Der geheimnisvolle Highlander
ihm vertraute?
Obwohl Rory und Isabel erst gestern angekommen waren, kam es Alex vor, als seien sie schon viel länger da. Er hatte darauf gebrannt, seinem Bruder zu erzählen, was er in Erfahrung gebracht hatte, doch er war gezwungen gewesen, zu warten, bis sie sich ein gutes Stück außerhalb des Palastes treffen konnten, um den verdammten Vorwand des Bruderzwists aufrechtzuerhalten. Nun, da er seinem Bruder alles anvertraut hatte, fühlte Alex sich erleichtert, dass er seine Last endlich losgeworden war. Gleichzeitig jedoch wurde ihm unangenehm bewusst, dass es bald an der Zeit war, den Hof zu verlassen.
Rory ritt schweigend neben ihm her. Zweifellos dachte er darüber nach, welche Auswirkungen der Verrat der MacDonalds und der unstillbare Hunger des Königs danach, das Blut von Highlandern zu vergießen, hätte. Sein Bruder hatte ähnlich wie Alex auf die Nachricht reagiert: Auf den Schock folgten schnell Zorn und Entschlossenheit. Das grimmig vorgeschobene Kinn und der harte Zug um
den Mund verrieten Alex, wie entschlossen Rory war, diesen Verrat zu sühnen.
Sobald sie sich die beste Strategie überlegt hätten, würde Alex sich auf den Weg zur Isle of Lewis machen.
Mit dem Handrücken wischte er sich den Schweiß von der Stirn, doch es war zwecklos, er war völlig durchgeschwitzt. Die Hitze hüllte ihn wie ein nasser Plaid ein. Nach dem langen Tag im Sattel fühlte Alex sich erhitzt, müde und sehnte sich nach einem ausgiebigen Bad. Die sengende Sommersonne, die hoch am strahlend blauen Himmel stand, erinnerte ihn an seinen letzten Ausritt. Im Gegensatz zu jenem Tag wurden sie heute von einer Handvoll von Rorys wildesten Kriegern begleitet, die in kurzem Abstand hinter ihnen ritten. So wie Dougal MacDonald nach Blut dürstete, würden sie kein Risiko eingehen.
»Du weißt, du musst das nicht tun«, brach Rory das Schweigen.
Überrascht riss Alex den Kopf herum. Das hatte er nicht zu hören erwartet. Mit leicht zusammengekniffenen Augen musterte er seinen Bruder, weil er sich nicht sicher war, wie er reagieren sollte.
Er wusste genau, was »das« bedeutete – nämlich, nach Lewis aufzubrechen. Was er allerdings nicht wusste, war, warum Rory vorschlug, dass Alex den Plan, für ihre Verwandten zu kämpfen, aufgeben sollte.
»Natürlich muss ich das.« Wenn seine Stimme schärfer als nötig klang, dann weil er sichergehen wollte, dass Rory verstand, wie wichtig es für ihn war.
»Ich stelle deine kämpferischen Fähigkeiten nicht in Frage«, meinte Rory beschwichtigend, da er wusste, dass Alex genau zu dieser Annahme gekommen war. Ein breites Grinsen überzog sein tief gebräuntes Gesicht. »Ich habe die Prügel
nicht vergessen, die ich vor ein paar Wochen auf dem Trainingsplatz bezogen habe.« Er rieb sich die Schulter. »Und den Muskelkater danach auch nicht.«
Alex lächelte, als er sich an ihren erfrischenden Kampf erinnerte, und an Isabels wirkungsvolle Methode, ihn zu beenden. Er hatte selbst ein paar Blessuren davongetragen.
Rory sah ihn aus harten blauen Augen an. »Du hast dich im letzten Monat verändert, Alex. Und ich freue mich darüber. Ich hatte mich schon gefragt, wann du jemals lange genug sesshaft würdest, um dich zu …«
»Da ist nichts …«
»Gib dir keine Mühe, es zu leugnen.« Mit einer wegwerfenden Handbewegung wehrte Rory seinen Einwand ab. »Du vergisst, dass ich das selbst schon erlebt habe.«
Alex kniff die Lippen zusammen. Rory irrte sich, aber es hatte keinen Sinn, mit ihm darüber zu streiten.
»Ehrlich gesagt glaube ich, dass ihr perfekt zueinander passt und dass es eine wunderbare Gelegenheit für dich ist. Ich würde dir keinen Vorwurf machen, wenn du versucht wärst, sie beim Schopf zu packen. Du hast hier ohnehin schon genug riskiert, unser Cousin Douglas kann an deiner Stelle nach Lewis gehen.«
Sein Tonfall verriet ihm, dass Rory nicht überzeugt war. Obwohl Douglas ein starker Krieger war, war Alex der Einzige, der über das nötige Geschick und die Erfahrung verfügte, um ihren Verwandten zu helfen – abgesehen von Rory, doch als Chief kam es nicht in Frage, dass er ging. »Du weißt so gut wie ich, dass ich gehen muss«, sagte Alex. »Sie brauchen mich auf Lewis. Ich will zu Ende bringen, was ich begonnen habe.«
Rory fixierte ihn schärfer, doch Alex zuckte nicht zurück. Sein furchteinflößender Bruder konnte ihn schon lange
nicht mehr einschüchtern. Sie hatten schon zu viel zusammen durchgemacht. Dennoch war ihm Rorys eindringliche Musterung
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