Der geheimnisvolle Highlander
erzählt, dass er zu dem Zeitpunkt stellvertretend für seinen Bruder der Chief der MacLeods war?«
Meg schüttelte den Kopf, doch sie begann langsam zu verstehen.
»Der Überfall geschah, während Rory fort war. Es war das erste Mal, dass er Alex das Kommando überlassen hatte. Alex betrachtete den Verlust an die MacDonalds als persönliches Versagen – besonders den Tod seiner Cousins.«
Meg schnappte erschrocken nach Luft. »Mir war nicht klar, dass …«
»Ungefähr zwanzig MacLeods verloren an jenem Tag ihr
Leben. Zwei seiner Cousins ersten Grades aus Lewis wurden vor seinen Augen brutal ermordet«, erklärte Isabel sanft.
Meg dachte an den gequälten Ausdruck, den sie über sein schönes Gesicht hatte huschen sehen, an den brennenden Hass auf Dougal MacDonald und an diese innere Getriebenheit, die sie gespürt, aber nicht verstanden hatte. »Armer Alex«, flüsterte sie, das Herz schmerzte ihr für ihn. »Ich wusste, dass es etwas in seiner Vergangenheit gibt, das ihn belastet.« Der Tod seiner Cousins während des ersten Kommandos war es, der ihn so unbarmherzig antrieb. »Das erklärt vieles«, meinte Meg kopfschüttelnd. »Aber es erklärt nicht, warum er sich weigert, mich zu heiraten.«
»Wirklich nicht?«, meinte Isabel ermutigend.
Vielleicht doch, erkannte Meg. Wenn Alex das Gefühl hatte, dass er noch etwas erledigen musste. »Weißt du, warum Alex wirklich hier ist, Isabel? Hat es mit dem zu tun, was du mir gerade erzählt hast?«
Etwas, das eindeutig nach Schuld aussah, zuckte über Isabels schönes Gesicht.
»Ich habe schon zu viel gesagt«, murmelte Isabel ablehnend. »Aber ich weiß, dass ihn der Verlust dieser Schlacht sehr stark belastet. Das hat ihn verändert. In vielerlei Hinsicht lebt Alex in der Vergangenheit. Er versucht, sein angebliches Versagen an jenem Tag wiedergutzumachen …« Isabel sah aus, als wolle sie noch etwas hinzufügen, doch sie tat es nicht.
»Was kann ich nur tun?«
»Ich weiß es nicht. Den Rest wirst du von Alex selbst erfahren müssen. Er hat es verdient, glücklich zu sein. Wenn es eine Chance gibt, dass er mit dir sein Glück finden …«
»Ihr zwei seid ja schon ein Herz und eine Seele«, rief Elizabeth und kam auf sie zu.
Meg blickte kurz zu Rosalind hinüber und musste lächeln.
»Wie ich sehe, war deine Unterhaltung faszinierend wie immer, Elizabeth«, neckte Meg sie und warf einen bedeutsamen Blick auf ihre Mutter, die friedlich in ihrem Sessel eingenickt war.
Elizabeth lachte. »Ich glaube, die wirklich spannende Unterhaltung ist uns entgangen. Aber ich kann mir schon denken, worüber – oder sollte ich lieber sagen, über wen – ihr euch unterhalten habt.« Elizabeth wandte sich an Isabel. »Dein Schwager hat beachtlichen Eindruck auf meine Freundin gemacht.«
»Ich glaube, das beruht auf Gegenseitigkeit«, erwiderte Isabel lächelnd.
»Das glaube ich auch«, stimmte Elizabeth ihr zu.
»Wenn ihr zwei damit fertig seid, über mich zu reden, als wäre ich gar nicht da, dann denke ich, wäre ich für die Schachpartie bereit, die du mir versprochen hast, Elizabeth.«
Elizabeth beachtete sie nicht. »Isabel, hat Meg dir von der Partie Schach erzählt, die sie …«
»Jetzt ist es aber genug, Elizabeth!« Meg stand auf und zerrte ihre schmunzelnde Freundin spielerisch mit sich fort.
Doch sie wusste, dass sie damit nur das Unvermeidliche hinauszögerte. Sie müsste sich so oder so alles über ihre denkwürdige Niederlage gegen Alex noch einmal anhören. Aber es machte ihr nichts aus, damit geneckt zu werden. Alex war ein würdiger Gegner. Sie hatte ihn schon immer für unbesiegbar gehalten. Doch von diesem vergangenen Verlust auf dem Schlachtfeld zu erfahren ließ ihn auf eine seltsame Art und Weise menschlicher wirken. Sein Scheitern machte ihn keineswegs zu einem weniger starken Mann, vielmehr erklärte es, wie er zu dem Mann geworden war, der er war. Der
Verlust hatte sein Leben geprägt. Doch bestimmte er auch sein ganzes Leben?
Das Gespräch mit Isabel hatte Meg nur noch in dem Glauben bestärkt, dass das, was immer Alex auch am Königshof machte, für eine gute Sache war. Es war ihr gleichgültig, was er war. Söldner. Gesetzloser. Das alles bedeutete nichts. Er war der richtige Mann für sie. Das spürte sie tief in ihrem Herzen.
Aber Isabel hatte ihr auch noch etwas anderes klargemacht. Sie musste bald etwas unternehmen, sonst würde sie ihn für immer verlieren.
Doch was konnte sie nur tun, um ihm zu beweisen, wie sehr sie
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