windjacke um die Schultern und drückte ihren Oberarm. »Halt die schön fest. Nicht dass du meine beste Jacke verlierst.«
    Natascha lächelte schwach.
    »Ich hoffe, du findest, was du suchst«, sagte er leise.

    Onkel Charlie war schon schlechterer Laune gewesen, was laut Mitch eher am mitgebrachten Sixpack denn am Besuch des Neffen lag. Der faltige Finger krümmte sich und knackte den Aluring nach oben. Mit einem Zischen schäumte das Bier aus der kleinen Öffnung, die Onkel Charlie sofort mit den Lippen abdichtete.
    »Schäumt die See, schäumt das Bier. Alte Seemannsweisheit«, sagte Mitch und deutete vage aufs Meer hinaus. Onkel Charlie war zu beschäftigt, die Dose zu leeren, um ihm Beachtung zu schenken. Erst als er seinen Finger erneut unter einen Aluring klemmte, besah er Mitch und die anderen genauer. Seine geröteten Augen wanderten von einem zum anderen und verweilten schließlich auf Natascha.
    »Du und deine Freunde, was wollt ihr hier?«
    Natascha wechselte einen Blick mit Alan, der mit den Schultern zuckte.
    »Ich freu mich auch riesig, dich wiederzusehen, Onkel.« Mitch klopfte ihm auf die Schulter.
    »Sag schon. Keiner kommt allein wegen unserer schönen Strände. Ihr wollt doch was.«
    »Obwohl die Strände tatsächlich sehr schön sind«, erklärte Mitch. Er fing den unruhigen Blick des Alten auf und räusperte sich.
    »Also gut. Alan kennst du ja bereits. Unsere Freundin Natascha hier kommt aus Deutschland. Sie hat gerade erst erfahren, dass ihre Großmutter eine Halfcaste gewesen sein soll, die als Mädchen hier auf der Mission gelebt hat.« Natascha nickte und reichte ihm die Hand, die Charlie zögernd ergriff. Seine Haut fühlte sich an wie feines Schmirgelpapier.
    »Und was hab ich damit zu tun?« Das Weiß um seine blauschwarzen Pupillen war blutunterlaufen. Wieder schaute er Natascha an, die nun ungemütlich von einem Bein aufs andere trat.
    »Nichts natürlich«, antwortete sie. »Mitch sagte nur, sie wüssten vielleicht jemanden, der mir etwas über die alte Mission erzählen könnte.« Hilfesuchend blickte sie in Mitchs Richtung.
    »Gab es hier nicht dieses Gemeindehaus mit dem kleinen Museum, Onkel Charlie?«
    Charlie nieste heftig und wischte sich die laufende Nase mit dem Handrücken ab. »Also gut.« Dann setzte er sich gemächlich in Bewegung. »Hier lang.«
    Gemeinsam folgten ihm die drei auf dem Weg zum Gemeindehaus. Natascha sah sich um. Sie spürte mehr, als dass sie sah, wovon Mitch auf dem Boot gesprochen hatte. Vor ihr lag eine tropische Insel wie aus dem Bilderbuch mit weitgeschwungenen Buchten, weißen Stränden, grünen Hügeln und Palmen im Wind. Doch was sie fühlte und was ihre Augen erkannten, klaffte wie eine Schere auseinander. Mitch hatte sie nicht umsonst vorgewarnt. Dies war ein trauriger Ort, ein Platz für Vergessene.
    Sie begann zu frösteln und zog Alans Jacke enger um ihre Schultern. Sie kamen an halbverfallenen Häusern vorbei. In einem verwilderten Vorgarten lagen zwei verrostete Räder ohne Reifen, in einem anderen ein altes Sofa; die Polster waren zerschnitten, zerfressener Schaumstoff quoll daraus hervor. Der Wind trieb zerfetzte Plastiktüten vor sich her. Die Armut hing so deutlich über allem, dass Natascha fast meinte, sie mit Händen greifen zu können. Dann sah sie Kinder. Ihre großen Augen lachten unter dichten Lockenschöpfen. Ihre Gesichter strahlten so unbekümmert, dass Natascha schon geneigt war, ihrem ersten Eindruck zu misstrauen. Wo Kinder lärmten und spielten, konnte es so schlecht nicht sein. Doch dann hörte sie aus einem der Häuser Streit, Scherben klirrten. Auf der Veranda saßen sicherlich zehn Menschen, und nicht einer davon zeigte eine Gefühlsregung oder griff gar ein.
    »Allambee«, sagte Charlie. »Ist mittwochs immer dasselbe mit dem Kerl.« Er schüttelte kaum merklich den Kopf.
    »Was ist denn mittwochs?«, rutschte es Natascha raus. Charlie sah sie abschätzig von der Seite an und ließ sich mit einer Antwort Zeit, so als wöge er ab, ob die neugierige Frau aus Deutschland eine Erklärung wert wäre.
    »Die Stütze wird immer donnerstags ausgezahlt. Spätestens am Dienstag hat Allambee sein Geld versoffen, und dann macht er einen Heidenaufstand. Er schlägt sie aber nie.«
    Natascha überlegte, worauf sich

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