Der geheimnisvolle Gentleman
Dane zu ihm und nahm die Zügel des Pferdes.
Marcus blinzelte ihn an. »Geht es dir nicht gut, Dane?«
»Ich brauche Luft«, sagte Dane kurz angebunden und saß auf. Zum Glück ritt Marcus starke, kräftige Tiere wie er selbst. Er hätte niemals die Geduld gehabt, darauf zu warten, dass eines seiner eigenen für ihn gesattelt worden wäre.
Er ritt voran, nicht darauf achtend, dass die Diener noch auf ihre Plätze drängten, während die Kutschen hinter ihm anrollten.
18. Kapitel
D er Gasthof in Huddersfield, auf halbem Weg zwischen London und der schottischen Grenze, war voll. Dane beschaffte ihnen dennoch Zimmer. Olivia konnte es nicht fassen, was ihr nordischer Held mit Taschen voller Gold in weniger als drei Minuten erreichen konnte.
Sie fühlte sich schrecklich, als sie zusah, wie die Bauern und Kaufleute mit ihren Frauen aus ihren Zimmern gescheucht wurden, um für Greenleigh und sein Personal Platz zu schaffen. Dane schien genau das zu erwarten.
Er hatte nicht mit ihr gesprochen, seit er sie in die Kutsche gesetzt hatte und davongeritten war. Marcus hatte sich größte Mühe gegeben, sie aus ihrer trüben Stimmung zu befreien, aber Olivia wusste, dass es allein ihre Schuld war.
Sie war völlig verrückt gewesen, in der Kutsche auf seinen Schoß zu klettern. Und es dann auch noch in aller Öffentlichkeit zuzugeben! Sie konnte einfach nie den Mund halten, vor allem dann nicht, wenn es darauf ankam.
Mutter hatte Recht behalten. Sie war peinlich, ein Mühlstein, ein Bauerntrampel. Sie hatte sich schließlich von Marcus abgewandt und schweigend hinaus auf die dunkel werdenden Felder geschaut.
Als sie in ihrem Zimmer war, hatte sie nichtsdestotrotz um ein Bad gebeten, denn sie fühlte sich innerlich wie äußerlich eiskalt. Dane würde heute Nacht nicht zu ihr kommen, da war sie sich sicher. Sie ließ das Kästchen mit den Stäben in der Kutsche, schob es weit unter ihren Sitz. Sie glaubte den Anblick der beziehungsreichen Schnitzereien nicht ertragen zu können.
Endlich war ihr Bad eingelassen, ihr Nachthemd lag bereit, und Petty hatte das Zimmer verlassen. Olivia schloss ab
und schlüpfte aus ihrem Unterkleid. Wenn sie in der Wanne weinen würde, könnte sie sich wenigstens damit beruhigen, dass sie Seife in die Augen bekommen hatte. Sie stieg mit einem, dann mit dem zweiten Fuß in das dampfende Wasser und ließ sich ganz in die wohltuende Hitze gleiten. Der Duft von Jasmin, der ihr in die Nase stieg, entlockte ihr fast ein Lächeln. Offenbar hatte Petty endlich die anderen Badezusätze gefunden. Ein Dankeschön dafür, dass sie Sumner eingestellt hatte. Sie hoffte nur, dass Sumner die Gefühle des Mädchens erwiderte.
Dane hielt sich in dem privaten Speisezimmer, das er angemietet hatte, viel länger mit seinem Bier auf, als es das eher mittelmäßige Getränk wert war.
Er hatte vor, so lange hier unten zu bleiben, bis Olivia eingeschlafen war. Es war ihm nicht gelungen, dem Gastwirt noch ein Zimmer abzunötigen. Offenkundig waren die übrigen Gäste von höherem Rang, sodass der Wirt seine Hände gebunden sah.
Wenn Olivia schlief, konnte er sich vielleicht lange genug beherrschen und ein wenig ruhen. Wenn sie noch wach wäre, willens und ungeduldig und so betörend hinreißend, war er sich nicht sicher, ob er ihr widerstehen konnte.
Dane hatte seine eigene Position in der Welt immer ohne Mühe und mit Macht gefunden, ohne sich von Zweifeln plagen zu lassen. Es beunruhigte ihn, und das war das Mindeste, was man sagen konnte, dass er so besessen sein konnte. Er hätte die Schwärmerei eines Dieners für seine Frau kaum bemerken oder höchstens für amüsant halten dürfen.
Stattdessen hatte er nicht übel Lust gehabt, den liebestollen Kerl mit einem Schlag zu Boden zu schicken. Seine im Spaß geäußerte Drohung, Sumner am Straßenrand zurücklassen zu wollen, klang auf einmal wie eine ernst zu nehmende Option.
Er hatte ganz offenbar zu viel Zeit mit Olivia verbracht.
Sein andauernder Zustand der Erregung musste ihn ja besessen von ihr machen. Es gab nur eine Sache in Danes Leben, der er sich in dieser Form hinzugeben bereit war – seiner Pflicht.
Deshalb hatte er mit Marcus die Plätze getauscht. Es sollte ihm Erleichterung verschaffen, allein seinen Gedanken nachhängen zu können und sich endlich auf seine Pläne bezüglich des Prinzregenten zu konzentrieren. Doch stattdessen waren seine Gedanken nur um Olivia gekreist. Olivia mit offenem Haar. Olivia in seinen Armen, mit geschlossenen
Weitere Kostenlose Bücher