Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der geheimnisvolle Gentleman

Der geheimnisvolle Gentleman

Titel: Der geheimnisvolle Gentleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
Vom Netzwerk:
etwas mehr Substanz zu bieten hatte.
    Deshalb hatte er nicht gezögert, von seinem Pferd und in die Fluten zu springen, als direkt vor seinen Augen eine junge Dame in die Themse stürzte. Nur hatte diese Miss es nicht nötig gehabt, gerettet zu werden – wenigstens so lange nicht, bis sie bei dem Versuch, ihn zu retten, halb erfroren war.
    Sie lag in seinen Armen, als er sie das grasbewachsene Ufer der Themse hinauftrug. Er war sich bewusst, dass es nicht wirklich schicklich war, sie so eng an sich zu pressen, aber die Mutter des leblosen Mädchens, die übrigens erst jetzt von der Brücke ans Ufer gerannt war, durchlebte gerade eine etwas übertrieben wirkende Panikattacke, und augenscheinlich war sie ohne Diener unterwegs.
    Dane wickelte seinen triefenden Mantel etwas enger um den blassen, eiskalten Körper seiner Lebensretterin. Er war immer darum bemüht, seine Damen nach ihren Prüfungen in gute Hände zu übergeben, aber in diesem Fall schien es niemanden zu geben, der sich um sie kümmern würde.
    Sie war nicht wirklich bewusstlos, aber ihr unterkühlter Zustand bereitete ihm große Sorge. Ihm selbst war eiskalt, dabei war er ein gutes Stück größer als die junge Frau in seinen Armen.

    Er betrachtete die Menschenmenge, die sich am Ufer gebildet hatte. Wo waren all diese Leute bloß gewesen, als sie beide in der Themse herumgepaddelt waren? Dann rief er in Richtung eines freundlich aussehenden jungen Mannes, auf den zufällig sein Blick gefallen war: »Ihr da, besorgt uns eine Kutsche. Schnell!«
    Der Bursche nickte eilig und rannte zur Straße. Dane schaute zu der Frau, die er insgeheim als »Rabenmutter« bezeichnete, und versuchte sie aufmunternd anzulächeln. Das rief jedoch nur erneut ein Schluchzen und Wehklagen hervor, während sie sich an ihn klammerte. Sie schien sich aus irgendeinem Grund für die Situation verantwortlich zu fühlen. Dane hörte ihr einen Moment zu, um herauszufinden, ob die Frau irgendeinen Hinweis fallen ließ, wer sie und ihre Tochter waren, was geschehen war oder irgendetwas anderes von Bedeutung.
    Von ihr war jedoch nichts Vernünftiges zu erfahren. Also schaltete Dane auf Durchzug.
    Eine schäbige Kutsche kam auf dem Gras zum Stehen. Sie sah wirklich heruntergekommen und sehr klein aus, aber Dane war nicht in der Stimmung, sich deshalb Gedanken zu machen. Er wies den freundlichen jungen Mann an, der Mutter in die Kutsche zu helfen, und trug das Mädchen selbst hinein. Er ließ sich in der beengten Kutsche nieder, setzte sie auf seinen Schoß und hielt sie schützend in seinen Armen.
    Vielleicht sollte er sich schämen festzustellen, dass sie sich gut in seinen Armen anfühlte und ausgezeichnet an die Konturen seines Körpers schmiegte. Die meisten jungen Damen schienen eine gewisse fragile Zierlichkeit anzustreben. Es war erfrischend, einer handfesteren Frau so nahe zu sein. Sie fühlte sich irgendwie, ja, widerstandsfähig an. Er hatte immer ein ungutes Gefühl, wenn er den eher zierlichen Damen der feinen Gesellschaft begegnete. Sein gesunder Menschenverstand sagte ihm zwar, dass er sie beim Tanz nicht zerquetschen würde, aber seine Fantasie breitete trotzdem so manche Schreckensvision vor seinem inneren Auge aus.

    Sie war attraktiv, auf eine frische, ländliche Art. Nicht schön, doch anziehend, und sie kam ihm bekannt vor. Er hatte sie schon irgendwo gesehen, erinnerte sich jedoch nur daran, dass sie einen stillen, zurückhaltenden Eindruck auf ihn gemacht hatte. Sie spielte sich also nicht in den Vordergrund. Interessant.
    Als sein Mantel während der holpernden Kutschfahrt für einen kurzen Augenblick vom Mieder der jungen Frau rutschte, erlag Dane seinen männlichen Instinkten und konnte nur schwerlich den Blick von dem abwenden, was der dünne, nasse Musselin nur unzureichend verhüllte.
    O ja. Hübsch. Sehr hübsch sogar. Er konnte mit einiger Gewissheit seine Beschreibung von »handfest« in »vollbusig« ändern.
    Olivia war nicht bewusstlos im eigentlichen Sinne, allerdings war ihr zu kalt und die ganze Situation zu peinlich, als dass sie sich zur Wehr setzte. Außerdem war ihr Wikinger groß und warm und stark, und es war ihr zuwider »aufzuwachen«, denn dann würde er sie sicherlich nicht länger auf dem Schoß halten.
    Doch als sie einen kalten Luftzug auf ihrem entblößten Mieder spürte, konnte sie der Versuchung, einen verstohlenen Blick auf ihn zu werfen, nicht widerstehen. Riskierte er einen Blick?
    Ja.
    Prompt wickelte er seinen Mantel wieder fest um

Weitere Kostenlose Bücher