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Der geheimnisvolle Gentleman

Der geheimnisvolle Gentleman

Titel: Der geheimnisvolle Gentleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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und verletzt.
    Sie war eine Lügnerin.
    Sie war Olivia.
    Schuld. Leidenschaft. Scham. Zweifel.
    Pflicht. Olivia.
    Er drehte sich um und eilte aus der Bibliothek. Es gab nur einen Menschen, der ihm helfen konnte, nur einen, der ihn verstehen würde.
    Die Tür zum Studierzimmer war abgeschlossen, der Schlüssel fehlte. Dane trat sie ohne zu zögern ein. Das Zimmer war eisig und voller Spinnweben, die Möbelstücke mit Leintüchern verhängt. Dane riss sie alle weg und warf sie in eine Ecke.
    Er ließ sich auf die Knie fallen, wo einst ein juwelenfarbener Teppich gelegen hatte, der wegen des Blutes und der Hirnmasse darauf verbrannt worden war.
    »Vater, hilf mir!« Sein heiseres Flüstern erfüllte den toten Raum. »Was soll ich nur tun?«
    Er kniete dort, bis seine Glieder steif waren und der Staub sich wieder auf die Möbel gesetzt hatte. Der Mond war schon untergegangen, und das Zimmer lag in vollkommener Dunkelheit.
    Sein Vater war nicht hier. Das Studierzimmer war nicht mit dem Geist Henry Calwells erfüllt, der geliebt und sich
verloren hatte. Es war nichts weiter als ein Raum, kalt und ungenutzt.
    Dane beugte den Kopf. Auch er war nur ein Mann, nicht besser oder schlechter als sein Vater. Er war schwach und inkonsequent und den Wechselfällen des Lebens unterworfen wie jeder andere.
    Aber er war der Löwe.
    Und deshalb wusste er, was er zu tun hatte.
     
    Früh am Morgen, nur zwei Tage nachdem Olivia angeschossen worden war, war sie schon wieder dabei abzureisen.
    Dane hatte ihr bedeutet, dass sie nicht sofort gehen müsse.
    »Aber das muss ich auf jeden Fall«, hatte sie ihm erklärt. »So bald als möglich.«
    Er hatte nur genickt. »Ich reite mit dir nach Greenleigh …«
    »Nach Cheltenham«, hatte sie erhobenen Hauptes entgegnet. »Ich gehe nach Cheltenham.«
    Ich bin nicht machtlos. Ich entscheide selbst, wo ich leben möchte. Und zwar in Cheltenham.
    Da sie bezweifelte, dass Dane wollte, dass die Welt sie in Lumpen sah, war sie sich ziemlich sicher, dass sie Unterhalt von ihm bekommen würde. Unterhalt, den sie für Cheltenham verwenden würde. Ihre Eltern waren noch jung genug, dass sie viele Jahre dort verbringen konnten, später würde es dann ihr gehören, ihr ganz allein.
    Sie würde niemals Danes wirkliche Ehefrau sein, aber sie wäre die Herrin von Cheltenham.
    Er hatte ihrem Vorschlag mehr als erleichtert zugestimmt. Warum auch nicht, wenn es sein einziges Ziel war, sie so schnell wie möglich loszuwerden?
    Sie ließ sich von einem Burschen die Treppe hinuntertragen, bestand jedoch dann darauf, selbst zu gehen. Das Bein würde nicht richtig heilen, wenn sie es nicht belastete.

    »Ihr seid eine sehr widerstandsfähige Frau«, sagte Lady Reardon und lächelte traurig. »Neben Euch fühle ich mich so kümmerlich.«
    Olivia schüttelte den Kopf. »Bei weitem nicht widerstandsfähig genug.«
    Sie kamen an einem Zimmer vorbei, das gerade sauber gemacht wurde, wie es schien, war es dringend nötig. »Hier ist der alte Lord Greenleigh gestorben, als er seine Pistole reinigte«, sagte Lady Reardon sanft.
    »Ah.« Olivia zwang sich, kein Mitleid für Dane zu empfinden. Er wollte ihr Mitgefühl nicht. »Was glaubt Ihr, wird das Wetter sich halten?«
    Lady Reardon warf ihr einen schnellen Blick zu. »Es scheint, als würdet Ihr eine gute Reise haben«, sagte sie leichthin. »Ich hoffe, unsere Fahrt in einer Woche wird genauso unproblematisch.«
    Lord und Lady Reardon blieben noch die ganze Woche, ebenso wie der Prinzregent und der Herzog und die Herzogin von Halswick. Die anderen Gäste waren irgendwann abgereist, nachdem Olivia blutig und verwundet zurückgebracht worden war, selbst Miss Absentia Hackerman.
    Sie war ohne Zweifel in den Schoß der Gesellschaft zurückgekehrt, um sich den Mund über die neue Lady Greenleigh zu zerreißen. Aber Olivia verschwendete keinen Gedanken daran. Sie konnte sich nicht einmal mehr daran erinnern, das Mädchen gewesen zu sein, das so sehr darauf erpicht gewesen war, die Gesellschaft mit ihrem Jagdball zu beeindrucken.
    Draußen auf der Auffahrt herrschte wieder einmal das organisierte Chaos. Dane würde auf Galahad reiten und Olivia die Kutsche überlassen. Petty tauchte unverhofft an ihrer Seite auf. »Seid Ihr sicher, dass Ihr mich unterwegs nicht brauchen werdet, Mylady?«
    Olivia schüttelte den Kopf und zwang sich zu einem zaghaften Lächeln. »Ich will mich nur ausruhen, Petty. Cheltenham liegt nicht weit hinter der Grenze. Wir werden bei Einbruch
der Nacht dort

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