Der geheimnisvolle Garten: Roman (German Edition)
seid doch ein Paar, oder?«
Er wand sich kein bisschen, als er ihr antwortete.
»Als Paar würde ich uns nicht gerade bezeichnen. Hanne arbeitet seit drei Jahren während ihres Urlaubs als meine Assistentin, und dann schlafen wir zusammen.« Er schaute sie an. »Wenn es das ist, was du wissen wolltest.«
»Ja, das war so ziemlich genau das, was ich meinte.« Sie versuchte, so cool zu klingen wie er.
»Es passt eben für beide. Keine Verbindlichkeiten, no trouble. Wenn ihre Ferien vorbei sind, gehen wir getrennte Wege, und wenn wir uns im nächsten Sommer wiedersehen, stellt keiner dem anderen dumme Fragen. Easy peasy. «
»Hört sich ganz nach dem perfekten Arrangement an. Ich gratuliere.«
Die letzten beiden Worte waren ihr so rausgerutscht, und sie hätte sich dafür ohrfeigen können. Sie klangen, als hätte er sie verletzt. Außerdem hatte sie ihm mehr über ihre Gefühlslage preisgegeben, als ihr lieb war.
»Ja, bis jetzt war es das auch.«
Natascha wollte sich keine Blöße geben und nachfragen, worauf sich dieses bis jetzt bezog. Mitch hatte schon vor einer Weile den Motor gedrosselt, die spärlichen Lichter von Nelly Bay wurden langsam größer.
»Magst du noch auf ein Bier zu mir kommen?«, hörte sie sich sagen und wunderte sich über ihre eigenen Worte.
Ihr Schädel brummte, als sie vom Geklapper in der Küche wach wurde, und sie musste einen Augenblick lang überlegen, wo sie war – und mit wem. Doch als sich Alans blonder Schopf in den Türrahmen schob, war ihr die vergangene Nacht wieder äußerst gegenwärtig. Ein wohliger Schauer lief ihr bei der Erinnerung über den Nacken.
»Ich wollte dich nicht wecken, aber da du schon mal wach bist: Rührei oder Spiegelei? Ich war so frei, deinen Kühlschrank zu plündern.«
Natascha befühlte ihre Stirn.
»Dicker Schädel? Hast du irgendwo Tabletten?«
Sie nickte.
»Im Badezimmerschränkchen. Danke. Und bitte nur Kaffee.« Sie hörte ihn im Bad wühlen und war erstaunt, dass seine Anwesenheit sie nicht störte. Dass ER sie nicht störte. Alan kam mit einem Aspirin zurück und stellte Wasser und Kaffee auf ihren Nachttisch. Dann setzte er sich neben sie aufs Bett und drückte ihr die Tablette in die Hand.
»Ich muss zum Boot. Ich sehe dich dann am Nachmittag, ja?« Sanft strich er ihr eine Strähne aus der Stirn und küsste sie auf die Wange. »Es war schön.«
Natascha lächelte andeutungsweise und fuhr sich verlegen über die Augen. Alan stand auf und wandte sich zum Gehen.
»Ach, und überleg dir, worüber wir gestern gesprochen haben. Hanne bucht dir bestimmt gerne einen Flug. Bis dann.«
Sie hörte die Tür zufallen und lehnte sich in die Kissen zurück. Ihre Hände umfassten den dampfenden Becher, als müsste sie sich daran festhalten. Das glaubte sie Alan gerne, dass Hanne ihr beim Verlassen der Insel behilflich sein wollte. Sie musste lächeln, obwohl sie sich Hanne gegenüber ein wenig mies fühlte, und das hatte sie Alan gestern auch so gesagt; doch der hatte abgewiegelt. Hanne und er wären schließlich weder verlobt noch verheiratet, Hanne solle sie mal seine Sorge sein lassen. Damit war Natascha sehr einverstanden. Wieder musste sie an letzte Nacht denken und spürte Schmetterlinge im Bauch. Unwillkürlich verzog sie den Mund zu einem Grinsen. Es war wirklich wunderschön gewesen – wild, aber gleichzeitig auch sehr zärtlich. Ihr Magen zog sich zusammen und verursachte dieses untrügliche Gefühl. War sie etwa tatsächlich verliebt? Unsinn! Sie kannte Alan doch gar nicht. Warum nur fühlte sie sich wie ein verschossener Teenager, wenn sie an ihn dachte?
Alan sah gut aus und war quasi von Berufs wegen charmant, da flogen ihm natürlich schnell die Herzen zu. Doch wenn sie schon so schlau war und die Situation durchschaute, wieso fiel sie dann auf seine Masche rein? Es war doch eine Masche, oder etwa nicht? Andererseits – wie sanft er sie heute Morgen beim Aufwachen umarmt hatte … Sie lächelte versonnen vor sich hin, und wieder zog es verdächtig in der Magengrube. Besser, sie wappnete sich für eine Enttäuschung.
Sie atmete mit einem Seufzen aus und stellte die Kaffeetasse auf dem Nachttisch ab. Dann schwang sie die Beine über die Bettkante und stand auf. Zeit für eine kalte Dusche. Sie musste noch überlegen, ob sie Alans Idee aufgreifen und nach Adelaide in Südaustralien fliegen sollte. Alan hatte beim Bier auf der Terrasse vorgeschlagen, dort vor Ort zu recherchieren. Natascha fragte sich allerdings, ob sie
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