Der geheimnisvolle Highlander
Biancas Freundinnen antwortete. »Aber er scheint sie mit seinen Aufmerksamkeiten schon besonders zu bevorzugen. Ich stimme zu, dass die beiden ein eher ungewöhnliches Paar abgeben würden, doch du musst zugeben, dass Megs Aussehen sich in den letzten Wochen verbessert hat.«
»Nun, schlechter hätte es ja kaum werden können.« Alle lachten. Bei jedem grausamen Kichern krampfte sich Megs Herz zusammen. »Trotzdem kann man sie kaum als wahre Schönheit bezeichnen. Meg ist nur ein blasses Abbild ihrer Mutter. Merkt euch meine Worte, Alex MacLeod könnte
bei Hofe jede Frau haben. Wenn er Meg Mackinnon heiratet, dann aus einem anderen Grund.«
Vielleicht hätte Biancas Gehässigkeit nicht so wehgetan, wenn Meg nicht schon oft dasselbe gedacht hätte. Vom Verstand her wusste Meg, dass sie viele andere Vorzüge als ihr Äußeres zu bieten hatte, doch für eine kurze Weile – in Alex’ Augen – hatte sie sich schön gefühlt. Bianca hatte Megs neu gefundenes Selbstbewusstsein mit wenigen Worten gründlich zerstört. Sie zuckte innerlich zusammen, wenn sie daran dachte, wie sehr sie sich über die Verbesserung ihres Aussehens in den letzten vierzehn Tagen gefreut hatte. Bianca hatte recht. Meg könnte sich niemals mit ihrer Mutter vergleichen – nicht einmal mit deren Hilfe.
Doch Biancas nächste Worte ließen sich nicht so leicht vergessen.
»Zweifellos ist er hinter ihrem Land her. Schließlich ist ihr Bruder schwachsinnig.« Meg ballte die Fäuste, so dass sich ihr die Nägel in die Handflächen gruben. Bianca wusste überhaupt nichts über Ian! »Wenn er das Land besitzt, dann ist er nach dem Tod ihres Vaters der eigentliche Chief der Mackinnons. Ich kenne Männer, die für weit weniger ein Pferd heiraten würden.«
Megs Wangen glühten bei dem gemeinen Vergleich. Du hast mehr Land als ich , wollte sie Bianca hinterherrufen, als diese schließlich mit raschelnden Röcken davonstolzierte. Warum ist er dann nicht hinter dir her, wenn das alles ist, was er will?
Megs Herz pochte. Es tat weh zu hören, wie ihre tiefsten Ängste am Hofe von Leuten wie Bianca und deren Freunden breitgetreten wurden. Es tat sehr weh. Selbst wenn sie wusste, dass es nicht wahr war, was Bianca sagte.
Alex war nicht wie Ewen oder Thomas Mackinnon. Er
wollte sie nicht heiraten. Er hätte sie kompromittieren und sie zwingen können, ihn zu heiraten, doch die Tatsache, dass er aufgehört hatte, bewies, dass er ein Ehrenmann war. Er war nicht hinter ihrem Land her.
Doch Biancas boshafte Bemerkungen warfen eine düsterere Frage auf, eine Frage, von der sie geglaubt hatte, dass sie sie beantwortet hatte. Eine plötzliche Welle von Selbstzweifel schüttelte sie. Alex war kein Mann, der ihrem Bruder die Macht entreißen würde. Er war ehrgeizig und ein geborener Anführer, aber er war kein Opportunist. Er war ehrenhaft. Loyal. Sie wusste es, ungeachtet dessen, was er andere Leute glauben machen wollte.
Doch redete sie sich das vielleicht nur ein, weil sie ihn liebte? Hatten ihre Gefühle sie für seinen wahren Charakter blind gemacht?
Nein. Lass dir von dieser dummen Frau nichts einreden, Meg , befahl sie sich.
Sie konnte sich nicht so sehr in ihm täuschen.
14
M eg und Elizabeth saßen gerade in dem kleinen Salon, der früher den Hofdamen von Queen Anne gedient hatte, und arbeiteten an ein paar Stickereien, als ihre Mutter in Begleitung der schönsten Frau, die Meg je gesehen hatte, den Raum betrat.
»Margaret, hier ist jemand, den ich dir gerne vorstellen möchte.« Meg gab sich Mühe, die Frau nicht mit offenem Mund anzustarren, sie war wirklich außerordentlich schön. Langes dunkelrotes Haar, blasse Haut und … Meg blinzelte ungläubig … dunkle veilchenblaue Augen. »Isabel MacLeod, das ist meine Tochter Margaret.«
Alex’ Schwägerin , dachte Meg erstaunt. Sie tauschten ein paar Höflichkeiten aus, und Meg erfuhr, dass Isabel und ihr Ehemann Rory gestern angekommen waren. Meg wunderte sich, dass sie sie beim Abendmahl am vergangenen Abend nicht bemerkt hatte. Isabel MacLeod war kaum zu übersehen.
Sie setzte sich neben Meg auf die kleine Holzbank vor einem großen Fenster, das einen wunderschönen Ausblick auf die sommerlichen Gärten bot. Nach ein paar Augenblicken sagte sie: »Ich war schon sehr gespannt darauf, dich kennen zu lernen.«
Meg hob eine Augenbraue. »Tatsächlich?«
Isabel nickte und musterte Meg mit unverhohlenem Interesse. »Seit meiner Ankunft habe ich deinen Namen mehr als einmal im Zusammenhang
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