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Der geheimnisvolle Gentleman

Der geheimnisvolle Gentleman

Titel: Der geheimnisvolle Gentleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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ihrem vor sich hin murmelnden alten Butler und der Hausdame, die sich so gern um sie kümmerte.
    Die Kutsche wurde langsamer und kam schließlich zu einem fast perfekten Halt.
    »Errol, du bist wunderbar!«, rief sie aus. Vielleicht würde sie Errol behalten. Es sprach alles für jemanden, der gut mit Pferden umzugehen verstand.

    Sie hörte, wie er vom Kutschbock sprang, und nach ihm ein ganzer Heuschreckenhaufen von Lakaien. Himmel! Sie kam sich vor wie ein Hund mit zu vielen Flöhen.
    Na ja, sie würden sich alle mit dem Essen Zeit lassen und glauben, dass sie einen kleinen Mittagsschlaf hielt.
    Olivia bückte sich, um den unbenutzten Nachttopf unter dem Sitz hervorzuziehen. Leider war es ihr nicht möglich, ihn zu benutzen. Sie konnte ihr verletztes Bein nicht richtig beugen, und deshalb würde sie, tja, den Topf wohl verfehlen.
    Der Gedanke, stundenlang in einer nach Urin stinkenden Kutsche zu fahren, war fast so schlimm wie die Notwendigkeit, es später erklären zu müssen. Sie könnte Petty kommen lassen, die ihr in den vergangenen Tagen oft geholfen hatte, allerdings würde sie sie danach nicht mehr loswerden.
    Ihr Bein pochte heftig, ihre Blase schmerzte, und in ihrem Kopf fing es an zu hämmern, da die Luft immer stickiger wurde, jetzt, da die Kutsche nicht mehr fuhr.
    Sie musste raus. Sie brauchte frische Luft und eine Möglichkeit, sich vorsichtig ein wenig die Beine zu vertreten und … nun, schließlich war sie auf dem Land groß geworden.
    Sie schlüpfte aus der Kutsche. Auf der anderen Seite hatten sich die Dienstboten mit ihren Picknickkörben versammelt. Ihr eigenes Essen war in der Kutsche. Sie würde es nach ihrer Rückkehr zu sich nehmen.
    Der Tag war für die Jahreszeit sehr warm. Sie humpelte eine Weile auf der Seite der Kutsche auf und ab, bis die Krämpfe in ihren Beinen nachgelassen hatten. Dann stieg sie vorsichtig den leichten Abhang hinunter, Gott sei Dank war er kein Vergleich zu dem an der Straße nach Kirkall, und ging weiter zu den Büschen entlang der Straße. Sie wollte sich ein geschütztes Plätzchen suchen, schließlich war sie nicht völlig schamlos.
    Sie fand sofort, was sie suchte, und es war eine große Erleichterung. Als sie fertig war, bückte sie sich ungelenk, um ihre Hände in einem kleinen Bach zu waschen. In der Nähe
knackte ein Ast. Sie richtete sich vorsichtig auf. »Jetzt reg dich nicht auf, Petty. Ich habe nur …«
    Sumner stand vor ihr. Schmutzig und mit wildem, verzweifeltem Blick in den blauen Augen.
    Olivia machte einen eiligen Schritt zurück, wobei sie ihre Verletzung vergaß. Sie schrie auf und fühlte, wie ihr Bein unter ihr einknickte. Im Nu war Sumner bei ihr und hielt ihr die Hand auf den Mund.
    »Ich wollte Euch nicht wehtun«, keuchte er. »Ich habe mein Bestes gegeben, aber Ihr wärt imstande gewesen, dass er sich in Euch verliebte.«
    Olivia fühlte, wie sie von der Straße und jedweder möglichen Hilfe weggezerrt wurde. Sie kämpfte mit aller Kraft, doch er hielt sie jetzt von hinten umklammert, mit seinem anderen Arm um ihre Taille. Ihre Versuche, sich zu befreien, waren vergebens. Dann hob er sie ganz vom Boden hoch und wankte mit ihr tiefer in den Wald.
     
    Olivia erwachte im Dunkeln. »Ich bin es so was von leid, auf dem Boden aufzuwachen«, murmelte sie. Ein Streifen Stoff war um ihren Mund gewickelt. Wenigstens lag sie dieses Mal auf einem Fußboden aus breiten, zersplitterten Holzplanken.
    In ihrem Kopf hämmerte es, das lag daran, dass sie kopfüber über dem Widerrist von Sumners knochigem Gaul gehangen hatte. Ihr Bein war eine einzige schmerzende Wunde und jeglicher Heilungsprozess der letzten Tage durch ihre Gegenwehr zunichtegemacht.
    Ihre Hände taten nicht sehr weh, das musste sie zugeben, wahrscheinlich lag es daran, dass sie auf ihren Rücken gebunden und taub waren. Noch war sie gefesselt, allerdings nicht mehr lang. Nicht umsonst hatte sie einen Bruder gehabt, der verrückt nach Rollenspielen gewesen war.
    »Piraten und Indianer hatten mich schon gefangen«, murmelte sie. »Und dabei handelte es sich um gewieftere Männer als dich, Sumner.«

    Sie holte Luft. Wegen ihres Beines würde es wehtun, was sie nun tun musste. Sie beugte den Oberkörper weit vor und schob ihre gefesselten Hände nach unten, über ihren Hintern, über die Rückseite ihrer Oberschenkel – tief einatmen! -, ihre Waden und schließlich über ihre gefesselten Füße.
    Zuerst den Knebel rausziehen, dann die Zähne benutzen, um den Knoten zu untersuchen.

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