Der geheimnisvolle Highlander
zurück und sah, wie sich der Schock der Erkenntnis darüber, wer da gerade an seine Tür geklopft hatte, langsam auf seinem Gesicht ausbreitete. Der Gesichtsausdruck wäre komisch gewesen, wenn er nicht so verzweifelt ausgesehen hätte.
Das schöne goldene Haar war zerzaust, die blauen Augen müde, das Gesicht angespannt. Er sah traurig aus. Müde. Doch einen Augenblick lang, bevor sich seine Züge verhärteten, konnte sie sehen, wie Freude darüber, sie zu sehen, über sein Gesicht zuckte. Sie war ihm nicht gleichgültig. Diese Erkenntnis machte ihr Mut.
Doch nur für einen Moment.
Mit großen Augen starrte sie auf seine Brust. Gütiger Gott! Es war ein warmer Abend, deshalb hatte er das Wams ausgezogen und trug nur ein schlichtes Leinenhemd und eng anliegende Hosen. Das Hemd war am Hals geöffnet und gab den Blick auf ein Dreieck feiner goldener Haare frei, die den breiten, gebräunten Brustkorb bedeckten, der sich deutlich
durch den dünnen Stoff abzeichnete. Eine rohe Sinnlichkeit ging von ihm aus, die sie erbeben ließ und ihr eine Gänsehaut auf die Arme zauberte. Die Intimität der Situation verfehlte ihre Wirkung nicht. Halb bekleidet. In seinem Zimmer. Allein. Wie sie gehofft hatte.
»Du solltest nicht hier sein.«
Sie reckte das Kinn und riss den Blick von der nackten Haut los, die sein Hemd enthüllte. »Ich muss mit dir reden.«
Er antwortete nicht, sondern starrte sie nur mit einer finsteren Eindringlichkeit an, die ihr Schauer über den Rücken jagte.
Nichtsdestotrotz deutete Meg sein Schweigen, so brütend es auch war, als ausreichende Einladung und zwängte sich an ihm vorbei ins Zimmer, wo ihr sofort das torfige Aroma von Whisky entgegenschlug. Als sie das halb volle Glas auf dem Tisch bemerkte, kam ihr kurz der Gedanke, dass sie selbst auch eines vertragen könnte. Aber nein, sie wollte sich nicht die Sinne benebeln. Seine Sinne wirkten scharf wie immer.
Neugierig auf die Höhle des Löwen sah sie sich um. Es war ein kleines Zimmer, bei Weitem nicht so elegant wie ihre Gemächer, aber wenn auch nicht luxuriös, so waren die schlichten Möbel doch angemessen. Sie ignorierte das zerwühlte Bett. Der Rest des Raumes war überraschend sauber und ordentlich, ohne verstreute persönliche Gegenstände, wie sie es erwartet hatte. Zwar war sie enttäuscht darüber, dass das Zimmer ihr nichts Neues über ihn verriet, aber sie stellte auch erleichtert fest, dass er allein war. Publikum hätte ihr Vorhaben unmöglich gemacht.
»Warum kommst du nicht rein?«
Meg runzelte bei diesem Sarkasmus die Stirn und sah ihn an. Sein Gesichtsausdruck war hart und undurchdringlich,
der Körper angespannt und wachsam. Er wirkte schrecklich abweisend, und der Mut verließ sie ein wenig.
»Du sagtest, du musst mit mir sprechen?«, fragte er ungeduldig.
Es fiel ihr schwerer als erwartet. Nervös biss sie sich auf die Lippe. Wie sollte sie anfangen? »Ich wollte dir nur sagen, dass es mir egal ist, was du hier bei Hofe wirklich vorhast. Was es auch ist, es ist nicht von Bedeutung. Ich glaube, ich kann dir eine Lösung anbieten, die uns beiden dienlich ist.«
Alex’ Gesicht wurde unbeweglich. Wäre da nicht die schneller pulsierende Ader an seinem Hals, sie hätte geglaubt, dass er sie nicht verstanden hatte. Doch das hatte er.
Er runzelte die Stirn. »Wovon sprichst du?«
»Eine Verbindung …«
»Teufel noch mal, machst du mir etwa einen Heiratsantrag?«
Meg errötete. Zumindest sah er nicht länger so ärgerlich aus, dachte sie bei seinem völlig ungläubigen Gesichtsausdruck. Das war schon mal ein Anfang. Sie holte tief Luft und meinte freimütig: »Ich schätze, ja. Was auch immer in der Vergangenheit geschehen sein mag, ist nicht von Bedeutung. Ich weiß, dass du die Ländereien deines Bruders verwaltet hast, bevor …«
»Was hast du gesagt?«, fragte er scharf.
»Isabel hat mir von Rorys Verletzung vor ein paar Jahren erzählt. Sie sprach davon, wie gut du Rorys Ländereien verwaltet hast.« Wenn der sagenhafte »Rory Mor« Alex seinen Clan anvertraut hatte, dann sprach das für Alex’ Fähigkeiten.
»Was hat sie dir sonst noch erzählt?« Argwohn gab seiner Stimme einen scharfen Klang.
Meg zuckte die Schultern. »Oh, nicht viel.«
Alex verschränkte die Arme vor der Brust und starrte sie finster mit durchdringendem Blick aus harten, saphirblauen Augen an. Er gab sein Bestes, sie mit maskuliner Härte einzuschüchtern. Das hätte vielleicht auch funktioniert, wenn der Anblick der kräftigen
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