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Der geheimnisvolle Gentleman

Der geheimnisvolle Gentleman

Titel: Der geheimnisvolle Gentleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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Sumner hatte ganz offensichtlich keinen Bruder. Es war ein einfacher Doppelknoten und nicht einmal besonders fest angezogen. Es gelang ihr, ihn zu lösen, obwohl ihre Kiefer schrecklich schmerzten, als sie es endlich geschafft hatte. Ich hätte nie gedacht, dass ich dir einmal dafür dankbar sein würde, Walter.
    Die Fessel an ihren Füßen war ebenfalls nicht kompliziert. Endlich konnte sie stehen. Befreit.
    Aber gefangen in einem dunklen Raum. Aufseufzend fing sie an, ihr Gefängnis zu erkunden. Da gab es diesen splitterigen Fußboden. Sie war also nicht in einem Haus, oder zumindest nicht in einem schönen. Sie bewegte sich vorsichtig, tastete sich mit ihren Füßen vorwärts, für den Fall, dass es morsche Stellen gab. Sie konnte Fäulnis riechen, sehr deutlich. Ihre ausgestreckten Hände berührten eine Wand. Noch mehr zersplitterte Planken.
    Gut. Sie war also in irgendeinem Wirtschaftsgebäude. Einem Stall?
    Sie hörte etwas. Das Geräusch fließenden Wassers. Und dieser Geruch – sie kannte diesen Geruch. Es war die Verbindung aus Moder, trockenem Holz – und altem Mehl.
    Sie war in der verlassenen Mühle von Cheltenham.
    Sie lachte laut auf. »Sumner, du Idiot. Ich kenne diesen Ort in- und auswendig.« Sie war hier sogar schon einmal gefesselt gewesen, wenn sie sich recht erinnerte, bevor ihre Eltern ihr und Walter verboten hatten, in dem verfallenen Gebäude zu spielen.
    Sie ging an der Wand entlang und kam an die grob behauene Tür. Abgeschlossen. »Das habe ich mir gedacht.« Sie
wandte sich von der Tür ab und ging mit sicheren Schritten in die Mitte des Raumes. Der riesige Mühlstein musste noch hier sein. Er war viel zu schwer, als dass ihn jemand stehlen würde. »Eins, zwei, drei …«
    Sie stolperte und stürzte über etwas unangenehm Weiches, Nachgebendes. Sie streckte den Arm aus, klopfte vorsichtig, dann zog sie die Hand schnell zurück, als ihre Finger kalte Haut berührten.
    Sie war mit einer Leiche in der Mühle eingesperrt.
    Ihre Stimmung besserte sich schlagartig, als ihr der Gedanke kam, dass es sich bei dem Toten um Sumner handeln könnte. »Ich war noch nie blutrünstig«, erklärte sie dem Körper. »Aber ich bin zu der Erkenntnis gelangt, dass einige Leute den Tod verdienen.«
    Vorsichtig streckte sie wieder die Hand aus und ließ ihre Finger leicht nach etwas suchen, das ihr Gewissheit geben würde. Sumner war groß. Wie die Leiche. Sumner hatte langes, schmutziges Haar. Genau wie die Leiche.
    »Also, das sieht doch gar nicht so schlecht aus«, murmelte sie. Sie atmete tief ein und tastete nach dem Gesicht. Hoffentlich war es nicht zu ekelig. Sie ließ ihre Hände sanft über die Stirn wandern. Hohe Augenbrauen. Gerade Nase. Könnte Sumner sein.
    Eine sichelförmige Narbe von etwa einem Zentimeter Länge unter dem linken Auge. Könnte das...
    »Walter?«

32. Kapitel
    N ach nur wenigen Stunden verlor Nates Pferd ein Hufeisen. Als die drei Reiter eine Straße kreuzten, die allem Anschein nach stark frequentiert war, schlug Stanton vor, dass sie ins nächste Dorf ritten, um dort die Pferde zu wechseln. Obwohl sie ein hohes Tempo angeschlagen hatten, war Galahad kaum erschöpft.
    Dane wusste, dass Galahad es schaffen konnte. Außerdem war es unwahrscheinlich, dass sie an irgendeiner Kutschstation ein Pferd finden würden, das ihn tragen konnte. An der Kreuzung stand ein hübscher Baum an einem kleinen, grasgesäumten Bach.
    »Ich warte hier auf euch. Galahad kann sich ausruhen. Bringt mir etwas zu essen mit und eine Flasche Wein.«
    Die beiden anderen warfen ihm erstaunte Blicke zu, nickten jedoch. Dane wollte ihnen nicht erklären müssen, warum er allein sein wollte.
    Als sie weiterritten, saß Dane ab, befreite Galahad von seinem Zaumzeug und ließ den Hengst grasen. Dane suchte in seinen Satteltaschen nach einem Hufkratzer. Galahad sollte unter keinen Umständen lahmen.
    Seine Hand fand etwas, das in seiner Satteltasche nichts verloren hatte. Er zog ein kleines, in blaues Leder gebundenes Buch heraus. Er hatte es noch nie gesehen. Er blätterte ein wenig darin herum und erstarrte, als er die winzige Schrift erkannte.
    Es gehörte Olivia. Er wunderte sich über die Seiten voller winziger Buchstaben. Wer hätte gedacht, dass sie so viel zu erzählen hatte?
    Plötzlich bemerkte er, dass sich ein Lächeln auf sein Gesicht geschlichen hatte. Er klappte das Tagebuch zu und ließ
es wieder in die Satteltasche gleiten. Rasch und geschickt kümmerte er sich um die Hufe des Hengstes. Er

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