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Der geheimnisvolle Garten: Roman (German Edition)

Der geheimnisvolle Garten: Roman (German Edition)

Titel: Der geheimnisvolle Garten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Dutton
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Tee.« Helene schaute sich im Raum um, und nun fiel es ihr wieder ein. Sie glättete ihren Rock und strich sich das Haar aus dem Gesicht. Dann sah sie ihn an.
    »Danke, das wäre sehr freundlich. Sie wissen, wo alles ist?« John nickte.
    »Leisten Sie mir in der Küche Gesellschaft?«
    »Wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich mich lieber ein wenig frisch machen.«
    »Natürlich.« Tanner half ihr beim Aufstehen, und als er sah, dass sie zurechtkam, ging er in die Küche und füllte den Kessel mit Wasser. Die Glut war über Nacht verloschen, und er machte sich am Herd zu schaffen. Als das Feuer endlich brannte, nahm er die Teedose vom Regal und löffelte Blätter in die Kanne. Dann fiel ihm ein, dass Digger noch nichts zu fressen bekommen hatte, und er begann, den Vorratsschrank zu durchsuchen. Da er nichts finden konnte, rief er in den Flur:
    »Wo haben Sie denn das Futter für den Hund versteckt?«
    »Hier draußen, im Gartenhaus. Ich hab ihn schon versorgt.« Tanner nickte zufrieden, dann zeichnete sich Erschrecken auf seinem Gesicht ab. Helene war im Garten. Die Zeitung.
    Der Kessel pfiff, doch Tanner kümmerte sich nicht drum und lief hinaus. Er fand Helene auf der Bank, die aufgeschlagene Zeitung auf dem Schoß.
    Als sie ihn kommen hörte, hob sie langsam den Kopf, die Augen weiterhin auf die Zeilen gerichtet, bis sie sich von ihnen lösen mussten, um John anzusehen.
    »Haben Sie das hier schon gelesen?« Sie tippte auf den Aufmacher.
    Er setzte sich neben sie und legte seine Hand auf die ihre. Ein kaum merkliches Zittern umspielte ihre Mundwinkel, als sie laut zu lesen begann:
Die Adelaide Steamship Company (ASC) hat gestern eine Meldung herausgegeben, nach der sie nicht länger davon ausgeht, noch Überlebende des Schiffsunglücks zu finden. Schon seit dem Verschwinden der Yongala habe erstes Treibgut, das eindeutig als Fracht des unglücklichen Dampfers identifiziert werden konnte, diesen Verdacht genährt. In den letzten Tagen wurde diese Annahme durch weiteres Treibgut, wie leere Zuckersäcke der CSR, untermauert. Der grauslichste Fund bisher war jedoch ein übel zugerichteter Pferdekadaver, der auf Palm Island angespült wurde und den der ehemalige Besitzer als »Moonshine«, ein erfolgreiches Rennpferd, identifizierte. Am selben Strand fanden Aborigines jetzt eine Zedernkiste mit dem Namensschild »Junker«. Die Leitung der ASC bestätigte auf Nachfrage der Cairns Post, dass sich eine Helene Junker auf der Passagierliste befunden habe. Die ASC drückt hiermit allen Angehörigen der Opfer ihr tiefempfundenes Beileid aus.
    »Es tut mir so leid, Helene.« Der Kessel pfiff noch immer.
    »Wollten Sie nicht den Tee aufbrühen?«
    John drückte im Aufstehen ihre Hand. Zögernd ging er in die Küche.
    Als er mit dem Tablett zurückkam, saß Helene nicht mehr auf der Bank. Sie stand beim Schmetterlingsbaum und pflückte ein Blatt, das sie ihm in der offenen Hand hinhielt.
    »Sehen Sie das, John? Die Raupen sind in diesem Jahr früh dran, und es sind außergewöhnlich viele in diesem Herbst. Wir können uns auf wunderschöne Schmetterlingswochen freuen.«
    John trat einen Schritt auf sie zu.
    »Helene, wollen Sie nicht darüber reden?«
    »Reden? Worüber?« Sie folgte seinem Blick, der die Zeitung im Visier hatte. »Ach, das meinen Sie.« Behutsam klaubte sie die Raupe vom Blatt und setzte sie zurück auf einen Zweig. »Da, such dir neues Futter.« Sie drehte ihren Kopf zu Tanner.
    »Ich glaube, es wäre eine gute Idee, wenn Sie Ihren Tee in der nächsten Zeit woanders trinken. Halten Sie mich bitte nicht für undankbar«, sagte sie und griff sich an die Schläfen, »aber ich habe seit einigen Tagen diese fürchterlichen Kopfschmerzen und werde mich hinlegen müssen.« Tanner wollte etwas entgegnen, doch sie sprach einfach weiter: »Und vergessen Sie Ihre Zeitung nicht. Ich sehe Sie dann ein andermal?« Ohne seine Antwort abzuwarten, nahm Helene ihm das Tablett ab und wandte sich zur Tür. Auf dem Treppenabsatz drehte sie sich noch einmal um.
    »Ich brauche ein wenig Ruhe, das verstehen Sie doch?«
    Tanner biss sich auf die Unterlippe, dann nickte er ernst, nahm Hut und Zeitung und verließ Rosehill.
    Nachdem Helene die Küche in Ordnung gebracht hatte, ging sie in ihr Zimmer, zog die Vorhänge zu und legte sich angezogen aufs Bett. Sie kühlte sich die Stirn mit einem nassen Lappen. Dieser Schmerz, dieser unerträgliche Schmerz, wann hörte er endlich auf?
    Die Zeitungsmeldung, dieser Artikel, sie weigerte

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